Generell muss man aus meiner Sicht erstmal unterscheiden.
Die "Brot und Butter" - Objektive der Analogzeit liegen schwer wie Blei in den Regalen. Auf den Fotobörsen werden die letztlich verramscht, ebenso auch die Mittelklasse-Objektive.
Spricht man auf solchen Fotobörsen mit Händlern, so schütteln die den Kopf bei der Frage ob gute Umsätze noch möglich sind. Die Ankauf-Situation ist für die Händler auch immer schwerer, informieren sich doch die Erben irgendwelcher Fotoausrüstungen vom Papa oder dem Opa ganz schnell im Internet, welche Preis für Opas alte Ausrüstung wohl noch zu erwarten wäre.
Dabei schneiden sich die Händler als Einkäufer mit ihren überteuerten Wunsch-Verkaufsangeboten wieder ins eigene Fleisch. So versucht es dann jeder Erbe erstmal bei Ebay, stellt den Kram ein und ist enttäuscht, das selten jemand etwas zu dem Preis kauft, den andere Händler da so verlangen. Die Ausrüstung macht dann mehrmals die Runde und steht zum Teil wochenlang in den Kategorien.
Entscheidend kommt hinzu, dass gemäß der Alterspyramide die alten Analogfotografen langsam "aussterben" und somit immer mehr 0815 Quelle, Neckermann, Ottoversand, Porst Klamotten und so weiter den Markt überfluten, weil die Enkel halt Opas Kameraausrüstung bei der Haushaltsauflösung auf dem Dachboden, im Keller oder im Wohnzimmerschrank finden und verhökern.
Diese Marken wie Albinar, Weltblick, Beroflex, Porst und wie sie alle hießen, waren halt die Kameras und Objektive der Gelegenheitsfotografen... meist mit wenig Bindung zur eigentlichen Fotografie als echtes Hobby, sondern weil man angeblich mit einer Spiegelreflex bessere Bilder macht und die über "Abstottern" bei einem Versandhändler relativ wenig den Haushalt belasteten, statt gleich mit Preisen von 1.000 und mehr Mark ein großes Loch in das Haushaltsbudget zu reißen.
Nur wer wirklich begeisterter Fotograf war, lange Zeit auf seine Kamera und beste Objektive gespart hatte oder sie sich auch so leisten konnte, kaufte sich hochwertigste Sachen wie Leica, Olympus, Nikon, Pentax... usw. Da kosteten die guten Objektive aber auch gleich nochmal den Preis der Kamera... und bei den 3 Standardbrennweiten wurde es dann richtig teuer.
Diese Kameraausrüstungen der 0815 Liga überschwemmen nun seit geraumer Zeit den Gebrauchtmarkt und es werden immer mehr... weil die Menschen halt alle sterben !
Ausgenommen von den langsam wieder sinkenden Preisen sind solche im englischen "collector Items" genannten Sammler-Objektive, von denen nur geringe Stückzahlen gebaut wurden, oder eben durch die Nutzung an Digitalkameras mit Wechselobjektiv-Option für sehr gut befundene Rechnungen, die im Internet hinreichend Würdigung erfahren haben. Man denke nur an unsere Vorstellungsthreads über die Jahre... die meisten hier werden sicherlich einen Großteil der hier vorgestellten Perlen selbst im Bestand haben.
So wird es aus meiner Sicht immer diese zweiteilung geben... einerseits die Preisentwicklung bei den millionenfach an irgendwelchen Analogkameras hängenden einfachst-Objektiven, bis hin zu den aussergewöhnlich guten Objektiven und den Sammlergegenständen.
Andere Faktoren - nur um mal ein Beispiel zu nennen - wie die Neuentdeckung des Biotar oder Trioplan - fördern mit den zum Teil utopischen Preisen auch dazu, dann nach preisgünstigeren Alternativen zu suchen und sie - im Falle des Biotar dann in einem russischen Helios oder einem Meostigmat 1,4/70mm auch zu finden.
Das schlägt natürlich auch auf die Angebotspreise eines Biotar durch...wenn man die gleichen "Effekte" mit einem deutlich billigeren Objektiv erzeugen kann.
Das alles war aber auch nur möglich, durch die Digitalkameras. Früher musste man das gesamte System wechseln, heut reicht oft ein Adapter...
LG
Henry