Neben den schon seit den Zwischenkriegsjahren bekannten Carl Zeiss Jena Biotar 75mm f1.5 und Meyer Optik Görlitz Primoplan 75mm f1.9 sowie dem Leitz Summarex 85mm f1.5 war das Mitte der 1950er-Jahre erschienene
ENNA ENNALYT 85mm f1.5,
das ich hier gerne ausgiebig in Form eines Tests vorstellen möchte,
einer der Pioniere unter den extrem lichtstarken Portrait- und Bühnenobjektiven.
Das Objektiv erschien zunächst unter dem Namen "Ennaston" in einer verchromten Fassung (es gibt wohl auch Namensvarianten als "Lithagon"), bevor es dann in Ennalyt umbenannt wurde und dann in der hier vorgestellten "Zebra"-Variante produziert wurde.
Das Linsensystem blieb hierbei unverändert, die Naheinstellgrenze wurde bei der Fassungsänderung von 1,2m auf nur noch einen Meter verkürzt.
Den kompletten Testbericht inklusive aller Schärfereihen, Verzeichnungs- und Farbfehlertests etc. findet ihr wie immer auf meiner Seite unter:
Enna Ennalyt 85mm f1.5 - Nikolaus-Burgard.de
Einige technische Daten:
Blende: von f1,5 bis f16, stufenlos, 12 Blendenlamellen
Optisches System: 6 Linsen in 5 Gruppen
Naheinstellgrenze: 100cm
Filtergewinde: 62mm
Und so sieht das schöne Objektiv aus:
Das Objektiv hat eine normale Auszugsfokussierung.
Am kürzesten ist es bei unendlich-Einstellung,
je weiter man in den Nahbereich fokussiert, desto länger wird es.
Die einfachste Methode der Adaption ist ein handelsüblicher Adapter M42 auf (in meinem Fall) Sony E-Mount. Diese Adapter sind für alle Systemkameraanschlüsse günstig bei den großen Handelsplattformen zu bekommen.
Ich adaptiere die M42-Objektive mittels eines Helicoid-Adapters. Diese sind ebenfalls bei den großen Handelsplattformen erhältlich, z.B. wie in meinem Fall von Pixco, aber auch von anderen Anbietern.
Diese Helicoid- bzw. Macro-focusing- Adapter bieten den Vorteil, von unendlich bis in einen deutlich erweiterten Nahbereich fokussieren zu können.
Ihr seht diesen Adapter hier neben dem Objektiv - einmal in unendlich-Einstellung und einmal mit dem möglichen zusätzlichen Auszug in den Nahbereich:
Und so sieht das Objektiv fertig adaptiert an eine der Testkameras aus:
Die Kombination aus Objektiv, Adapter und Kamera bleibt fällt für ein lichtstarkes Portraitobjektiv etwas größer als normal aus, vor allem ist sie relativ frontlastig aufgrund der großen Frontlinse und dementsprechend viel Gewicht an der Objektivvorderseite.
Das Objektiv selbst hat die über 6 Jahrzehnte gut überdauert, es hat äußerlich einige Gebrauchsspuren, anscheinend wurde es gerne und viel genutzt. Die Linsenelemente sind in gutem Zustand, und es gibt keinen Nebel oder ähnliches im Inneren.
Die Bedienung ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig.
Das Objektiv hat nur einen einfachen Schneckengang zur Fokussierung,
das heißt das ganze Objektiv dreht sich beim Einstellen um seine Achse,
und damit auch die Blendenskala (diese ist zum Glück doppelt, auf der Vorder- und der "Rückseite", angebracht).
Das Schmiermittel des Testobjektives ist leider schon sehr zäh geworden und hat die Fokussierung erschwert.
Zum Glück bietet hier der zusätzliche Helicoid-Adapter einen "Workaround": Man stellt das Objektiv selbst auf unendlich ein und nutzt den Adapter zum eigentlichen Fokussieren. Dies ist bei Objektiven ohne Floating Elements kein Problem und ermöglicht die gleiche Bildleistung.
Eine wichtige Sache beim Ennalyt 85mm f1.5 ist eine ausreichend lange Streulichtblende,
denn das Objektiv reagiert absolut allergisch auf jegliche die Frontlinse treffenden Lichtstrahlen.
Meine dringende Empfehlung für die praktische Nutzung sind ZWEI Tele-Gegenlichtblenden übereinander geschraubt. Sie sorgen für einen zuverlässigen Streulichtschutz.
Kameras für die Bilder dieses Tests waren die Sony Alpha 7III (Kleinbildformat, 24MP) und die Sony Alpha 7RIII (Kleinbildformat, 42MP).
Die analytischen Bilder zur Bildschärfe sind alle mit der Sony Alpha 7RIII entstanden.
Die jeweils verwendete Kamera steht in den Bildunterschriften.
Alle Bilder sind als raw aufgenommen worden und in wurden Lightroom entwickelt.
Ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle an meinen langjährigen Foto-Freund Christian Graupner (hier im Forum aka Gladstone), der mir dieses wertvolle Sammlerstück für diesen Test zur Verfügung gestellt hat!