Kleinerer Sensor reduziert Schärfentiefe ?
Ich hoffe, ich kann mein Anliegen einigermaßen nachvollziehbar artikulieren:
Bisher war ich der Meinung (=Nicht-Wissen), dass sich bei Verwendung ein KB Objektivs an einer Kamera mit APS-C Sensor die Schärfentiefe gegenüber einem KB Sensor bei gleichbleibender Brennweite bei gleichem Auflagemaß nicht verändert. Da sich auch an einem APS-C-Sensor der Bildwinkel des Objektivs nicht ändert, sondern lediglich der Bildausschnitt aufgrund des kleineren Sensors, bin ich davon ausgegangen, dass bei gleicher Brennweite auch der Zerstreuungskreisdurchmesser auf dem Sensor unabhängig von der Sensorgröße gleich bleibt und damit auch die Schärfentiefe.
Nun habe ich aber in einem Wikipedia Artikel etwas Irritierendes gelesen.
Zitat:
Andere Werte, wie z. B. die Schärfentiefe, ändern sich ebenfalls um den Formatfaktor bzw. dessen Kehrwert, wenn man mit dem gleichen Objektiv aufnimmt, aber das Aufnahmeformat verändert. So wird beim Übergang von Kleinbild zu kleinerem Bildsensor die Schärfentiefe bei gleicher Brennweite um den Formatfaktor reduziert. Aber: Bei gleichem Bildausschnitt, d. h. bei entsprechend kürzerer Brennweite, steigt die Schärfentiefe proportional zum Formatfaktor an.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Formatfaktor#Beispiel (siehe letzten Absatz des Abschnitts)
Dazu weitere Links mit Erläuterungen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hyperfokale_Entfernung
https://de.wikipedia.org/wiki/Zerstreuungskreis
https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%A4rfentiefe
Das Ganze wäre für mich nachvollziehbar, wenn sich für gleiches Objektiv die Bilddiagonale U-N-D die Brennweite ändern, indem der APS-C-Sensor gegenüber einem KB-Sensor näher zur Linse läge. Dann wäre der akzeptable Zerstreuungskreisdurchmesser später/früher erreicht und die Schärfentiefe wäre geringer.
Konkret ... wenn z.B. das Auflagemaß einer SONY mit E-Mount und APS-C Sensor geringer/größer wäre als das Auflagemaß einer Sony mit E-Mount und KB Sensor ... ist es aber nicht, für beide Sensor-Typen sind es 18 cm.
Wenn ich aber gleiches Objektiv, gleiche Blende, gleiche Objekt-Entfernung fokussiert und gleiche Brennweite habe und damit am Sensor (der Bildfläche) gleiche Zerstreuungskreisdurchmesser habe, warum soll dann die Schärfentiefe anders sein ? Nur wegen des kleineren Bildausschnitts ?
Kann mir jemand dazu weitere Infos oder Links geben?
Danke im Voraus ... :)
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Erster Versuch im Nahbereich ...
Aufnahme mit Stativ :
Motiv: Rückseitige Lüftungsschlitze am Monitor
Abstände der Schlitz-Mitte zueinander jeweils ca. 4mm
Fokussierte Entfernung Objektiv - Objekt : ca. 90 cm
Kamera: Sony A7 II
Sensor-Modus KB : Bild 6000 x 4000 Pixel
Sensor-Modus APS-C : Bild 3936 x 2624 Pixel
Belichtung 1/40
Lichtwert +1
ISO 6400
Objektiv Tokina AT-X Zoom 28-85
Benutzte Brennweite 85 mm
Blende 11
Verkleinerungen der Gesamtbilder auf 1200 x 800 Pixel
Beide Crops mit 900 x 600 Pixel vom jeweiligen Original extrahiert
Bemerkung: Ich gebe zu, ich kann bei den Crops keinen Unterschied der Schärfentiefe erkennen. Auch wenn im Nahbereich die Schärfentiefe nur gering variieren kann, aber angeblich soll es ja ca. 1.5-fach kleiner sein. Das sollte man bei Blende 11 schon erkennen.
KB Verkleinerung Gesamtbild auf 1200 x 800 :
Anhang 63708
APS-C Verkleinerung Gesamtbild auf 1200 x 800 :
Anhang 63709
Crop 900 x 600 aus KB :
Anhang 63710
Crop 900 x 600 aus APS-C :
Anhang 63711
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Zitat:
Zitat von
Waldschrat
Idee: Nimm nächstes Mal einen feiner strukturierten Vordergrund wie z.B. Sand oder eine stochastisches Schmutzmuster. ;) Und belichte so, dass das Bild nicht wie hier drüber so schlimm rauscht. Allein in diesem Rauschen gehen doch schon alle Feinheiten unter! :shocking:
Einer meiner mehreren Fehler war ... ich wollte bei mäßigem Licht mit größerem Abstand und größerer Brennweite 85mm und geschlossener Blende ( 11 ) eine recht große Schärfentiefe erreichen und habe das unglückliche Ergebnis erst später wirklich bemerkt. Da war es zu spät ... ich gelobe Besserung.
Mit dem Test kommt mein Verständnis doch wieder etwas ins Schwanken. Ich muss nochmal von vorne anfangen.
Die auf das Motiv (Belüftungsschlitze vor der Mitte) fokussierten Aufnahmen mit den beiden Sensorformaten meiner A7 II (KB 6000 x 4000 und APS-C 3936 x 2624 ) lassen sich auch bei Anpassung auf ein gleiches Betrachtungsformat (z.B. auf 1200 x 800) mit dem Auge nicht so einfach vergleichen. Fragt sich nämlich, was man vergleichen will.
Die relative Schärfentiefe bezogen auf das Motiv bleibt gleich. Das sieht man, aber man kann dies auch überprüfen, indem man ein Crop vom KB Bild erstellt. Der Crop Faktor der A7 II ist 1,52439 (6000/3936). Der Crop vom KB Bild und das APS-C Bild sind - abgesehen von Farbe, keine Ahnung, warum - identisch bezüglich Schärfentiefe.
Vergleicht man die beiden auf eine gleich große Betrachtungsfläche angepassten Bilder jedoch auf die im Bild vorhandene Tiefenschärfe, dann wird beim Bild vom APS-C Sensor die Schärfentiefe - bezogen auf die Bildfläche - größer gegenüber dem KB Bild.
Bei Anpassung der beiden Bilder auf eine gleich große Betrachtungsfläche wird das APS-C Bild geringer verkleinert bzw. stärker vergrößert als das KB Bild. Dies sieht man sehr deutlich an der in den neuen Bildern bewußt eingebauten Reflexion. Wie Du schon vorher darauf verwiesen hattest, verdeutlicht es, wie sich auch die Zerstreungskreisdurchmesser verhalten.
Nun kommt mein Problem
Bei all der schönen Theorie, auch von mir selbst in den Raum gestellt ...
Solange die Aufnahme mit einem guten Objektiv gemacht wurde, das Motiv korrekt fokussiert wurde (zusammen kleiner Zerstreuungskreisdurchmesser) und das auf die Betrachtungsfläche vergrößerte /verkleinerte Bild eine akzeptable Auflösung hat und eine entsprechende Entfernung zum Bild besteht, kann ich keine Veränderung der Schärfentiefe - bezogen zum Motiv - erkennen.
Ok, selbst wenn durch Vergrößerung des Bildes die Zerstreungskreise größer werden, so kann eine zunehmende Unschärfe (1/1500 der Bilddiagonale) eigentlich nur im/um den Nahpunkt und den Fernpunkt der bereits vorhandenen Schärfentiefe auftreten. Dass unscharfe Punkte noch unschärfer werden, versteht sich von selbst.
Inwieweit sich das vor allem in der Makro-Fotografie auswirkt, kann ich nicht beurteilen. Verhält es sich aber so, wie ich es inzwischen vermute, dann ist diese im Nah- und Fernpunkt stärker auftretende Unschärfe bei Vergrößerungen, abgesehen von Ausnahmen, anscheinend vernachlässigbar.
@ Waldschrat: Ich hätte da noch etwas mit einem Pentacon 3.5/30 mit 0,5 cm Zwischenring am M42 Anschluss:
Abstand ca. 30 cm
Blende 4
ISO 3200
Belichtung 1/25 mit Stativ
Betrachtungsformat 900 x 600
Auf 900 x 600 verkleinertes KB Bild
Anhang 63724
Auf 900 x 600 verkleinertes APS-C Bild
Anhang 63725