70% ist garantierter Ausschuss, wenn sie in der geschilderten Situation auf Dich zufahren. Die von Dir geschilderte Situation vermeide ich, in dem ich einen Bereich festlege, innerhalb dessen die Sportler sich bewegen dürfen. Ich lege also vorab den Schärfebereich mit der Blende und manueller Fokussierung fest und konzentriere mich auf das "Betreten" dieses Bereichs durch den Sportler..
Konkret könnte das bei deinem Skater - Beispiel so aussehen, das man man sich zwei Orientierungspunkte (Eintrittspunkt und Austrittspunkt des Schärfebereichs) sucht, in denen die Läufer vermutlich entsprechend groß erscheinen werden, stellt auf den mittleren Bereich zwischen diesen Punkten manuell scharf, wählt die Blende aus, die alles was in den Bereich fällt "scharf" erscheinen läßt.
Nun brauchst Du nur darauf warten, das der / die Skater in diesen Bereich einfahren und startest Deine Serienbildauslösung.
Wie gut das funktioniert zeige ich mal mit zwei Bildern, die bei einem Ringreit-Turnier bei uns im Norden mit dem rein manuellen Tokina AT-X 2.5/90mm entstanden. Hier befand ich mich in ca. 6 - 10m Entfernung vom "Durch-Ritt"... also dem Punkt, wo der Ring, den der Reiter mit seiner Lanze treffen und "abreißen" muss, aufgehängt war.
Es wurde exakt auf den im "Durch-Ritt" aufgehängten Ring fokussiert, allerdings jeweils nur mit Einzelauslösung (also ohne Serienbildfunktion) gearbeitet:
Ich brauchte bei beiden Reitern nur auf den Moment warten, in dem die Lanze den Ring durchbohren würde... und auslösen. Mit der Serienbildfunktion wären noch sehr viel exaktere Bilder möglich geworden, jedoch reichte mir das so völlig aus. Die Ausschussrate war relativ gering und war nur an meine eigene Reaktion am Auslöser gebunden.
Hier gilt eigentlich das Gleiche.. nur das es hierbei sehr schwer wird, weil das wenige Licht Dich zu Verschlusszeiten zwingt, die oft Bewegungsunschärfe oder hohes Rauschen nach sich ziehen.
Nun in der Dunkelheit - dieser Kurs führte durch eine Garage:
da lag der AF sehr oft daneben (Sony A77)
Das der AF hierbei nicht vernünftig greifen kann, zumal noch bei Bewegungsrichtungen auf die Kamera hin... wen wundert es.
Auch hierbei gilt das Anfangs Gesagte.. abschalten und manuell den Eintritt und Austritt in den Schärfentiefebereich festlegen.
In der Halle:
2012 02 11 U14-8 von Austria_Speedskaten auf Flickr
Hier sieht man, dass der AF an der Werbesäule hängt.
Gerade da, wo sich der AF "verlaufen" könnte, ist das eigentlich immer geboten. Dies ist bei ständig wechselnden Hintergründen und zu kleinen Abbildungen der Motive eigentlich vorprogrammiert.. Woher sollte der AF denn wissen, das dieses kleine Mädchen und nicht die "übergroße" Werbesäule dein bildwichtiges Motiv ist und zudem in gleichem Maße "zentrumsnah- bzw. fern"?
Gerade bei solchen Szenen sollte man schon eindeutiger an die Läuferin "ranzoomen", den Laufbereich eingrenzen.. dann hat der AF auch eine Chance.
Kein Wunder.. hier ist mehr als genug Licht vorhanden.. der AF findet klare und eindeutige Kontraste, die Abblendung wird entsprechend hoch ausfallen können und hier sind kaum Probleme bei den Entfernungen zu erwarten. Der AF muss nicht so lange suchen, weil sich zudem vermutlich das AF Messfeld noch in der Mitte befindet oder diese entsprechend gewichten kann. Auf die Entfernung mit einem 200er sind zudem die AF Geschwindigkeiten hoch, weil die Verstellstrecke zur Scharfstellung sehr kurz bleiben kann. Ein AF, der z.B. mit einer 90er Brennweiteneinstellung seinen gesamten Schärfebereich von sagen wir 8 Meter bis unendlich durchlaufen muss, bis er etwas als "scharf" identifiziert, wird entsprechend langsamer etwas finden. Bei einem Tele um 200 mm und einer Motiventfernung um 20-30 Meter wird er am Endbereich schneller "fündig".. da er hierfür die Linsen nur um wenige mm verstellen muss!Bei Sonne:
2012 Wörgl Speedskating_-74 von Austria_Speedskaten auf Flickr
AF ist perfekt (200mm bei f3,5)
Das soll er ja auch und kann gar nicht anders, denn er ist ein technisches Hilfsmittel, das ebenso überlegt eingesetzt werden will, wie die Wahl der richtigen Brennweite für eine Aufnahmesituation.Mitzieher sind kein Problem. Ich finde den Ausschuss bei Bilder, wo sich Sportler auf mich zubewegen, sehr hoch. Der liegt bei 50% und mehr.
Das AF-Modul von Sony (A77) krallt sich auch gerne an klaren Kanten fest (Verkehrszeichen, Plakate mit Schrift).
Bei manuellen Objektiven ist es aber auch nicht einfacher.. denn man muss sich sehr genau überlegen, was man wie anstellen will um zu "seinem Bild" zu kommen.. wie bereits ausgeführt.. und der AF ist eine sehr gute Sache in solchen Situationen.. wenn sie richtig eingesetzt wird.
Z.B. war ich auf einem der letzten Usertreffen in Bad Pyrmont bei den Fürstentagen mit AF Objektiven unterwegs. Dort gab es eine "Hutmoden- Show" durch verschiedene Mode - Epochen hindurch..
Dort liefen entsprechend unerfahrene und aufgeregte Amateur-Modelle, mit den entsprechenden Hüten auf dem dafür aufgebauten "Cat-Walk" ziemlich schnell herum.. fotografieren nur seitlich neben dem Catwalk möglich..
Das bedeutet, die Modelle, allesamt sehr unerfahren, "rannten" in einer Tour auf Dich zu und von Dir weg, statt zu "flanieren".. somit kaum eine Chance, AF, Bildkompositionsausschnitt und Laufrichtung sowie den Gesichtsausdruck in Einklang zu bringen.. eine wirklich wahnsinnig schwere Situation zum Fotografieren.
Fraenzel, der ebenfalls teilnahm an dem Treffen, hat rein manuell so gut wie kein Bild nach Hause gebracht.
Mir gereichte nur zum Vorteil, dass der AF treffen konnte, weil ich mich auf der publikumsabgewandten Seite neben den Catwalk positionierte und in gleicher Laufgeschwindigkeit rückwärts mit dem laufenden Modell bewegte.. sah äußerst "ulkig" aus und ich wäre fast über den einen oder anderen dort gestolpert, aber ich hatte meine Bilder im Kasten. Mit dieser Rückwärtsbewegung, die ich - mit der Kamera an der Nase - vollführte, konnte dem AF in dieser Situation zusammen mit der starken beschränkung auf die bildwichtigen Ausschnitte.. Portraits mit den Hüten, eine hohe Trefferquote erzielt werden.
Jo, die AF Systeme von nicht "Profi-Kameras sind in der Regel für die "Feld-, Wald- und Wiesenfotografie ausgelegt. Richtig schnell greifende Systeme wirst Du, wie auch vom Sony Fachmann unter Punkt 9 geschildert erst ab einer entsprechenden Leistungsklasse aufwärts finden. Diese sind dann für solche Dinge optimiert.. wenngleich auch noch nicht perfekt.
Alle Helfer, die da sind, wie Gesichtserkennung, Motivverfolgung, sind meiner Erfahrung für einen weißen Hund auf gründer Wiese gemacht.
Bei mehreren bewegten Menschen in bunten Dressen mit Werbung bei Werbung im Hintergrund macht die Objektivverfolgung einen Purzelbaum. Aber das verstehe ich.
Das Ärgerliche ist ja:
1) in gehe zu Sony
2) Sony verspricht viel
3) nach der A55 kommt die A77
4) A55 konnte besser im Sport, als die A77 (16MP - 24MP)
5) A77 hat ein dejustiertes AF-Modul
6) nach Justage keine sichtbare Verbesserung
7) nun kommt Firmware - da die Kamera schläft
8) das Tamron 70-200/2,8 mag mit der A77 nicht so recht - ein Test mit der neuen Firmware folgt.
9) Sony-Fachmann erklärt mir ---- die A77 ist keine Nikon D3 und keine Canon 1D
10) 24 MP auf APS-C, 12 B/s, der Ausschuss relativiert alles
Fazit - Draufhalten, viele Bilder machen, nachher 70% kübeln und sich etwas denken ...........
Man muss sich von der Vorstellung verabschieden, dass ein AF ein "Allheilmittel" im Kampf um "gute Bilder" ist.. er ist extrem nützlich in solchen Situationen, aber auch hier gilt... er kann das eigene Denken nicht ersetzen, sondern die Kombination aus der Voraussicht des Fotografen und dem richtigen Einsatz dieses Mittel aufgrund des Verständnisses der Wirkungsweise des AF (wenn man ihn denn einsetzt) macht es aus.. Er wurde, auch wenn man es oft glaubt, nicht dafür geschaffen reinees "sorglos- fotografieren ohne Nachdenken" zu ersetzen, sondern gibt nur ein weiteres und gutes Hilfsmittel in die Hand, das mit Bedacht ausgewählt und eingesetzt werden kann..und dort wo manuelle Techniken sinnvoller sind, eben ausgeschaltet werden sollte.
LG
Henry