Nachdem ich bei der Makrofotografie mit Balgen schon seit einer Weile "Blut geleckt" hatte (s. auch dieser Thread) lag der nächste Schritt eigentlich nahe: Ein Versuch mit Lupenobjektiven. Mit etwas Geduld fand sich für einen sehr günstigen Preis ein Canon 3,5/20 zusammen mit dem zugehörigen FD-Adapter (das Objektiv hat eigentlich ein Mikroskopgewinde) und kurz danach ein perfekt erhaltener Balgen, der ungewöhnlich billig bei ebay versteigert wurde, weil er als Canon FL-Balgen wohl einige abschreckte, denen nicht klar war, dass er genauso passt wie ein FD-Balgen.

So sieht das ganze aus:





Auf jeden Fall schon mal ein schöner Anblick.

Aber was das Fotografieren betrifft, ist die Sache nicht so einfach. Ich kann ehrlich gesagt bisher noch nicht allzuviel über die Qualität des Objektivs sagen, weil die Schwierigkeiten im Umgang so enorm sind, dass ich mehr am Kämpfen bin als am Testen.

Das fängt natürlich an mit dem Aufnahmeabstand: Selbst bei kürzester Balgeneinstellung liegen zwischen Vorderlinse und Motiv nur ca. 4 cm, was ein Fokussieren unter Freilandbedingungen oft nahezu unmöglich macht: Wenn man versucht auf das eine Blatt scharf zu stellen, stößt man mit irgendeinem Teil von Stativ, Balgen oder Objektiv automatisch an einem anderen Blatt an und verschiebt das Motiv. Man muss also jegliches Motiv erst einmal freistellen, und zwar nicht mittels Brennweite oder Lichtstärke sondern ganz handfest mit Schere und Wäscheklammern.

Als nächstes stellt sich das Problem der Belichtung: Durch die winzige Objektivöffnung kommt halt auch bei f/3,5 schon nicht viel Licht, geschweige denn bei f/8. Also entweder Belichtungszeiten im Bereich von Sekunden oder externe Lichtquelle. Ich habe einiges ausprobiert, aber der Ringblitz ist die einzige Variante, mit der ich eine einigermaßen vernünftige Ausleuchtung zustande gebracht habe. Dafür erschwert er das Fokussieren noch mal deutlich. Ideal wären vielleicht mehrere günstig verteilte Glasfaserlichtquellen, aber die habe ich nicht und irgendwann wird der Aufwand dann auch übertrieben groß.

Dann kommt das nächste, gänzlich unerwartete Problem: Das Motiv. Ich dachte, ich fange mal mit einem Streichholzkopf an, aber von wegen: Der sprengt den Rahmen des Senors bei weitem. Es ist gar nicht so einfach, so winzige Motive zu finden! Also erst mal die Kugel eines Kugelschreibers:


Link zur höheren Auflösung: http://www.abload.de/img/canon_lupe20_g-1cbep.jpg

Als nächstes fand ich eine ca. 1mm winzige Spinne, die unter der Spitze eines Lavendelblattes in unserem Garten hing:


Link zur höheren Auflösung: http://www.abload.de/img/canon_lupe20_g-2v9p3.jpg

Und dann fiel noch eine Wespe ins Weinglas und ließ sich anschließend etwas nass aber dafür im Vollrausch geduldig ablichten. Aber eben auch nur in Teilen - mal hier ein Flügel, mal da ein angeschnittener Kopf, denn nicht mal für einen ganzen Wespenkopf reicht das Bildfeld:


Link zur höheren Auflösung: http://www.abload.de/img/canon_lupe20_g-3rlh8.jpg


Link zur höheren Auflösung: http://www.abload.de/img/canon_lupe20_g-43zrh.jpg


Und ein weiteres, gravierendes Problem, das ich selbst mit Nachbearbeitung nicht richtig in den Griff bekommen habe: Der allgegenwärtige Staub vor, auf, zwischen und hinter den Linsen. So sieht ein Foto bei Blende 8 aus wenn ich nicht hinterher extensiv die Stempelfunktion in Lightroom nutze (das sind übrigens Salzkristalle auf einem Glasteller):


Link zur höheren Auflösung: http://www.abload.de/img/canon_lupe20_g-5tx4v.jpg

Und damit komme ich auch schon zu meiner entscheidenden Frage: Hat hier jemand Erfahrungen mit solchen Lupenobjektiven und kann mir einen Tip zur Reinigung geben? Das übliche Wischen und Pusten mit Blasebalg hat nicht nennenswert geholfen und ich kann selbst mit der Lupe nicht erkennen, wo die auf den Fotos störenden mikroskopisch kleinen Staubpartikel sitzen. Noch mal für die Relation: Der Durchmesser der Frontlinse beträgt ca. 4mm.

Auch für sonstige fachkundige Tips zum Umgang wäre ich dankbar. Ansonten heißt es jetzt erst mal: Üben, üben, üben...