Ich finde das klasse, wenn jemand dazu fähig ist, nicht bei seinem ersten Urteil zu bleiben sondern weitere Erfahrungen zu nutzen und ein solches Urteil auch mal zu revidieren - dafür ein Extralob an praktinafan!
Jetzt hoffe ich nur, dass ich nicht auch irgendwann mein Urteil revidieren muss, denn das fällt rundum positiv aus. Es fängt an mit der Haptik: Ich bin sehr froh, eines der seltenen Exemplare des Nikkor-P Auto 1:2,5 f=105mm erwischt zu haben, das zwar schon die neue Rechnung beinhaltet (Gauss-Typ), aber noch den wundeschönen und haptisch großartigen Metallfokusring besitzt. Und das dann noch in nahezu makellosem Zustand - es ist eine echte Freude, dieses Objektiv an die Kamera zu klinken. Ich muss mal bei Gelegenheit ein paar Bilder davon nachreichen.
Aber wirklich faszinierend ist die optische Qualität. Ich würde mich so weit aus dem Fenster lehnen, dass dies zumindest im Nahbereich (evtl. zusammen mit dem Zuiko Digital 2/50 Makro) die schärfste Optik ist, die ich bisher an meiner Kamera hatte. Wenn ich bedenke, dass das Objektiv aus dem Jahr 1972 stammt, dann frage ich mich beim Betrachten dieses Portraits (f 2,5 und direkt an der Naheinstellgrenze von 1 m), was sich diesbezüglich in den letzten 40 Jahren getan hat.
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Und bitte: Das ist mit der Olympus E-3 fotografiert, die immerhin eine mehr als doppelt so hohe Pixeldichte hat wie die 5D Mark II und eine mehr als viermal so hohe wie die 5D. Was an diesem Sensor scharf ist, das ist richtig scharf...
Auch im mittleren Entfernungsbereich das gleiche Bild: Die Schärfe ist nur limitiert durch die Auflösung des Sensors.
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Einzig wenn es gegen unendlich geht, fällt die Leistung minimal ab, was man aber meiner Meinung nach gut verschmerzen kann, denn ein 105er wird man doch häufiger für den Portraitbereich und mittlere Distanzen einsetzen als für richtige Teleaufnahmen:
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Ein Testbild noch bezüglich CAs und Überstrahlungen an harten Kontrastkanten: Das ist wirklich im gleißenden Sonnenlicht und mit Offenblende fotografiert und dafür halten sich die winzigen Magentasäume an der Speiche und dem Schnellspanner wie ich finde sehr in Grenzen.
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Interessant finde ich übrigens, dass die extreme Schärfe bei dem Nikkor nicht dazu führt, dass die Bilder "hart" wirken. Bei dem Samyang 1,4/85 z.B., das auch sehr scharf ist, finde ich dass manche Bilder, die eine "weichere" Situation wiedergeben sollen, etwas "zerschossen" wirken, während das Nikkor auch bei Motiven wie diesem die Stimmung wunderbar einfängt:
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Auch beim Freistellpotential und dem Bokeh habe ich nichts zu meckern - auf dem letzten Bild sieht man übrigens nicht einen Putzstreifen auf dem Objektiv sondern eine Spinnwebe im unscharfen Bereich und im Gegenlicht:
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Fazit: Eines der Objektive, die ich nicht mehr aus meinem Sortiment wegdenken möchte. Die Schärfe schon bei Offenblende ist einfach faszinierend und der Umgang mit dem Objektiv eine wahre Freude. Und das schönste: Gut erhaltene Exemplare sind durchaus schon in der Größenordnung von 150 € zu finden, so dass auch das Preis-Leistungsverhältnis stimmt.
Und wenn das hier eine 2+ verdient, dann bin ich aber wirklich richtig neugierig auf das Zeiss Planar, das im Vergleich dazu eine 1+ sein soll...