Zitat Zitat von BiNo Beitrag anzeigen
Da kann ich nur den Kopf schütteln! Schon mal Meyer Objektive in der Hand und an der Kamera gehabt? Wenn auch in der DDR viel Mist gebaut wurde, waren die Objektive aber hochwertig.
Ja, habe ich. Das Objektiv war das Geschenk eines DDR-Verwandten, der viel Geld dafür bezahlt hatte!

Und zwar ein Trioplan 1:2,8/100 mm Zebra. Ein echtes DDR-Objektiv, nicht für den Westen gebaut! Die richtig "guten" Objektive wurden ja angeblich aussortiert und gingen in den West-Export, die zweite Wahl in den Ostblock und die dritte Wahl und schlechter durften DDR-Bürger kaufen. Das haben mir ehemalige DDRler so erzählt. Es scheint mir auch glaubhaft zu sein, obwohl ich nicht weiß, ob das wirklich so war.

Mit diesem Objektiv ließen sich wunderschöne Bilder zaubern, die linke Seite total unscharf, die rechte ging gerade so. So waren die Ergebnisse des ersten und einzigen Filmes, den ich mit diesem Objektiv belichtet hatte!

Auf der Suche nach dem Fehler des Objektives mit öfterem Drehen der Fassungen löste sich der Tubus in zwei Teile. Das wars dann, die Linse flog in die Bastelkiste.

Das besonders tragische an der Geschichte war, dass ich meinem Verwandten immer erzählen durfte, was für ein tolles Objektiv er mir da vermacht hatte. Ich habe auch Aufnahmen geschickt, die ich angeblich damit geschossen hatte. Erst nach der Wende habe ich ihm die Wahrheit gesagt, nach so langer Zeit konnte er dann auch darüber lachen! Er hat mir dann erzählt, dass er auch ein Meyer Domiplan 50 mm hatte, das einseitig unscharfe Aufnahmen machte.

Und ja, man kann nicht wegen einem oder zwei schlechten Objektiven das Negative auf alle anderen Meyer-Objektive übertragen. Doch gerade der heutige Run auf die Meyer-Trioplane bestätigt meine Annahme, dass mein Exemplar kein Einzelfall war.

Wenn du mit den "hochwertigen Objektiven" die Meyer Trioplane mit dem "einzigartigen Bokeh" meinst, die eben zu Fantasiepreisen über den Tisch gehen, so kann ich das nicht nach vollziehen.
Diese Bokeh-Fetischisten sehen in der schlechten Verarbeitungsqualität der Objektive ein Mittel, um "Kunstwerke" mit diesen Objektiven zu erstellen. Die Ursache für diese "Flares" bei Offenblende sind aber Lichtreflexionen zwischen den Linsen und den Fassungen und Blenden im inneren der Objektive. Und wenn das für eine gute Qualität stehen soll, dann weiß ich gar nichts mehr.

Einige Bilder mit diesem unmöglich unruhigen Hintergrund mögen ja einen besonderen Reiz haben. Die große Masse dieser Fotos sind aber einfach nur technische mißratene Aufnahmen, die in den Papierkorb gehören. Das ist jedenfalls meine Meinung dazu.


Richtig gute Objektive werden von vielen Firmen gebaut. Die ehemaligen Firmen im Osten Deutschlands gehörten auch dazu. Bis diese mehr oder weniger aufgelöst wurden und alle für die VEB arbeiten mußten. Eigenentwicklungen gab es kaum noch, es wurde vorgeschrieben, was gebaut werden mußte. Dass diese Vorgaben das Aus für eine kreative Weiterentwicklung für die meisten Hersteller war, liegt auf der Hand.

Dazu dann noch die Japaner, die zu annehmbaren Preisen Objektive auf den Markt brachten, die in Schärfe und Kontrast mit den besten deutschen Objektiven von Zeiss und Leitz konkurrieren konnten. Den deutschen Billiganbietern gelang der Anschluß nicht, selbst so renomierte Marken wie Voigtländer und Rollei mußten aufgeben.