
Zitat von
Hugo
Beim Suchen zu Informationen zu einem alten Objektiv welches mir geschenkt wurde (und ich nicht brauche) bin ich rein zufällig auf den Beitrag von praktinafan gestoßen. Dieser veranlaßte mich meine Gedanken und Vorstellungen hier darlegen zu wollen. Gemäß der Phasenthese von LucisPictor befinde ich mich klar und sicher (seit nunmehr über 4 Jahrzehnten) in Phase NULL! Fotografie bedeutet für mich die Erschaffung von Fotos. Das ist meine Einstellung zu der ganzen Sache und betrifft auch nur mich. Mit was und wie ich Bilder erzeuge interessiert mich nicht die Bohne solange ich damit meine Vorstellungen umsetzen kann. Kameras und Objektive sind quasi austauschbar. Darum mache ich mir zu den benutzen Werkzeugen auch keinen unnötigen Kopf. Der Entscheidungsprozeß ist abgeschlossen. Alte Objektive teste ich nicht da ich dafür wenig bis kein Verständnis habe. Welchen praktischen Nutzen hätte es wenn ich ständig auf der Suche nach mehr Auslösung oder was weiß ich wäre. Solange meine Ausrüstung MEINE Ansprüche erfüllt ist es mir einerlei ob es etwas besseres geben könnte. Was der Nachbar hat ist mir so etwas von Wumpe daß ich es nicht darstellen möchte. Drei Linien an Auflösungvermögen in den Ecken mehr oder das schönere Bokeh machen meine Bilder nicht besser! Auch brauche ich von einer Brennweite keine 5 Objektive nur um die Schränke zu füllen um später mich nicht entscheiden zu können welches ich benutze. Gute Fotos zeichnet in meinen Augen mehr aus als daß sie scharf und kontrastreich sind (oder all den anderen „Unsinn“ den Hobbyfotografen noch für wichtig halten). In meinem Leben habe ich Unmengen an scharfen und super scharfen Fotos gezeigt bekommen die es nicht Wert waren aufgenommen worden zu sein. Das gleiche sage ich zum Stichwort „Bokeh“. Ein Matschhintergrund kann noch so weich sein wenn das Motiv langweilig und nichtssagend ist. Es bleibt ein Foto für die Tonne. Nicht die Technik ist für fotografische Leistungen wichtig, sondern die Ideen vom Menschen der hinter der Maschine steht. Maßgebend für mich ist in Sachen Fotografie was sich zwischen den Ohren des Fotografen und anschließend auf dem Bild befindet. Die Entscheidung von praktinafan kann ich deshalb gut verstehen. Frage: ist es bei dieser Einstellung geblieben oder wurde er rückfällig? Aber: auch ich benutze alte Objektive. Nicht viele, diese aber sehr gerne weil sie mir die Fotos liefern wie ich sie mir vorstelle. Der Unterschied zwischen den meisten hier und meiner Wenigkeit ist, daß ich niemals auf die Idee kommen würde meine alten Objektive auf eine Digitalkamera zu schnallen. Auf der Digitalkamera benutze ich moderne Ausrüstungsteile weil ich mir nicht selbst das Leben schwer machen möchte. Auch in diesem Punkt stimme ich partinafan zu. Einzig mit dem Unterschied: ich stelle die Schärfe nur im Notfall, wenn der Autofokus ihn nicht findet, von Hand ein. Also: ich benutze meine alten Objektive ausschließlich mit Film! Dort können sie selbstverständlich Springblende und Offenblendenmessung. Wen es interessiert: Seit über 30 Jahren benutze ich zwei Minoltas (SRT 303/X 700) und vier Minoltaobjektive (2,8/28 mm; 2,0/50 mm; 2,8/135 mm; 4,0/70-210 mm). Mehr nicht! In all den Jahren habe ich nie wieder darüber nachgedacht meine (Kleinbild-)Ausrüstung zu ändern weil sie immer das lieferte was ich erwartete. Ja, ich weiß daß das Zoomobjektiv am langen Ende ein wenig schwächelt. Das hat mich nie wirklich gestört. Niemand fand meine Fotos deshalb schlecht oder gar unbrauchbar. Wenn dem so war, so hatte das andere Gründe. In all den Jahren in denen ich schon als Fotograf arbeite wurde nie ein Foto aufgrund mangelnder Schärfe eines dieser Objektives abgelehnt. Ob es bessere Weitwinkel als mein Achtunzwanziger gibt ist mir einerlei. Bis heute hat mir dessen Leistung immer genügt. Das gleiche gilt fürs Fünfziger. Ich weiß, das 1,4/50 mm soll schärfer sein. Dafür ist mein Objektiv leichter und verzeichnet weniger. Kein Grund es auszutauschen. Die hohe Lichtstärke benötige ich für meine Art der Fotografie nicht. Freistellung – wenn notwendig - mache ich mit der Beleuchtung und einem geeigneten Hintergrund. Das Hunderfünfunddreißiger fristet bei mir ein Nischendasein. Es wurde schon Anfang der Achtziger durch das Zoom ersetzt. Dieses ist praktischer und universeller. Es mag vielleicht nicht so scharf sein und ein wenig verzeichnen, hat aber auf anderen Gebieten viele Vorteile die diese vermeintlichen Nachteile bei weitem wett machen. Die Telefestbrennweite habe ich nur noch weil sie kleiner ist als das Telezoom. Hin und wieder stört mich dessen Größe doch. Meist wenn ich mich mit Künstlern oder gar mit Lieschen Müller zu Fotos verabrede. Irgendwie habe ich den Eindruck daß übergroße Objektive das Gegenüber unnötig einschüchtern. Weitere Brennweiten habe ich nicht und möchte ich auch nicht haben. Ich möchte Fotos machen und keine Objektive sammeln. So muß ich nicht überlegen was ich mitnehmen könnte und ob es eine bessere Alternative gäbe. Solche Gedanken würden mich nur vom eigentlichen Thema ablenken: Fotos zu machen; keine Tests durchzuführen. Fazit für mich Ich bin mit den genannten drei Objektiven unterwegs wenn ich auf Kleinbildfilm Fotos mit dem Flair der Sechziger und Siebziger machen möchte. Das schaffe ich nur mit den älteren Objektiven und den „einfacheren“ Filmen die ich ausschließlich verwende (HP 5 und Foma 100). Niemals, wirklich niemals würde ich mir das Leben mit alten Objektiven auf einer Digitalkamera unnütz schwer machen. Ohne Autofokus und Springblende kann man fotografieren; man kann aber auch schlechten Wein trinken oder sich an der Dönerbude ernähren. Das überlasse ich denjenigen die das gut finden. Die Methode „warum einfach – wenn es auch umständlich geht“ ist nicht meine Welt. Hugo P.S. auch für die Digitalkamera habe ich nur das was ich wirklich benötige