AW: radioaktive Objektive
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Das ist ein alter Hut..
Thorium wurde aufgrund seiner guten Eigenschaften vielen Glasmischungen in den frühen Jahren beigemischt. Der Brechungsindex der Linsen wurde erhöht und damit erschien es den Objektivbauern als das Mittel der Wahl. Thorium ist von seiner Charakteristik her ein Alpha Strahler. Dies bedeutet, die von ihm ausgesandten, radioaktiven Strahlen sind derart groß, das bereits Papier ausreicht, um es "abzuschirmen".. insofern keine Gefahr für den Fotografen. Die Alpha Strahler sind nicht einmal in der Lage, die abgestorbenen Hautschichten des Menschen zu durchdringen.
Aber weil entsprechend viele Menschen aus Unkenntnis bei dem Begriff.. radioaktiv "nervös" wurden, zwang es die Hersteller dazu, dieses ansonsten für die optischen Eigenschaften hervorragend zu nennende Element aus dem Objektivbau zu nehmen und durch das Lanthanoxyd zu ersetzen.
Lanthanoxid..
http://de.wikipedia.org/wiki/Lanthanoxid
Objektive, die mit Thoriumbeimengungen hergestellt wurden, sind allgegenwärtig unter Altglassammlern. Gestorben ist daran bislang niemand. Gefährlich ist eigentlich nur die direkte Einatmung, wenn eine Linse zu Bruch geht oder jemand es mit einem Eis am Stiel verwechselt.
Auffälligstes Merkmal dieser Linsen ist die mit den Jahren einsetzende "Vergilbung" der Gläser, die von manchen Usern kurzfristig durch Beschuss mit UV Strahlung zurückgedängt werden konnte, sich aber nach einer kurzen Zeit wieder einstellt.
LG
Henry
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CChris
Für jeden, der das jetzt für schräg hält: wie weit wohnt ihr vom nächsten Atomkraftwerk weg? ;)
ca. 20km :)
Obwohl... ist ja gar kein richtiges AKW, sondern nur ein Versuchsreaktor. :bananajoe
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Heiko
ist ja gar kein richtiges AKW, sondern nur ein Versuchsreaktor. :bananajoe
Wenns hoch geht ist es egal was es war. :hehehe:
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Diese Thema hat in den internationalen Foren ebenfalls eine geringe Halbwertszeit. ;)
Will sagen, es kommt mit beharrlicher Regelmäßigkeit immer mal wieder auf den Tisch.
Sei's drum. Wir leben mit einer völlig normalen Hintergrundstrahlung und wer einmal in die USA fliegt kriegt mehr Radioaktivität ab als wenn er mit solche Objektiven fotografiert. Nur, darüber macht sich kaum jemand Gedanken!
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Sorry, ich glaube das kam etwas falsch rüber: euch Experten muss ich natürlich nicht mehr erzählen, dass (und wieso) es einige radioaktive Objektive gibt.
Ziel des Threads hier war eher 'was habt ihr so für strahlende Exoten Zuhause liegen?' bzw. die 'vielleicht finden wir ja ein paar unbekannte'-Motivation.
Ich hätte den Thread hier nicht eröffnet, wenn ich nicht zufällig bei einer Auswahl von < 10 m42-Linsen (davon praktisch alle jünger als 1970) gleich eine radioaktive, bisher nicht als radioaktiv bekannte Überraschung dabei gewesen wäre ;)
Das soll hier auch kein allgemeiner 'wieviel Strahlung ist schädlich' / 'Radioaktivitäts-Panikthread' werden - wie ihr bereits bemerkt habt, ist mein Fazit ebenfalls: 'ungefährlich'.
@Hinnerker: es gibt meines Wissens keine perfekten Alpha/Beta-Strahler/Gamma-Strahler (z.B. wegen Zerfallsprodukte, die selber 'anders' strahlen), ganz so einfach mit dem Blatt Papier ist es also selten. Mein Detektor ist auch nicht auf Alphastrahlung ausgelegt, denn logischerweise müsste er ebenfalls eine sehr, sehr dünne Seitenscheibe besitzen, damit die 'richtig' Alphastrahlen auch wirklich ankommen. Also wahrscheinlich doch etwas Beta-Strahlung dabei.
Abgesehen davon: theoretisch zerfällt das Thorium u.a. zu Radon (Gas -> unangenehm, auch mit Alphastrahlung) und zu Polonium (was passiert, wenn man davon eine größere Menge verschluckt, ist ja leider mittlerweile bekannt). Ich kenne aber keinen, der seine Objektive verschluckt, sollte also kein Problem darstellen.
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Habe gerade keinen Geigerzähler zur Hand, aber bei drei meiner Objektive bin ich mir sicher, alles ältere in der Lichtstarken 1:1.2 Klasse.
Minolta Rokkor 58mm 1.2
Olympus Auto-S 55mm 1.2
Yashica Auto-Yashinon Tomioka 55mm 1.2
Bei allen anderen Objektiven muß ich warten bis sich die Gelbfärbung zeigt.
LG
Gerhard
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ich hab ein zebra-pancolar, bei dem vorderste und hinterste linse "strahlen". und montiere es einfach deshalb nicht mehr an der kamera, weils für die elektronik sicher nicht vorteilhaft ist. ich hab es einfach durch ein "kaltes" pancolar um 16 euronen ersetzt. im übrigen hat kodak schon in den 40er jahren thorium in einigen linsen verwendet.
irgendwo im netz hab ich mal einen firmen-problemstoffbericht von minolta gefunden, in dem sie unter anderem berichtet haben, dass sie in ihrem lager thoriumglas gefunden hätten...so nach dem motto "huch wo kommt denn das her".
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Ach, ein Zebra Pancolar... 8 oder 6 Lamellen..
Ich kann Dir dabei helfen, den radioaktiven Abfall zu "entsorgen".. immer her damit.:dancing:
Hier geht es zum Endlager..
LG
Henry
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nettes angebot henry, aber das teil hat 8 blendenlamellen, vier inneren linsen, die nicht strahlen...eine trennung von dem teil würde ich nicht überleben
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Hui, da kommt ja doch schon einiges zusammen.
1.2er mit Gelbstich sind bestimmt 'heiße Kandidaten', von Yashinon und Minolta gabs ja offensichtlich schon andere radioaktive Objektive.
@carl_goes_digital: radioaktive Strahlen tun keiner Elektronik gut, aber ist dein Objektiv wirklich so 'heiß', dass du Angst um deinen CMOS-Chip hast? Praktisch alles andere wichtige liegt zumindest für Alpha- und leichte Betastrahlung an schwerer erreichbaren Orten innerhalb der Kamera, auch wenn ich darauf nicht viel geben würde.
@Henry: hat dein 'Endlager'-Fotoschrank auch Salzlauge-Probleme und Wassereinbrüche? *gg*
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Nö, aber meine Kamera-Elektronik liebt es "heiß".. insbesondere beim Pancolar 1.8/50 "Zebra". Kamen gute Fotos bei rum.. grins.
Nochmals.. es ist ein Alpha - Strahler.. da ist nix mit Einwirkung auf Elektronik. Zumindest die 350D, die 400d und die alte 5 D, an der ich das Zebra betrieben habe, juckte das nicht die "Bohne"..
Das spielt sich wohl eher in den Köpfen der Fotografen ab, als das es wirkliche Effekte gibt.. grins.
LG
Henry
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hinnerker
Nö, aber meine Kamera-Elektronik liebt es "heiß".. insbesondere beim Pancolar 1.8/50 "Zebra".
Hattest du nicht gerade Probleme mit deiner MkII. ;)
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Zitat von
CChris
@carl_goes_digital: radioaktive Strahlen tun keiner Elektronik gut, aber ist dein Objektiv wirklich so 'heiß', dass du Angst um deinen CMOS-Chip hast? Praktisch alles andere wichtige liegt zumindest für Alpha- und leichte Betastrahlung an schwerer erreichbaren Orten innerhalb der Kamera, auch wenn ich darauf nicht viel geben würde.
die zerfallsprodukte vom thorium sind alpha, beta und gammastrahler. auch seitlich durch den obi-metallkörper kommt genügend durch...und wegen "angst"...warum soll ich mir unbedingt den gelbstich antun ?
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@carl_goes_digital:
Volle Zustimmung bezüglich der Problematik. Sagte ich auch selber bereits:
@Hinnerker: es gibt meines Wissens keine perfekten Alpha/Beta-Strahler/Gamma-Strahler (z.B. wegen Zerfallsprodukte, die selber 'anders' strahlen)
Damit meinte ich natürlich Beta/Gammastrahlung, beides weder gesund noch gut für die Elektronik. Auch der Gelbstich des Lithagon hat mich bis jetzt noch nicht positiv überrascht, kann auf so etwas gerne verzichten.
Meine Frage war eher: bei einer angenommenen Distanz Hinterlinse <-> Chip ~ 5cm dürfte bei meinem Lithagon max. 5-10x der Anteil der natürlichen Hintergrundstrahlung ankommen, das an sich sollte also kein Grund zur Besorgnis sein. Denkbar wäre eher eine direkte Auswirkung von Alphastrahlen auf den CMOS-Chip, vor dem ja natürlich noch der Infrarotfilter etc. liegt, also auch hier keine größere Gefahr.
Wenn es jetzt aber offensichtlich so ist, dass dein Pancolar deutlich stärker strahlt, (auch deutlich messbar durch die Metallhülle deines Objektivs) dann kann ich deine Ansicht natürlich verstehen - das Lithagon würde ich auch definitiv nicht als immer-drauf verwenden.
@Henry: deutlich sichtbare Auswirkungen von Radioaktivität auf analogen Film / digitale Sensoren (messbar über Pixelrauschen) gibts meines Wissens nach erst ab halb-lebensgefährlichen Strahlendosen. Die Fotografen in Tschernobyl hatten praktisch nur noch belichtete Filme. Wobei dort wohlgemerkt die Strahlung nicht vom Objektiv kam, also nochmal eine ganz andere Größenordnung.
Trotzdem würde ich mir viel früher Sorgen um meine eigene Haut als um die Elektronik machen ;)
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Zitat:
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LucisPictor
Hattest du nicht gerade Probleme mit deiner MkII. ;)
Jo, die hat aber noch nie ein Pancolar von weitem gesehen. Vermutlich haben sich die beiden 5er (alt und neu) vor dem Verlassen des Hauses unterhalten und die 5D MKII war beleidigt, weil sie noch kein Pancolar bekommen hat.. grins.
Mal im Ernst. Seit erscheinen der digitalten SLR sind die alten Objektive wieder "in Mode" gekommen als preisgünstige Alternative und zum "Entschleunigten" Fotografieren.
Massenweise Takumare, Rokkore, Nikkore, Yashinon und was weiß ich noch für Marken, die sich damals und dann auch heute thoriumhaltig an den Kameras begeisterten Fotografen präsentieren und feine Bilder in hoher technischer Güte machen, haben in keinem Fall zu irgendeiner Auffälligkeit geführt. Weder ist ein Fotograf hinter seinem Einbeinstativ "gestorben", noch sind in irgendeiner Weise irgendwelche Schädigungen nachgewiesen. Zu Ausfällen der Bordelektronik von Flugzeugen kam es nicht, Kameras haben sich nicht in Rauch aufgelöst..
Einzig der Gelbstich ist nervig, aber mit der EBV easy zu korrigieren.
Alles Andere hab ich ac acta gelegt, denn die Gefahr von einem Blitz erschlagen zu werden, ist in der Wahrscheinlichkeit deutlich höher, als nun durch die Beimengungen in irgendeiner Weise eine Schädigung zu erleiden. Wer da nun zwischen Müsli, Wellness und angeratener Gesundheitsvorsorge sein Lebensrisiko oder das seiner Kamera eingrenzen will, selbstverständlich.
LG
Henry
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Ionisierende Stahlung hat für uns Menschen schon was Geheimnisvolles, Bedrohliches, weil für diese Art der Strahlung unsere verfügbaren Sinne nicht empfindlich sind. Das hat die Evolution ganz offensichtlich nicht interessiert, weil irrelevant über Jahrmillionen.
Erst durch die Erfindung der Kernspaltung vor rund 80 Jahren und den darauf folgenden technischen Einsatz ist diese Strahlung mehr und mehr in unserer Bewußtsein vorgedrungen. Der militärische Einsatz und die Pannen der Kernkraftwerke haben berechtigterweise unsere Sorge um diese Strahlung bestärkt.
Ich hatte beruflich von 1975 bis 1979 mit offenen hochradioaktiven Stoffen zu tun und dabei gelernt, mit äußerst gefährlichen Stoffen umzugehen.
Leider mußte ich in einem Forschungsreaktor einen gewissen Leichtsinn beim Umgang feststellen - der verwendete Geigerzähler des Sicherheitsingenieurs zeigte Vollausschlag an bei einer bestrahlten Probe. Man hätte diese hochradioaktive Probe in einem verfügbaren Becken abklingen lassen müssen, was leider nicht geschah.
Diese Erfahrung hat meine Einstellung zu dieser Technik nachhaltig beeinflußt.
Wenn man allerdings thoriumhaltige Gläser ähnlich gefährlich einstuft ist das schlichtweg ein Witz. Zum Glück wurde die Gefährlichkeit in diesem Thread schon relativiert. Man kann übrigens sehr genau die radioaktiven Zerfälle des Thoriums und seiner Tochternuklide berechnen.
Ich denke kein vernünftiger Mensch würde eine thoriumhaltige Linse mit einem Hammer zertrümmern und den resultierenden Staub kräftig einatmen. Das könnte in der Tat schädlich sein.
Mein thoriumhaltiges Rikenon 1:1,4/55 mm wird mir auch in 1000 Jahren keinen Schaden zufügen ............
Gruss Fraenzel
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@Fraenzel: Vollausschlag ist nie gut, selbst bei den billigen Geigerzählern. Und 1979 .. uiuiui.
'Partielle Kernschmelze' in Three Miles Island (Harrisburg, USA) - '74, '77 und '78 gabs in der Sowjetunion ja schon schwere Unglücke .. also ich wollte weder damals noch heute in dem Sektor beruflich tätig sein =P
Nicht dass ich gegen wirtschaftlichen Fortschritt wäre, aber Kernkraftwerke sind meiner Meinung nach nicht ohne Umweltschäden und exorbitante Kosten (Sicherheit / Uranabbau / Transport / Wiederaufbereitung / Zwischenlagerung / Endlagerung / Rückbau der Atomkraftwerke) zu machen - am Ende profitieren nur die Konzerne. Naja, lassen wir das Thema, hier gehts ja um Objektive ;)
Ich denke, wir sind da praktisch alle einer Meinung, thoriumhaltige Objektive sind zwar keine Spielzeuge, aber auch keine konkrete Gesundheitsgefahr.
Da lässt sich nur sagen: don't try this at home.
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Update: ich hab das Lithagon 35mm f/3.5 jetzt geöffnet und es war wirklich nur die kleine Hinterlinse, die ionisierende Strahlung aussendet, d.h. der Rest des Objektives scheint 'sauber' zu sein - keine auffallend radioaktiven Glasmischungen mehr. Es ist auch nur diese eine Linse, die leicht gelblich gefärbt ist.
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CChris
... Es ist auch nur diese eine Linse, die leicht gelblich gefärbt ist.
Ab damit in die Sonne oder unter eine starke UV-Lampe für ein paar Tage und es kann sein, dass sie wieder klar wird.
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Hier ist die Hinterlinse:
Anhang 10970Anhang 10969
ungeschwärzt / geschwärzt, mit weiterem Linsenelement