Der Minolta-Experte Josef Scheibel (Das Minolta Buch, Heering Verlag) verfasste im Jahre 1972 die folgende Einschätzung zu Vario-Objektiven : “Andererseits sind selbst die besten Zoom-Objektive in Lichtstärke und Abbildungsleistung den festbrennweitigen Hochleistungsobjektiven nicht ganz ebenbürtig”. Was damals weithin bekannt war, hat auch heute seine Gültigkeit nicht verloren, auch wenn moderne Zoomobjektive mittlerweile auch sehr hohen Ansprüchen an die Bildqualität gerecht werden können.
Ein Klassiker wie das Minolta/Leitz 80-200 mm f/4,5 sollte daher immer auch im Zusammenhang mit anderen, zeitgleich erschienen Objektiven beurteilt werden, anstatt mit modernen Masstäben zu messen. Die tollen Fotos von Nikolaus motivierten mich, das Objektiv mal selbst auszuprobieren, ich mache hier den Anfang mit “langweiligen” Testfotos, die aber auch ganz klar die optischen Grenzen des Objektivs aufzeigen.
Wie üblich zeige ich Euch hier eine “Hardcore”- Testserie, die mit der Sony A7R nebst Stativ und 2 s Selbstauslöservorlauf bei 100 ISO fotografiert wurde. Ich habe jeweils mit maximaler Lupenvergrösserung und offener Blende auf die Bildmitte scharfgestellt. Es handelt sich hier wieder um fast ungeschärfte Ausschnitte in 200% - Vergrösserung, die Korrektur der chromatischen Aberrationen wurde in Adobe Camera Raw desaktiviert. Die Lichtbedingungen (dichte Bewölkung) waren denkbar schlecht, sie machen aber eine “ungeschönte” Beurteilung der Abbildungsleistungen möglich.
f =80 mm
Die ganze Szene bei f/11
f/4, 5
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/5,6
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/8
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/11
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f = 100 mm
Die ganze Szene bei f/11
f/4, 5
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/5,6
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/8
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/11
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f = 135 mm
Die ganze Szene bei f/11
f/4, 5
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/5,6
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/8
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f/11
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke links unten (rechts)
f = 200 mm
Die ganze Szene bei f/11
f/4, 5
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke rechts unten (rechts)
f/5,6
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke rechts unten (rechts)
f/8
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke rechts unten (rechts)
f/11
Ausschnitte (200%) : Mitte (links), oberer Bildrand (Mitte) und Ecke rechts unten (rechts)
Das MC Zoom Rokkor ist bei allen Brennweiten relativ kontrastarm, was sich aber in der Bildverarbeitung sehr leicht ausgleichen lässt. Das Auflösungvermögen ist bei den zwei kürzesten Brennweiten 80 und 100 im gesamten Bildfeld schon bei Offfenblende gut, der Schärfeneindruck verbessert sich dann kontinuierlich durch einen Konstrastzuwachs bei kleineren Blenden. Ab 135 mm weichen die Konturen dann auf, die Detailwiedergabe wird schlechter und die chromatischen Aberrationen brechen dann vor allem am Bildrand durch, auch wenn sie auch in der Bildmitte deutlich werden (siehe Ziffernblatt der Kirchturmuhr). Bei der längsten Brennweite ist die Schärfe nur in der erweiteren Bildmitte zufriedenstellend. Eine Abblendung auf f/11 ermöglicht eine zufriedenstellende Abbildung in der Bildmitte und am Bildrand, die Ecken bleiben aber immer etwas unscharf. Übrigens verschwinden die Farbränder auch bei Abblendung auf f/11 nicht. Die automatische Korrektur in Camera Raw/Lightroom beseitigt die lateralen chromatischen Aberrationen, die longitudinalen Aberrationen (Bokeh Fringing) bleiben aber sichtbar und störend. Insgesamt ist die Bildqualität zufriedenstellend, ohne aber das Niveau der Nachfolgemodelle 75-200 und 70-210 mm zu erreichen, die bei den längeren Brennweiten wesentlich bessere Leistungen abliefern. Alles in allem ist die Leistung des MC Zoom Rokkor nicht auf Festbrennweitenniveau (da muss ich Herr Scheibel beipflichten..), mein "Telebleistift" MC Rokkor 200 mm f/4,5, zum Beispiel, ist schon bei Offenblende "gestochen scharf".
Fortsetzung folgt...