Da ich im Moment in der glücklichen Situation bin, beide 1.2er Rokkor-Normalobjektive an der 5D MkII vergleichen zu können, habe ich mal diesen Thread ausgegraben, der ja schon eine Menge interessanter Informationen und Bilder enthält. Ich hoffe, dass ich dazu komme, in den nächsten Tagen und Wochen noch mehr Beispiele bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen und von unterschiedlichen Motiven einzustellen, aber die ersten Ergebnisse halte ich auch schon für interessant genug, um sie hier zur Diskussion zu stellen.
Zunächst einmal das "Spiegelproblem" an der 5D MkII: Was bisher geschrieben wurde, dass das 58er zum Hängen des Spiegels in Unendlichstellung führt, das 50er dagegen (meistens) nicht, ist wohl grundsätzlich richtig. Allerdings hat sich bei mir die Situation umgekehrt, denn die Fassung des 58ers kann man problemlos abschleifen, während das beim 50er nicht möglich ist, da sie nicht über die Rücklinse übersteht. Daher hängt mein 58er nie, mein 50er aber schon, wenn auch nur auf den letzten 2mm Drehweg des Fokusrings.
Was den fotografischen Teil betrifft, halte ich es für relativ müßig, das Bokeh der beiden Objektive im Detail zu vergleichen. Mal ganz abgesehen von der Subjektivität, die bei der Bewertung der unscharfen Bereiche immer mitspielt, liegt es ja auf der Hand, dass bei gut 15% Unterschied in der Brennweite und gleicher Blende das 1.2/58er Rokkor rein physikalisch betrachtet einen Vorteil haben muss und seinen Ruf als Bokehmonster hat es ja auch nicht per Zufall. Ein Bild im direkten Vergleich bestätigt, dass das 58er einen noch weicheren und ruhigeren Hintergrund liefert, wenngleich der Unterschied nicht so enorm ist, wie das manchmal dargestellt wird:
58mm f/1.2
50mm f/1.2
Wesentlich spannender erscheint mir die Frage, welche Vorzüge das modernere 1.2/50er Rokkor mitbringt, die es zum Ausgleich im die Waagschale werfen kann. Irgendetwas werden sich die Konstrukteure ja dabei gedacht haben, als sie das neue Modell entwickelt haben. Kontrast, Schärfe, Überstrahlen an Kontrastkanten ("Glühen"), Vignettierung, CAs, das sind so die Kriterien, die interessant sein könnten, und zwar zunächst einmal bei Offenblende.
Ich habe mich nach längerem hin und her dafür entschieden, die Bilder des 50ers nicht auf den gleichen Ausschnitt zu croppen, und auch nicht die Aufnahmedistanz zu verändern sondern stelle die Bilder einfach so wie sie entstanden sind nebeneinander - alles vom Stativ, mit Live-View in maximaler Vergrößerung fokussiert und identisch belichtet, beide Objektive mit passender Streulichtblende.
58mm f/1.2
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/58_12_g-1857j7.jpg
50mm f/1.2
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/50_12_g-2cm709.jpg
Und hier noch zwei 100%-Crops aus den obenstehenden Bildern von dem Punkt, auf den fokussiert wurde:
58mm
50mm
Als ich diese Bilder das erste Mal angeschaut habe, kam ich zu dem Schluss, dass bei dem 50er eine Fehlfokussierung vorgelegen haben muss, denn das 58er schneidet hier ganz eindeutig besser ab. Ich habe das gleiche Bild dann noch ein zweites Mal nachgestellt mit exakt dem gleichen Ergebnis. Selbst in der Live-View-Ansicht mit Vergrößerung fällt es mir schon schwerer, das 1.2/50 zu fokussieren, da es nicht so klare Kanten und Strukturen zeigt wie das alte 58er. Ein anderes, stärker räumliches Motiv bestätigt das, denn spätestens hier kann man ja zumindest irgendwo den Schärfepunkt finden:
58mm f/1.2
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/58_12_g-3kc7gu.jpg
50mm f/1.2
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/50_12_g-3vru53.jpg
100%-Crop 58mm
100%-Crop 50mm
Auch hier komme ich zu dem Schluss, dass das 58er die Nase vorn hat: Kontrastreicher, schärfer und bei der Vignettierung zumindest auf gleichem Niveau wenn nicht sogar einen Tick besser.
Als letztes Vergleichsbild für heute habe ich noch glänzendes Metall bei Offenblende - sicher nichts was man im fotografischen Alltag machen würde, aber als Testbild oft ganz aufschlussreich um das Überstrahlen und etwaige Farbsäume besonders deutlich erkennen zu können:
58mm f/1.2
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/58_12_g-41j7kr.jpg
50mm f/1.2
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/50_12_g-41zuou.jpg
100%-Crop 58mm
100%-Crop 50mm
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Hier tun sich naturgemäß beide Objektive etwas schwer und zweigen sowohl verschwommene Kanten an Glanzlichtern als auch purpurfarbene Säume aber wiederum würde ich das 58er vorne sehen mit höheren Kontrasten und geringerem Überstrahlen.
Nun widersprechen diese Ergebnisse so ziemlich allem was ich bisher im Netz über die beiden Objektive lesen konnte, daher will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Erst einmal muss ich in den nächsten Wochen überprüfen, ob sich die bisherigen Eindrücke reproduzieren lassen. Dann gibt es das Thema Serienstreuung - wobei augenscheinlich bei dem MD 1.2/50 alles in bester Ordnung ist (keine Trübungen, Putzspuren, Kratzer o.ä.). Auch muss ich mal überprüfen, ob sich die Unterschiede genauso zeigen, wenn ich den Bildausschnitt durch unterschiedliche Aufnahmeabstände konstant halte - vielleicht wirkt das 58er ja auch nur schärfer wegen des "Tele-Effekts"?
Auf jeden Fall ist das für mich mal wieder ein Beispiel, dass man nie zu 100% glauben und für sich übernehmen soll, was man über Objektive liest, sondern dass es sich immer lohnt, das konkrete Exemplar unvoreingenommen zu testen und sich ein eigenes Bild zu machen.















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