Mittlerweile haben sich bei mir drei Objektive mit 35mm und vergleichbarer Lichtstärke angesammelt. Weil in der Überschrift nicht für die kompletten Namen Platz ist, hier noch einmal die ausführliche Bezeichnung:
1. Steinheil München Auto-Quinaron 2.8/35
2. Asahi Opt. Super-Multi-Coated-Takumar 2/35
3. Zeiss Distagon 2.8/35 T* (C/Y)
Flüchtig betrachtet, könnte man meinen "schön und gut, aber eins davon würde reichen". Als Altglasliebhaber wird man aber schnell merken, dass sie doch alle einen etwas anderen Charakter haben und man mit allen dreien Spaß am Fotografieren hat. Und irgendwie verkörpern sie auch drei Generationen.
Kurz zu den Daten:
Quellen: allphotolenses.com, photobutmore.de, pentaxforums.com, zeiss.at, wikipedia.org
Quinaron *¹ Takumar *² Distagon Baujahr ca. 1958 ab 1971 Anfang/Mitte 1980er*³ Anschluss Exakta M42 Contax/Yashica opt. Schema 7/5 8/7 6/6 Masse (ohne Deckel, laut Küchenwaage) 318g 241g 240g größte Blende 2.8 2
(von 2.8-11 in halben Stufen)2.8 kleinste Blende 22 16 22 kürzeste Naheinstellentfernung 23cm 45cm 40cm Anzahl Blendenlamellen 7 6 6 Filtergewinde Ø 49mm Ø 49mm Ø 55mm Länge bei Unendlich ohne Bajonett (also ab Kamera) 56mm 54mm 45mm
*¹: Das Auto-Quinaron wurde in mehreren Formen gebaut. Meins entspricht der zweiten Bauform mit schwarzem "Seitenarm". 1956 vorgestellt, war es nach dem Angénieux Retrofocus und dem Zeiss Flektogon eines der ersten "echten" Weitwinkel
*²: Auch beim Takumar gab es verschiedene Bauformen. Die Früheren heißen "Super-Takumar", in zwei Bauformen mit 67mm-Filtergewinde (Bj 1963-66 und 66/67) und einer mit 49mm-Filtergewinde (Bj. 1967-1971). Die dritte Bauform ist weitestgehend baugleich mit dem hier vorgestellten der vierten Bauform
*³: dazu konnte ich keine genauen Angaben finden
Ein paar Vergleichsbilder habe ich noch, auch wenn sie nicht sonderlich ansehnlich sind, weil das Wetter heute irgendwie nicht das beste Licht bereitstellte. (Aber vielleicht ist gerade das auch einmal interessant.)
Als Kamera diente die Sony A7RII, Belichtungskorrektur -1/3 Blendenstufe, dem Schnee zuliebe alle in CameraRaw auf Tageslicht (5500K/Farbton +10) und "Kamera neutral" gestellt, in Photoshop auf Forengröße verkleinert und identisch leicht unscharf maskiert, sonst ooc:
Quinaron offen
Quinaron @ f/8
Takumar @ f/2.8
Takumar @ f/8
Distagon offen
Distagon @ f/8
hier noch etwas für's Bokeh f/2.8 aus ca. 40cm Entfernung:
Quinaron
Takumar
Distagon
Beim Bokeh kann man mit Quinaron aufgrund der kürzeren Nahgrenze und Takumar bei f/2 noch mehr "eigenen Charakter herausstellen, dann wäre aber das Distagon nicht vergleichbar gewesen.
Wenn ich wieder einmal alle drei Objektive im Rucksack habe, werde ich sicher hier noch ein paar Bilder ergänzen. Ansonsten findet man auf jeden Fall auch immer welche im NMZ-Thread oder den "saisonalen Bilderthreads", weil ich meist eins der drei mit in der Fototasche habe.
Mein Fazit der ganzen Geschichte:
Ich will hier kein Ranking zwischen den Objektiven herausarbeiten. Wenn man nach MTF-Diagrammen geht oder als Pixelpeeper die Bilder in voller Auflösung anschaut, würde der Sieger aller Vorraussicht nach Zeiss Distagon heißen. Es ist das modernste und sicher am besten korrigerte und am besten beschichtete Objektiv der drei. Es fällt auf, dass das Takumar etwas wärmer abbildet als die anderen beiden. Das Quinaron hatte ich sogar noch etwas kühler in Erinnerung, deshalb habe ich bewusst nicht den automatischen Weißabgleich gelassen, sondern bei allen Bildern die identischen Einstellungen verwendet.
Wenn ich nach der optimalen Abbildungsleistung ginge, müsste ich alle drei Objektive verkaufen und mir ein aktuelles, für die A7 gerechnetes, 35er kaufen. Dann hätte ich mich vermutlich auch nicht hier im Forum angemeldet, den darum geht es mir nicht. Zu ihrer jeweiligen Zeit zählten diese Objektive sicher zu den Besten auf dem Markt und dementsprechend viel Spaß machen sie auch heute noch beim Fotografieren. Verarbeitung und Haptik sind bei allen sehr gut und die Abbildungsleistung ist auch an der A7RII ordentlich. (beim Distagon muss man nur dran denken, dass man den Blendenring anders herum drehen muss). Je nach Laune und Einsatzzweck ist fast immer eins der drei im Fotorucksack, wobei das Quinaron aufgrund der kürzeren Nahgrenze bei der Auswahl einen kleinen Vorteil hat.