Was Christian sagt, kann ich eigentlich nur unterschreiben.
Wenn ich heute an meine ersten Reparaturen, Umbauten und Überholungen zurück denke, so trifft all das was er sagt zu.
Mit zunehmender Beschäftigung wird die Lernkurve aber immer steiler und selbst zu Beginn empfundene "das bring ich nie wieder zusammen" - Gedanken waren ständige Begleiter, aber auch "Herausforderungen" an das eigene "Bastel-Gen-Ego".
Mein erstes Objektiv mit vielen, vielen Blendenlamellen, die wieder geordnet werden wollten als Beispiel angeführt und die mich schier zur Verzweifelung brachten, hab ich teilweise wochenlang vor mich hergeschoben und stand mehrfach kurz vor dem finalen Wurf des Objektivs aus dem sprichwörtlichen Fenster, bis mir nach Wochen dann eine finale Lösung des Problems einfiel und der nächste Versuch gestartet wurde. Vielfach war ich mir mit meiner Ungeduld auch selbst im Wege. Blendenlamellen sind seitdem eine Arbeit, die ich gern meiner Frau überlasse, die Geduld und die notwendigen Pinzetten besitzt....
Es ist manchmal so, dass man bei größeren Problemen einige Nächte drüber "schlafen" muss, eh man es wieder zur Hand nimmt und einen neuen Anlauf wagt.
Die Konsequenz aus dem Ganzen führte dann zur eigenen Drehbank, um einige Teile selbst herstellen zu können. Auch hatte ich das Glück, an meinem alten Wohnort eine Werkstatt mit etlichen CNC Maschinen und nötiger Fachkompetenz in einer direkt an unser Haus angrenzenden Halle zu haben. Dort hab ich viel gelernt und die Zeiten der Umbauten nur mit einem Dremel "bewaffnet" war dann endgültig vorbei.
Es ist auch immer ein guter Ratgeber, sich von Fehlschlägen nicht unterkriegen zu lassen. Was sich bei mir an nicht lohnenswerten oder reparablen Objektiven Objektivleichen ansammelte, ging dann zur Ersatzteil-Gewinnung in den Fundus für Schrauben, Federn, Tuben, Gelenkwellen und Kugeln. Mittlerweile füllt dieser Fundus mehrere 1,50 Meter hohe, doppelreihig mit Schubladen besetzte Aufbewahrungsschränke, da ich auch von einigen Mitgliedern des DCC "Objektivleichen" zu eben der Ersatzteilgewinnung zugeschickt bekam.
Deshalb nie etwas wegwerfen, auch wenn man noch so "wütend" auf das nicht gelingen ist. Im Laufe der Jahre kann man immer mal wieder andere glücklich machen mit Ersatzteilen.
Beispielsweise hatte ich eine Menge Leute, die bei dem Hype um die Projektionsobjektive von Meopta Kürzungen und Einpassungen brauchten. Unter anderem der Besitzer des MfLenses - Forums, Attila. Der schickte mir mal ein Meostigmat 1/70mm zur Umarbeitung zu.
Nachdem dies geöffnet wurde, der Body entsprechend gekürzt und da Ganze wieder zusammengebaut wurde, stellte sich heraus, dass damit kein vernünftiges Bild zu machen war.
Es stellte sich nach der Diagnose des Fehlers heraus, dass in seinem Objektiv komplett eine Linse fehlte. Die war schlicht nicht mehr in dem Tubus vorhanden.
Einige Monate vorher ging leider eines des gleichen Typs von unserem DCC User "Wolfhansen", den von mir bedauerten, leidvollen Weg ins Objektiv-Nirvana, weil sich das Objektiv, trotz aller Versuche Frontlinsen- und Rücklinseneinheit zu trennen nicht mehr auseinander schrauben ließ, so miteineiander korridiert und ineinander gefressen waren die Gewindegänge und daher das Risiko eingegangen werden musste, es für die Bearbeitung auf der Drehbank komplett einzuspannen.
Das ging leider gründlich schief, denn es sprang bei der Bearbeitung aus dem Backenfutter. Frontlinse hin und damit auch wegen verbeueltem Gehäuse ein Totalschaden.
Nun lebte es sich ungeniert und der Tubus konnte dann in der Folge mit roher Gewalt und starker Erhitzung in die zwei Teile getrennt werden. Erhitzung war damals keine Option, weil das Glas und insbesondere die Verkittung damit gefärdet worden wäre.
Auf jeden Fall hab ich das, was von den Linsen noch brauchbar war, weg "gebunkert"....
Per Zufall war nun aus dem Objektiv genau das noch verfügbar, was für das 1/70 von Attila, dem MFLenses Inhaber, benötigt wurde. So freute sich Attila über sein nun wieder komplettes Meostigmat 1/70mm.
Gerade bei den alten Dingen, an denen wir hier rumschrauben, ist es - neben den handwerklichen Skills - auch erforderlich, sich einen solchen Fundus aufzubauen. Wenn ich nur an die Vielzahl von kleinsten Schrauben, oder Ersatzfedern, die gelegentlich gebraucht wurden bei Reparaturen denke, hätte ich das alles ohne meinen Fundus kaum geschafft.
In diesem Sinne "mach weiter so Andreas" und laß Dich nicht von Rückschlägen aufhalten. Sie gehören einfach dazu und sind "Lehrgeld", das einfach gezahlt werden muss. Es wird später an anderer Stelle zurück gezahlt durch Einsparungen.
LG
Henry