DKL Objektiv: Blende schwergängig. Wie beheben?
Ich Habe hier ein von mir viel genutztes Voigtländer 135/4 Super Dynarex für die Bessamatic, also mit dem heute Deckel oder DKL genannten Bajonett. Seit gestern geht die Blende schwergängig, und beim DKL-Bajonett bedeutet das, dass die Blende am Adapter nicht mehr geschlossen werden kann, d. h. abblenden ist nicht oder nur noch teilweise möglich. Es ist nicht das erste DKL-Objektiv, das einen Fehler in der Blendensteuerung hat. Ein VL Super Dynarex 200/4 und ein 50/2,8 haben auch Probleme, allerdings hatten die den Fehler schon, als sie bei mir ankamen.
Da so ein Fehler häufiger vorkommt:
Kann man so etwas selbst reparieren?
Gibt es Anleitungen dafür?
Habt ihr das schon mal gemacht?
Woran liegt das meistens? Verdreckte Mechanik des Blendenhebels oder eingetrocknete Blendenlamellen?
Eine professionelle Reparatur wird sich auf Grund der niedrigen Gebrauchtpreise bei den drei Objektiven, die bei mir den Fehler haben, nicht lohnen.
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Bis hierhin und nicht weiter
Da ich noch keine Hinweise zur Reparatur bekommen habe, habe ich vom Bajonett her alles abgeschraubt, was sich abschrauben ließ.
Anhang 87600
Hier ist das Bajonett und die Abdeckung entfernt. Die sichtbare Mechanik hier dient ausschließlich der mechanischen Schärfentiefenanzeige (die roten Zeiger, siehe das Objektiv von außen). Die beiden Zahnräder bei fünf Uhr bewirken, dass sich die Zeiger in gegenläufiger Richtung bewegen.
Anhang 87599
Hier ist die Mechanik für die Schärfentiefenanzeige abgenommen, und der Hebel für die Bewegung der Blende gut sichtbar.
Vorne sind fünf Einkerbungen, die vermutlich der Justierung der Fokussierung dienen. Ich ahne schon, ich werde das Objektiv fünfmal zusammen bauen müssen, denn ich habe mir nicht gemerkt, in welcher Einkerbung sich das Gegenstück befunden hat, und in solchen Fällen ist immer die zuletzt ausprobierte Position die richtige Position.
Anhang 87601
Der Blendenhebel wurde noch weiter freigelegt. Weiter unten ist das Gewinde des Fokusringes zu sehen.
Anhang 87602
Von der anderen Seite. Mit dem Ring mit Einkerbung wird der Blendenstift bewegt. Die beiden Federn dienen dazu, den Stift wieder in die Position der kleinsten Blende zu ziehen, was sie bei dem Exemplar aber nicht tun.
Anhang 87603
Bis hierhin und nicht weiter.
Damit weiß ich, dass ausgeleierte Federn nicht die Ursache für den Defekt sind.
Bis hierhin und nicht weiter. Jetzt habe ich einen soliden Aluminiumblock, aus dem ein Blendenstift schaut, der ungefähr bei Blende acht klemmt und auch sonst schwergängig geht. Dieses Klemmen ist die Ursache des Defektes. Von dieser Seite aus lässt sich, so wie ich das sehe, das Objektiv nicht weiter zerlegen. Das scheint ein Block zu sein.
Man müsste vermutlich von der anderen Seite aus ran. Aber da sehe ich nicht, wie das gehen soll. Es sind keine sichtbaren Schrauben vorhanden, und auch keine Kerben, um etwa die Optik komplett herauszudrehen. Möglicherweise befinden sich unter der Belederung die gesuchten Schrauben, aber wenn ich nach all den Jahren die Belederung abnehme, ist sie vermutlich hinüber.
Habt ihr eine Idee, wie ich noch weiter vorgehen kann?
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Zitat:
Zitat von
Anthracite
...
Da so ein Fehler häufiger vorkommt:
1. Kann man so etwas selbst reparieren?
2. Gibt es Anleitungen dafür?
3. Habt ihr das schon mal gemacht?
4. Woran liegt das meistens? Verdreckte Mechanik des Blendenhebels oder eingetrocknete Blendenlamellen?
Eine professionelle Reparatur wird sich auf Grund der niedrigen Gebrauchtpreise bei den drei Objektiven, die bei mir den Fehler haben, nicht lohnen.
Moin, hab mal Deine Fragen durchnummeriert.
Zu 1: ich bin da regelmäßig am Verzweifeln, aber mit sehr, sehr viel Geduld bekommt man es manchmal hin
Zu 2: Ist mir nicht bekannt.
Zu 3: Ja, aber siehe Punkt 1
Zu 4: In den meisten Fällen die ich bisher hatte, sind es verrostete Scheibchen gewesen.
Zur Mechanik:
DKL Objektive sind in ihrem Inneren recht kompliziert aufgebaut, weil dort auf engstem Raum diverse Funktionen miteinander realisiert wurde.
Kompliziert deshalb insbesondere, weil die korrespondierenden Tiefenschärfe-Indikatoren eine ziemlich "abgedrehte" Zahnradverbindung haben, die sobald die Blende betätigt wird, halt diese Zeiger nachführt.
Um dies alles bei den kompakten DKL Objektiven wie dem 2.8/50mm im Inneren zu realisieren, kamen nur Scheibenfunktionen zum Tragen...
Ich zeig das mal im Bild, aus wievielen "Scheiben" so ein DKL Objektiv innen aufgebaut ist:
Anhang 87604
Hier nun ein paar Nahaufnahmen...
Die zwei Zahnräder oben links im Hintergrund gehören zu den Scheibchen, mit denen die Tiefenschärfezeiger bewegt werden... schön erkennt man den Rost, den das Scheibchen im Laufe der Jahre angesetzt hat und zu dem hakeligen Problem führt. Zudem zu beachten ist unbedingt auch das 3-eck Gelenk im Bild, das sauber unterhalb eines Ringes sitzen muss und in den andererseits ein an einem anderen Ring sitzender Pin eingreifen muss.
Anhang 87605
Die nachfolgenden Federn sind die Vorspannung für die Rückstellbewegung der Blende und gleichzeitig auch Unterstützung für die Rückstellkraft der Zahnräder der Tiefenschärfezeiger
Anhang 87606
(Kleiner Tipp: Wenn das Objektiv wieder zusammengebaut wird, am gemeinsamen Einhängepunkt beider Federn einen winzigen Tropfen Sek.Kleber anbringen, weil diese Federn immer wieder abscheren werden)
Hier ein Bild, wie das Ganze nachher wieder aussehen muss. Sehr schön erkennt man, wie einer der Ringe dann in die Blendenkopplung greift.
Anhang 87607
Das, was hier recht "trivial" aussieht, ist aber hochkompliziert, weil das Zusammenspiel der diversen Federn, Scheiben mit und ohne Zahrradanteil, Unterlegscheiben und Kippgelenken erst einmal verstanden sein muss... .
Und zu allem Überfluss ist da dann noch das Rückteil/das Bajonett.
Anhang 87608
In diesem Bajonettrückteil befindet sich ein starrer Block (Teil der Geradführung, Gegenstück im Messing der optischen Gruppe) und noch eine drehbare Scheibe mit einem Mitnehmer. Der Block greift relativ leicht zu durchschauen in den kupferfarbenen Bereich des Objektivrumpfes, an dem auch die Blendenübertragungsmechanik sitzt.
Der drehbare Teil in dem Mount muss genauestens in einen Gegenpart am Objektivrumpf greifen und somit erstmal in Stellung gebracht werden... Wenn man nicht absolut exakt aufpasst und sich von jedem Schritt beim Abbau genauestens Bilder fertigt, hat man in den meisten Fällen verloren und sitzt stundenlang vor dem Objektiv, weil immer wieder Teile verspringen, sich die Federn zwischen die Scheiben schieben, das Drei-ecksgelenk rausrutscht und zuguterletzt das Bajonett sich nicht wieder aufschrauben läßt, weil ein dünnes Abstandsblech sich verkanntet und nicht mehr sauber auf die Schraubenlöcher ausgerichtet ist.
Offen gesagt, bei diesem Objektiv würde ich mir den Aufwand ersparen... das ist wirklich eine ziemliche Nervarbeit, wenn man keine Montage-Anleitung des Werks hat.
Hoffe aber trotzdem, dass die Blicke unter die "Haube" eventuell weiterhelfen. Fragen kann ich gern beantworten.
LG
Henry
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Hier noch ein kurzer Nachtrag, weil ich in den Bildern des vorigen Posts einfach die Teile so übereinander gelegt habe, ohne zu beschriften und vor allen Dingen die Einbaulage genauer zu zeigen...
Anhang 87609
Das ist quasi die Korrektur dieses im vorigen Posting von mir gezeigten Bildes mit dem Dreiecks-Gelenk, damit da nix verkehrtes abgeguckt wird... dieser schwarze Ring, der sich an einer Seite verjüngt, muss wie im obigen Bild so angebracht werden, dass eine kleine Zunge in dieser Kerbe sitzt... mit der polierten Seite nach unten und zudem mit dem verjüngten Teil an den Zahnrädern der anliegen.
Hier wie gesagt, wurde das falsch gezeigt. Auch noch kurz hingewiesen auf die Nut im messingfarbenen Teil mit der Rücklinse. Diese Nut ist quasi die Geradführung bei der Fokussierung und dort hinein muss der starre Block des Bajonetts, damit die Geradführung vollständig wird... sonst dreht man die gesamte optische Gruppe heraus.
Anhang 87612
Bei Wiederanbringen des Bajonett ist auch ein Punkt zu beachten:
Neben einem der Schraubengewinde findet sich eine kleine Nut... diese ist als Orientierung wichtig.
Hier die Nut.
Anhang 87610
und hier der Gegenspieler, der in die Nut eintauchen muss und am abgenommenen Bajonett verortet werden kann.
Anhang 87611
Die Kunst bei Wiederzusammenbau besteht darin, diese Teile allesamt in der korrekten Reihenfolge, Orientierung und durch verdrehen des Objektivrumpfes so auszurichten, das weder eine der zwei Federn raushüpft und sich zwischen die Scheiben setzt und diese "hochdrückt" (dann geht gar nichts mehr und man fängt wieder von vorn an, weil zumeist dann auch das Zahnrad-Scheibchen für den Tiefenschärfe Index wegflutscht), so auszurichten, dass die Geradführung (am Bajonett der feststehende Block) korrekt sitzen wird und zudem der bewegliche Teil im Bajonettinneren auch mit dem Gegenpart am Objektiv korrespondiert.
Dazu muss dann sehr genau geschaut werden, wie die Teile korrekt zueinander stehen, insbesondere, wenn dann noch die Lochscheibe als Abstandshalter wieder zurück gebaut werden muss.
Das alles ist ein ungeheuerer Aufwand, wenn jemand unerfahren mit DKL Bajonetten ist.
Ich bilde mir ein, eigentlich recht erfahren zu sein... aber bei den Dingern verzweifel ich regelmäßig.
Vielleicht bin ich aber auch zu ungeduldig dabei...
LG
Henry