Ich schließe hier an Posting #16 im Thread an.
Es ging um einen abgebrochenen Stopper auf der Indexscheibe des Bildzählwerks, den ich durch einen aufgeklebten Kunststoffteil ersetzte.
Hat der Fix geklappt?
Die Kamera stand geöffnet über Nacht, die Klebestelle ist ausgehärtet, jetzt wollen wir sehen, ob der Fix geklappt hat!
Eine Batterie ist eingelegt.
Da der Ein-/Ausschalter in der oberen Abdeckkappe verbaut ist, die momentan nicht zur Verfügung steht, schalte ich die Spannungsversorgung direkt am Drehkontakt ein.
Da eine Batterie eingelegt ist und die Schaltung damit grundsätzlich an Spannung liegt, sollte man dabei vorsichtig sein und nicht mit einem Schraubendreher aus Metall etc. an die Kontakte gehen.
Es könnte zu einem Kurzschluss bzw. anderen, nicht erwünschten, Stromflüssen kommen, die potenziell schädlich sind.
Also nehme ich dazu einen Eingabestift von einem uralten Pocket-Computer, der ist aus Kunststoff und damit kein elektrischer Leiter:
Zufällig habe ich entdeckt, dass die X-700 bei "abgeräumtem" Override im A(utomatik) Modus durchgehend Überbelichtung misst.
Das ist gut, denn so kann ich die kommenden 36 Auslösungen rasch erledigen, ohne dass die Kamera mit langen Verschlusszeiten bremst.
Der goldene Kontaktring als Basis des Overrides ist jetzt ohne seine beiden Aufsätze, die sich inzwischen links auf der Arbeitsmatte von den Tortouren der letzten Tage erholen
Den Aufzughebel habe ich provisorisch angeschraubt und mache die Auslösungen, bis das Bildzählwerk auf 36 steht.
Der Auslöser ist auf seiner Spiralfeder nur eingesteckt, aber der Kontakt schließt einwandfrei:
Ich nehme den Aufzughebel wieder ab. Die Scheibe ist nun bereit, um ihre Blitzreise im Uhrzeigersinn retour bis zur Position "S" anzutreten.
Für die Rückstellung ist eine Feder unter der Scheibe zuständig, die jetzt gespannt ist.
Gleich wird sich zeigen, ob der neue - blaue - Ersatzstopper den Miniaufprall an der Kante auffangen kann:
Um das Bildzählwerk rückzustellen, muss die Rückwand geöffnet werden.
Dazu muss die Achse, an der die Filmrückspulkurbel montiert ist, nach oben gezogen werden.
Da die Kurbel, die auch als Anfasser dient, nicht befestigt ist, drehe ich ihre Befestigungsschraube in die Achse ein. Damit kann ich die Achse noch oben anziehen und die Rückwand entriegeln.
Die Spannung steigt, ich ziehe an der Schraube, die Rückwand springt auf ...
... die Indexscheibe flitzt auf ihre Anfangsposition, leider sogar noch ein Stück davor ...
... und der blaue Ersatzstopper fliegt in kleinem Bogen auf die Arbeitsmatte.
Rechts oben im Bild liegt er, zwischen den beiden Griffen der Zangen:
Der Fix war zwar wohlüberlegt, aber nicht erfolgreich. Trotz Sekundenkleber, der doch alles kleben sollte, so, als ob es nie gebrochen gewesen wäre ...
Kamera und ich, wir stehen wieder da, wo wir mit der Behandlung begonnen hatten.
Eine neue Lösung muss her
Der Sekundenkleber ist zähflüssig.
Wenn ich einen Tropfen direkt auf die Stelle aufbringe und aushärten lasse, müsste das ausreichen, um die Scheibe an der Kante zu stoppen.
Eine bessere Idee habe ich nicht, ebensowenig kenne ich mich mit der Verabeitung von Kunststoffen aus - also gleich den Schwung der Verzweiflung nutzen
Um die Stelle weit genug von dem orangen Hebel über der Indexscheibe wegzudrehen, damit ich ihn nicht versehentlich festklebe, setze ich den Aufzughebel an und mache vier Auslösungen.
Dabei ist es eine gute Idee, den Aufzughebel, der gegen Widerstand gedrückt wird, mit einem Finger anzupressen, sonst geht er ab. Was auch passiert.
Lebendiger Mechanikunterricht
Ich ziehe den Aufzughebel wieder ab ...
... und setze kühn einen Tropfen Sekundenkleber auf die besagte Stelle.
Das geschieht mit einem Zahnstocher bei angesetzter Lupe.
Perfekt gelingt es auch diesmal nicht, aber die Scheibe ist nicht versaut und kann frei drehen.
Der Tropfen ist groß genug, um den ursprünglich an dieser Stelle befindlichen Nippel nachzubilden.
Und hoffentlich hart genug, um beim Anprall an der Kante nicht abrasiert zu werden:
Hier ist wieder Pause
Der Kleber soll nun aushärten. Eventuell setze ich dann nochmals einen Tropfen drauf.
Die X-700 kommt so lange in den Schrank, alle ausgebauten Teile ins Töpfchen.
Inzwischen sind mir alle wohlvertraut, dh ich sollte mich beim Zusammenbau dann zurechtfinden:
Sollte auch der Versuch mit dem Tropfen Sekundenkleber nicht funktionieren, werde ich aus einer aufgegebenen X-700 die Indexscheibe ausbauen und in den Patienten montieren.
Das ist dann wieder ein kleines Projekt
"Andreas, was machst du da?"
Jetzt kann man sich natürlich fragen, was macht der Andreas da, pfuscht an seinen Kameras herum, weit weg vom einstigen Industriestandard, ein Bastler!
Richtig!
Denn anders geht es nicht mehr, der Service vom Hersteller ist schon längst ausgelaufen. Und Minolta als Kameraproduzent ist Vergangenheit.
Ich könnte natürlich mit diesen Problemen zu einer der freien Werkstätten gehen und betteln, dass die Kamera angenommen wird.
Aber oft genug habe ich dort gehört, dass eine Reparatur wegen fehlender Ersatzteile nicht möglich sei, und wenn, dann koste es viel mehr als eine andere gebrauchte Kamera ohne Probleme usw.
Mit solchen Aufträgen ist man als Kunde nicht gern gesehen. Vermutlich rechnet es sich für die Werkstätten nicht.
Und wenn die Kamera angenommen wird, kommt entweder ein Ausschlachtersatzteil rein oder es wird eine kreative Lösung gefunden, die man als Kunde normaler Weise nie sehen wird da drin, in den Tiefen des Gerätes ...
Also mache ich das selbst, lerne dabei, habe meine Freude, kann anderen dazu berichten, spare mir Geld und muss vor allem nicht betteln gehen.
Und nachhaltig ist es wohl auch![]()
Fortsetzung folgt!
Alle Hinweise selbstverständlich ohne Gewähr. Was in meinem Fall klappte, muss bei anderen nicht funktionieren. Bzw. gibt es sicher auch geeignetere Vorgangsweisen.




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