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Thema: Kondensatortausch an einer Minolta X-500

Baum-Darstellung

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    Standard Kondensatortausch an einer Minolta X-500

    Jeder Besitzer einer Kamera aus der X-Serie von Minolta wartet (bewusst oder unbewusst) auf den Tag, an dem der Spiegel beim Auslösen hochklappt aber dann nicht mehr zurückkehrt. Begleitet von verlöschenden LED-Anzeigen im Sucher.

    Aus, nichts geht mehr.

    Die Ursache kann der Elektrolytkondensator im Boden der Kamera sein, der nach Jahrzehnten nicht mehr will. Entweder läuft sein Elektrolyt aus und versaut die zarte flexible Platine, oder er stirbt ohne äußere Anzeichen.

    Im Falle der X-500 ist die Position des Problems erfreulicher Weise leicht zugänglich. Das heißt mit etwas Mut und Lötpraxis lässt sich der Kondensator selbst austauschen.

    Ich ging nach diesem Ablauf vor:

    • Batterie aus der Kamera entfernen.
    • Bodenplatte nach Lösen der vier Kreuzschlitzschrauben abnehmen.
    • Den Kondensator auslöten oder an den Anschlussdrähten abkneifen.
    • Den neuen Kondensator polrichtig einlöten.
    • Und wenn das, wie in meinem Fall, noch nicht hilft, dann gibt es noch einen Ausweg, s. unten


    Was braucht es?

    • einen Elektrolytkondensator 220 uF/4 V
    • Kreuzschraubendreher PH00 zum Lösen der Bodenplatte
    • Lötzeug bzw. Seitenschneider zum Kappen der Anschlussdrähte des defekten Kondensators
    • Etwas Mut und viel Geduld



    Der Eingriff


    Die X-500, scheintot in Rückenlage mit hochgeklapptem Spiegel.


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    Vor Jahren besorgte ich mir bereits Ersatz und hatte daher die passenden Kondensatoren in meinem Vorrat. Heute war also der Tag gekommen.


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    Der Kameraboden mit abgenommener Bodenplatte.

    In Veilchenblau der dahingeschiedene Elko.


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    Der originale Kondensator ist noch mit bleihaltigem Lot eingelötet. Das ist nicht mehr erhältlich und man soll das nun gebräuchliche bleifreie Lot nicht mit dem alten mischen. Daher entschied ich mich für den Seitenschneider und nicht für das Auslöten. Denn völlig rückstandsfrei klappt das Entlöten nicht immer.

    Anschlussdrähte des alten Elkos passend mit dem Seitenschneider kappen. Auf die verbleibenden Reste wird der neue Kondensator aufgelötet und es gibt somit keinen Konflikt bleihaltig/bleifrei.

    Amputation gelungen. Rechts unten im Kameraboden die nun leere Stelle für den Kondensator mit den verbliebenen Anschlussdrähten.


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    Den neuen Elko kürzte ich mit dem Seitenschneider passend und fixierte ihn fürs Einlöten mit Klebeband - Anschlussdraht an Anschlussdraht. Wichtig ist die polrichtige Montage, hier ist der Minuspol rechts.


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    Da es auf der flexiblen Platine der Kamera sehr fein zugeht, ist eine dünne Lötspitze erforderlich.


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    Für bleifreies Löten stellte ich an meiner Lötstation 340 Grad Celsius ein. Sehr kurze Lötzeiten sind ratsam, um die zarten Leiterbahnen auf der Platine nicht zu überhitzen.


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    Nach einigen Anläufen und lautem Gefluche gelang das Einlöten.

    Meine Lötstellen sind optisch keine Meisterleistungen, aber das sieht nach Anbringen der Bodenplatte keiner Wichtig ist nur die einwandfreie elektrische Verbindung.


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    Eine Messung mit dem Multimeter zeigte, dass der Kondensator nach Einsetzen der Batterie und Einschalten 3 V Spannung hatte. Ich nahm das als gutes Zeichen, es bewies, dass der Anschluss gelungen war. Über die Betriebsspannung der Kamera wird der Elko also geladen.

    Aber dann blieb alles wie zuvor. Der Spiegel steckte weiter oben im Spiegelkasten fest und die LED im Sucher gingen nach Betätigen des Auslösers aus.



    Was nun?

    Missmutig suchte ich nach Rat im Web und wurde fündig. Auch andere waren da angelangt, wo ich mich gerade befand.

    Der Vorschlag, den ich zögernd befolgte, war, das hintere Verschlusstuch des Tuchschlitzverschlusses sanft nach rechts zu ziehen. Das sollte den Verschlussablauf vollständig machen. Offenkundig war der Verschluss mitten im Ablaufen gestoppt worden.

    Ich kam mir vor wie auf einem Trampolin, aber es funktionierte! Mit einer gummierten Zange zum Abziehen von elektronischen Bauteilen quälte ich das Verschlusstuch.

    Klack, der Spiegel ging runter und die Kamera tat, als wäre nie etwas gewesen



    Fazit

    Wieder eine Suche nach einer Werkstatt erspart, die man für solche Reparaturen an Veteranen erst bitten muss - wenn sie den Auftrag überhaupt annimmt. Und dann kräftig verrechnet

    Do it yourself macht Spaß!

    Aber man sollte wissen, wo die eigenen Grenzen verlaufen. Bei der X-700 gibt es zwei Elkos, einer davon ist unter der oberen Abdeckkappe verbaut. Dafür muss die Kamera zum Teil demontiert werden. Und dazu braucht es mehr als einen Schraubenzieher



    Alle Hinweise selbstverständlich ohne Gewähr. Was in meinem Fall klappte, muss bei anderen nicht funktionieren. Bzw. gibt es sicher auch geeignetere Vorgangsweisen.
    Geändert von Ando (16.02.2022 um 22:04 Uhr)
    Gruß,

    Andreas


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