Ralf, ich kann Dir sagen, dass ich einen Bildband von Maeda habe, der mich ebenfalls, nach ebenfalls 5 min., zunächst enttäuschte.
Das war schon in der heutigen Zeit ein Schock, so banales Gewächs vorgeführt zu bekommen.
Dennoch war da irgendwas, ich grapschte das Buch erneut, und versank in einigen dieser Bilder.
Für unsere Westhirne ist es nicht unbedingt selbstverständlich, der japanischen Philosophie folgen zu können, die Traditionen zu verstehen - und dennoch erkenne ich in den Bildern einiges davon wieder.
Auch wenns jetzt womöglich esotherisch wird, aber ich erkenne in Bild 6 mit dem strudelnden Wasser Qi, die Energie, und sehe das YinJangzeichen symbolisiert.
So etwas hat in Japan enormen Stellenwert, aber für mich als unbedarften Betrachter ist es einfach ein flüssiges, ein harmonisches Bild.
Energie und Ruhe.
Es ist gerade die Ruhe, die mich in Seinen Bildern anzieht, eine tiefe Stimmigkeit in sich, die sich nicht unbedingt auf den ersten Blick erschliesst.
Deiner berechtigten Kritik folgend, würde ich das Schlichteste, das letzte Bild, diesen kleinen Ahorn zur weiteren Besprechung vorschlagen, den ich auch noch nicht kenne.
Da ist zunächst so faszinierend wenig zu sehen, dass ich selber erst mal nachdenken muss :-)
Also mein erster Gedanke war - ein Bonsai.
Stille, und Kraft.
Der Zweite - würde ich das Bild so hinbekommen ?
Sehen würde ich dieses Motiv, ja, aber allein das Licht sagt mir, hier hat jemand Zeit investiert und den rechten Augenblick abgewartet, kein Schatten der stört, der Farbtupfer vor dem schlichten Hintergrund - da sieht für mich alles so aus, als sei es wie in einem Stilleben perfekt arrangiert.
Aber das hat die Natur arrangiert, eine perfekte Balance von Linien, Farbkontrasten, aber auch Material.
Die Schlichtheit des Bildes fasziniert mich als Freund des Minimalismus, aber ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich einen zarten Baumsprössling sehe, der sich schutzbedürftig an den starken Fels anlehnt - oder ob der kleine Racker den Fels gesprengt hat, um sich Wuchs zu verschaffen.