Hallo zusammen,
ich habe den gleichen Text auch ins Fuji X Forum gestellt, möchte aber so viele Meinungen wie möglich dazu haben. Daher entschuldigt bitte dieses doppelte Posten, das mache ich sonst nicht.
Da ich weiß, dass sich hier auch einige professionelle Fotografen "herumtreiben" und sich dieses Forum auch durchaus mal mit juristischen Aspekten der Fotografie befasst bitte ich um eine Meinung zu folgendem Sachverhalt.
Ein professioneller, selbständiger Fotograf bietet im Rahmen seines Gewerbes auch Workshops und Fotokurse mit verschiedenen Inhalten an. In diesem speziellen Shooting geht es um das Ablichten eines Models vor verschiedenen Autos unter freiem Himmel, wenn ich richtig informiert bin, irgendwelche Oldtimer, tut aber auch nicht wirklich was zur Sache. Zum Modeln für diesen Workshop spricht er bei einem Hundespaziergang eine sehr attraktive junge Frau an und fragt sie, ob sie nicht an so etwas teilnehmen möchte. Es geht nicht um erotisches oder Teilakt. Sie, keinerlei Modelerfahrung aber interessiert am Nebenverdienst, sagt zu, man verabredet sich zum Shooting und trifft sich an den besagten Autos. Es nehmen mehrere Teilnehmer an dem Workshop teil, ausschließlich männlich und gesetzteren Alters.
Es gibt, und das stört sie sofort, keinen Sichtschutz, hinter dem sie sich umziehen und dabei nicht von den Teilnehmern gesehen werden könnte. Petrus meint es aber gut an dem Tag und das Shooting fällt zwei Stunden vor dem regulären Ende buchstäblich ins Wasser, da es im Grunde ununterbrochen regnet. Eine vorherige Bitte um einen Outfit-Wechsel lehnt sie mit Hinweis auf den Regen ab. Trotz des Wetters werden vor dem Abbruch einige Bilder gemacht. Der Fotograf bricht aus Sorge um sein Equipment das Shooting dann ab. Die Dame erhält ihr Geld, hakt das als Erfahrung ab und denkt sich nichts weiter dabei.
Bei einem Gespräch danach berichtet der Fotograf, dass einige Teilnehmer unzufrieden gewesen wären, weil sie(!) das Shooting ja abgebrochen hätte. Dem Hinweis, dass er den Abbruch initiiert hat, widerspricht der Fotograf nicht, und das Gespräch ist beendet. So weit, so gut, das war jetzt die Vorgeschichte.
Ein paar Monate später schreibt der Fotograf die Dame wieder an, für einen weiteren Workshop an der gleichen Location. Das "Model" sagt abermals zu und man verabredet sich wieder für diesen Workshop. Allerdings wird schon vor dem Workshop von drei Outfitwechseln gesprochen. Es gibt keinerlei Vereinbarung über ein Honorar.
Der Tag des Workshops rückt näher und das Model (ich nenne sie jetzt der Einfachheit halber mal so, betone aber, dass sie keine Modelerfahrung hat) bekommt angesichts der Erfahrungen vom ersten Workshop ein ungutes Gefühl, vor allem hinsichtlich der Outfitwechsel. Da sie sich ohnehin an dem Tag nicht gut fühlt und ihr auch noch jemand ins Auto fährt lässt sie sich von ihrem Lebensgefährten als krank entschuldigen. Der Fotograf regt sich tierisch auf und fordert den Lebensgefährten auf sie dorthin zu bringen, der das ablehnt. Daraufhin ruft der Fotograf sie mehrfach an und schreibt sie per Whatsapp an, wann sie denn kommen würde. Eine Frage nach ihrem Gesundhetszustand bleibt aus. Tut zwar nichts zur Sache, ermöglicht mir aber eine Einschätzung seiner sozialen Kompetenz. Das Model blockiert den Kontakt daraufhin. Tage später ruft der Fotograf mit unterdrückter Nummer das Model an und macht sie total zur Schnecke, auch auf unterstem Niveau, spricht von vierstelligen Schadenersatzforderungen usw...
Das Model ist verständlicherweise eingeschüchtert und fürchtet einen Rechtsstreit.
Folgende Anmerkungen sind meiner Meinung nach wichtig. Weder für das erste noch das zweite Shooting gibt es irgendeinen schriftlichen Vertrag, weder zur Dienstleistung des Modelns noch zur Verwendung der Bilder. Zum zweiten Termin gibt es ein paar Whatsapp-Nachrichten, die die Terminabsprache beinhalten, aber weder Honorar noch Bildrechte thematisieren.
Das ergibt für mich als juristischem Laien ein paar Fragen/Gedanken
- angesichts des nicht vorhandenen Vertrags halte ich jegliche Schadenersatzforderungen für absurd. Oder?
- wie sieht es mit den Bildrechten vom ersten Shooting aus? Es gibt keine schriftliche Vereinbarung.
- durch den fehlenden Vertrag fühlt sich das für mich nach Schwarzarbeit an. Das muss sich das Model natürlich auch vorwerfen lassen.
- der Fotograf ist durchaus renommiert zu nennen, ist sowas ein gängiges Gehabe?
Ich bitte einfach mal um eure Meinungen dazu.
Vorab schon mal vielen Dank an die, die sich die Zeit nehmen!