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Thema: The Return of "Meyer-Optik"

Baum-Darstellung

  1. #11
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    Zitat Zitat von DD_Ihagee Beitrag anzeigen
    Keine Sorge; über die damalige Situation in den Werken in Dresden, Saalfeld und Görlitz bin ich mir schon bewußt. Vor allem über den Gebäudezustand und auch dem der personalintensiven Fertigungen.
    Ob ein Bedarf an Objektiven mit anderen Anschlüssen als M42 oder PB bestanden hätte...keine Ahnung.
    Bezeichnend dennoch, wenn eine Treuhand ausgerechnet zu einer Fachmesse das Aus für die gesamte Fotoindustrie aus Mitteldeutschland verkündet...
    Klar, war ne Sauerei, aber mal ehrlich: Wieviel zahlende Kunden hätten in der Nachwendezeit das (brauchbare) 2.8/28, 1.8/50 oder das 4/300 gekauft? Jeweils manuell, in M42 oder PB, wo der Markt mit recht jungen DDR-Kameras überschwemmt war. Meine Vater hatte eine typische (2.8/28, 1.8/50, 2.8/135), fast neue BC-1-Ausrüstung bei einem Kasseler Fotohändler für 50DM bekommen und mir geschenkt.

    Übrigens, da Rollei erwähnt wurde: es gab ab Oktober 1970 einen Kooperationsversuch zwischen Rollei und CZJ, der aber im Frühjahr 1971 auf Weisung des ZK abgebrochen werden musste. War ein Artikel in "Photographica Cabinett" von 2004: http://www.photographica-cabinett.de...n/heft_32.html, der vom Autor Hans W. Leckscheidt in Auszügen mal im ehemaligen phototec-Forum gepostet wurde:

    Im Herbst 1970 hieß es in der westdeutschen photographischen Industrie "Land unter", denn die Zeiss-Ikon AG in Stuttgart hatte EndeOktober.die Produktion von Kameras im Contessawerk Stuttgart eingestellt und auch Voigtländer in Braunschweig geschlossen. Die Gründekommentierte der frühere Vorstand von Carl Zeiss-Oberkochen, Horst Skoludek später sehr deutlich: "Anfang der 60er Jahre haben wirden Zug verpasst. Wir haben es nicht gemerkt, weil wir nicht international gereist sind und weil wir keine internationalen Kontakte zu den großen Kamerahändlern und Verkaufsorganisationen hatten. Wir haben verpasst, daß eine Kamera auch einfacher hergestellt werden kannund wir haben verpasst, bei gleich hoher Bildqualität in hohes Maß an Automatisierung durch Elektronik einzuführen“.Auch Rollei hatte erhebliche, wenn auch andere Schwierigkeiten, denn die Verträge mit Carl Zeiss-Oberkochen für Objektivlieferungenendeten überwiegend im folgenden Jahr und Neubestellungen erforderten höhere Preise. Auch wollte Carl-Zeiss-Oberkochen keineFertigungslizenzen nach Braunschweig vergeben und beim geplanten Aufbau einer Objektivfertigung in Singapur nicht behilflich sein.Daraufhin fragte der Geschäftsführer von Rollei Dr.-Ing. H. Peesel – ohne Rücksicht auf die damaligen politischen Zwänge (Walter Ulbricht-Ära) – per Telex beim VEB Carl Zeiss Jena an, ob man über Objektivlieferungen reden wolle.Überraschend schnell kam eine positiveAntwort mit Einladung nach Jena und 14 Tage später, im Oktober 1970 fand das erste Gespräch mit der dortigen "Generaldirektion" undder gesamten Führungsmannschaft des Kombinats CZJ statt.Nach heutigen Unterlagen aus dem Betriebsarchiv von Carl Zeiss Jena und nach Aussage von damals anwesenden Zeitzeugen wurde dieAnfrage nach einer Kooperation "sehr aufgeschlossen aufgenommen". Man setzte eine Arbeitsgruppe unter Leitung des CZ-Forschungsdirektorsein, die die Zusammenarbeit vorbereiten sollte. Erstaunlicherweise genehmigten die zuständigen DDR-Ministerien dieweiteren Kontakte sehr kurzfristig, denn bisher war von der politischen Seite jeder Kontakt mit westdeutschen Firmen streng verbotenworden. Heute weiß man, daß nach dem Besuch von Willy Brandt in Erfurt (19.3.1970) eine (kurzzeitige) Lockerung dieses Verbotes verfügt wurde.Noch Ende Dezember 1970 fuhren dann 6 Leute von Rollei-Braunschweig zu Gesprächen nach Jena und führten dort die erstenFachgespräche mit gleichfalls 6 Experten vom VEB Carl Zeiss Jena. Dabei wurden den Zeiss-Leuten Zeichnungen der benötigten Objektiveübergeben und weitere Prüfunterlagen mit Kameras zugesagt, für die Objektive benötigt wurden. Carl Zeiss prüfte daraufhin dieMöglichkeiten, Kapazitäten, Personalbedarf, Lizenzprobleme, Glaslieferung von Schott-Jena und kam - wie die Archiv-Unterlagen heutezeigen - zu ernüchternden Ergebnissen.Denn um die geforderten Preise zu erreichen, hätte man die Selbstkosten für die Objektivfertigung ummindestens 30% senken müssen. Trotzdem sollte auf jeden Fall eine Zusammenarbeit realisiert werden. Die Planung war: Objektive zu Rollei35, Rollei 35 B+C (Tessar-Typ 3,5/40, Triotar-Typ 3,5/40), zu SL 35 (Flektogon-Typ 2,8/20 + 2,8/25 + 2,4/35, Pancolar-Typ 1,8/650,Sonnar-Typ 2,8/85 + 3,5/135 und 3,5/200), zu SL66 (Flektogon-Typ 3,5/40 + 3,5/50, Biotar-Typ 2,8/80, Sonnar-Typ 4/150 + 5,6/250),zu TLR (Tessar-Typ 3,5/75, Biotar-Typ 3,5/75 + 2,8/80) + Sucherobjektive; zu SL 26 (Tessar-Typ 2,8/40, Pro-T. 3,2/28 + 4/80).Insgesamt 22 Objektive sollten konstruktiv und im Design den entsprechenden Kameras angepasst werden, 13 Objektive mußten komplettneu gerechnet und konstruiert werden. Es ging um einen jährlichen Auftrag von 20 Millionen DM und um qualitativ höchstwertige Objektive. Ausspruch des Optischen Rechners von CZJ, Prof. Zöllner: "Durch unsere Zusammenarbeit haben wir die einmalige Chance, aller Welt vor Augen zu führen, zu welchen Leistungen Carl Zeiss Jena in der Lage ist."

    Auch die Möglichkeiten des VEB Carl Zeiss Jena, die Fertigungstechnologie für eine komplette Objektivfabrik in Singapur zu liefern und miteigenen Fachleuten dort aufzubauen, waren gegeben und sollten genutzt werde. Allerdings hatte man wesentlich Probleme im Hinblick auf dieAuswirkung der neuen Kamera- und Objektivfabriken auf die eigene Fertigung von Kameras bei Pentacon in Dresden und von Objektivenim thüringischen Saalfeld, wo die Kameraobjektive für die Praktika-Kameras gefertigt wurden. Am Wichtigsten aber waren die Bedenken,die sich bei den möglichen "Auslandseinsätzen" der Fertigungsspezialisten und Projektingenieure ergeben könnten. Denn die 15 – 25Spezialisten müßten etwa ein Jahr im
    arbeiten und dort "auf Linie" gehalten werden. Trotzaller dieser Bedenken war man an einer Zusammenarbeit offenbar so stark interessiert,daß sich die Generaldirektoren des VEB CZ-Jenaentschlossen, die Zusammenarbeit aufzunehmen. So erhielt die Objektivfabrik in Saalfeld den Auftrag, die Voraussetzungen für die erstenObjektivlieferungen zu schaffen und weitere Gespräche zu führen.Mitte Januar 1971 kamen beide Firmen zu Detailgesprächen über konstruktive und fertigungstechnische Probleme in Ost-Berlin zusammen.Dort sollten die Rangfolge von Entwicklung und Produktion der Objektive sowie die Qualitätskriterien und andere Parameter festgelegtwerden. Wie der Autor des Berichtes erzählt, war die Atmosphäre sehr gut und man war sich schnell über die Details einig. Einige Tagespäter folgten weitere Gespräche in Ostberlin zwischen den Kaufleuten beider Seiten über die Terminpläne und Preise. Über die Preisekonnte man sich nicht einigen, so daß ein zweites Preisgespräch erforderlich war, das diesmal in Braunschweig stattfand. Dies konnte man alseine kleine Sensation ansehen, dann zu der Zeit durften praktisch nur Rentner über die Grenze nach Westdeutschland fahren.Dann saß man in Braunschweig bei Rollei wieder am Konferenztisch und einigte sich diesmal sehr schnell über die strittigen Preisthemen.Wenige Tage nach den Preisverhandlungen in Braunschweig fuhren zwei Rollei-Experten mit dem PKW diesmal zur Zeiss-ObjektivfabrikSaalfeld in Thüringen, um dort die technischen Einrichtungen zu begutachten. Dabeifuhren sie in Hessen über die für Normalbürgerunüberwindliche Grenze, wobei am Grenzübergang alle Genehmigungspapiere schon bereitlagen. Wenig bekannt ist, daß die in Saalfeldinstallierten modernen Maschinen auch in der Großserie eine sehr gute Qualität der Objektive ermöglichten, meist Wechselobjektive für diePraktika-SLR-Kameras. Der Montagesaal aber, wo Dutzende von Frauen in Glasvitrinen die empfindlichen Blendenlamellen montierten, sahes schlimm aus; denn sicher waren dort seit Ende des Krieges Wände und Decken nicht mehr gestrichen worden Dafür gab es an der Wandein Riesen-Transparent zum kommenden Parteitag der Sozialistischen Einheits Partei(SED).Zur Überraschung und zum Bedauern insbesondere der Carl-Zeiss-Leute erfolgte 14 Tage später die Weisung aus Ostberlin "allegeschäftlichen Verbindungen mit den Rollei-Werken abzubrechen". Die Beton-Fraktion in Ostberlin hatte gesiegt. Wie man heute ausanderen Unterlagen weiß, war diese wirtschaftsfreundliche Aktivität von Carl Zeiss einigen moskautreuen Entscheidern und Ulbricht-Kritikernmehr als suspekt. Einige Monate später, am 3.Mai 1971 war Ulbricht entmachtet und Erich Honecker saß auf seinem Stuhl. Damitwar für Carl Zeiss in Jena die Chance vertan, durch innovative Objektiventwicklungen und gute Fertigungsqualitäten auf dem Photomarkt derkommenden Jahre eine wesentliche Rolle zu spielen. Zu einem späteren Zeitpunkt erhielt Rollei dann wieder seine Qualitätsobjektive vonCarl Zeiss aus Oberkochen und auch die Lizenz zur Fertigung von Objektiven "made by Rollei" aus Braunschweig lieferte Zeiss-Qualitäten.

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