Der Rohölpreis macht ja bisher auch eher wenig am Spritpreis aus. Es spielen davon unabhängig auch Transport, Aufbereitung, Lagerung, Provisionen für die Tankstellenbetreiber, Werbung, Umweltauflagen, Forschung, Exploration, usw... eine Rolle. Den Gewinn der Mineralölkonzerne natürlich nicht zu vergessen. Und auf den Rohpreis kommen dann natürlich Mineralöl- und Mehrwertsteuer und verdrei- bis vierfachen den Preis für den Endkunden. Hatte ich die Ökosteuer schon? Nein, war mir bis eben entfallen, wenn es der Umwelt wenigstens zugute käme.
:boese
Ich habe was von 5-8 Mrd. Barrel gehört, das ist riesig, aber eben nicht mal der Welttagesbedarf für 100 Tage. Da gehts um Dimensionen, da kann einem schlecht werden. Interessanterweise gehören die Ölfelder oft auch den Mineralölkonzernen, in meinen Augen kaufen sie das Öl also garnicht, sie können es nur teurer abrechnen.
Und jetzt hole ich mal ganz weit aus:
Zu der ganzen Diskussion muss ich allerdings folgendes sagen: Wir werden hier für die verfehlte Energiepolitik der letzten Jahrzehnte abgestraft. Dass die fossilen Energieträger endlich sind, ist seit mindestens einem halben Jahrhundert bekannt. Die Prognosen haben sich geändert, die eigentlich Tatsache nicht. Anstatt sukzessive diese Energie zu verteuern und damit einen schonenden Aufbau alternativer Energiequellen zu finanzieren, wurde sich dafür entschieden, den Gaul erstmal totzureiten. Sicher, man hätte damit auf einen Anteil des Wirtschaftswachstums verzichten müssen. Das hätte auch global koordiniert werden müssen und das war und ist bisher nicht durchsetzbar. Nun stellt sich auch noch raus (eigentlich wußte man es schon lange, aber es muss schon ein Hurrican Kathrina an der Türe klopfen, bis es jeder kappiert), dass mit dem Aufbrauchen von Kohle, Öl und Gas das ganze Klima aus dem Tritt kommt. In meinen Augen wird das so laufen wie immer: es ändert sich nichts bis es richtig weh tut. 1,5 € pro Liter ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, in diesem Jahr werden sicher noch die 2 Euro geknackt und dann ist es bis zu den 5 DM/Liter, die die Grünen vor Jahren angekündigt hatten nicht mehr weit. Und was passiert? Alles flucht, als wäre das nicht absehbar gewesen.
Und wenn genug geflucht wurde, dann wird vielleicht ein kleineres Auto gekauft und kein SUV mehr um zum Bäcker zu fahren. Vielleicht wird auch die Wohnung besser isoliert, vielleicht kauft man sich ne Wärmepumpe/ Solarzelle/ Solarkollektor für die Heizung, vielleicht schaltet man seine Geräte nicht mehr auf Standby sondern aus. Und da frage ich mich: warum erst jetzt? Weil die Preispolitik verfehlt war und nur auf Löcher im Geldbeutel reagiert wird, nicht auf Appelle. Aber genau für die lenkende Funktion wählt man sich ja eigentlich Politiker. Die arbeiten aber für Interessenvertreter, Verbände und dergleichen und in den wenigsten Fällen für das Volk bzw. deren Zukunft.
Hätte man vor 20 Jahren angefangen, wäre das alles deutlich angenehmer für alle Beteiligten abgelaufen. Aber so ist das Strickmuster unserer Politik: im besten Fall wird 4 Jahre im Voraus gedacht, davon 2 Jahre ernsthaft, weil dann ist wieder Wahlkampf. Siehe Energiepolitik, siehe Haushaltskonsolidierung, siehe Rentensystem, siehe Bildungssystem, siehe Arbeitsrecht, usw... Die Karten liegen auf dem Tisch und bei nüchterner Betrachtung gibt es wenige Lösungsstrategien, die wirklich erfolgreich sein können. Aber das bedeutet Einschnitte, und so zerfleischt sich alles in Besitzstandswahrungskämpfen anstatt die Sache mal gemeinsam anzugehen. Und so fährt die ganze Fuhre eben an den Baum. Weil sich nichts ändert, solange die aktuelle Situation nicht deutlich mehr weh tut als die notwendigen Einschnitte, die aber immer größer werden, je länger man wartet.
Und so werden wir vor jeder Wahl aufs Neue belogen, weil wir die Wahrheit gar nicht hören wollen, weil Weitermachen einfacher als Umdrehen ist. Jede Partei muss versprechen, was sie wem alles geben wird, nach der Wahl. Nur gibt es eigentlich gar nichts mehr zu geben... realistisch geht es darum, was wem wann genommen wird. Wer 2 Billionen Schulden bedienen muss, hat eben wenig Spielraum... aber an der Stelle mach ich vielleicht bei anderer Gelegenheit weiter.
Um nochmal den Bogen zum eigentlich Thema zu ziehen: Eine Petition zur Halbierung der Steuer auf Kraftstoffe ist nicht nur nutzlos, sie ist in meinen Augen kontraproduktiv. Energie muss teurer werden, bis regenerative Energie alleine wettbewerbsfähig ist. Nur da liegt unsere Zukunft. Viel mehr muss an anderer Stelle eine steuerliche Entlastung her, gerade für die kleinen und mittleren Einkommen, die sonst nicht die Möglichkeit haben, mit Energiesparmaßnahmen zu reagieren. Und eigentlich hätte man vor Jahren damit anfangen müssen. Eigentlich habe ich ja für die Grünen nichts übrig, aber hier hatten sie recht...
So long und schönes WE,
Markus