Das messtechnische ist gut, aber abseits davon sind ein paar Fehler drin. Bspw. war es nicht das erste bei bzw. für Zeiss(West)/Voigtländer auf dem Computer berechnete Objektiv; es war für die Icarex, nicht die Contarex; das Gehäuse besteht auch nicht aus Kupfer, sondern Stahl und teils Messing. Und ich denke, das abseits der üblichen Forenschwätzer *g* wirklich niemand behauptet hat, das es das schärfste 50er wäre.
Und ja, ich mag es auch nicht besonders - man fängt sich mit der doofen Frontlinsenform ständig Regenbogenflares ein (Streulichtblende hin oder her), die Fokussierung ist nicht so schön geschmeidig wie bei den Contarex-Objektiven, der Blendenring verstellt sich zu leicht und einen passenden Filter bzw. -Adapter zu finden, auch nicht so einfach. Was ich an dem Ding mag: die altertümliche Farbdarstellung & der niedrige Kontrast bis F2.8, der gut zu bestimmten Portraitsituationen passt.
Der zeitliche Hintergrund ist hier nunmal sehr wichtig.
Ich zitiere mal von Frank Mechelhoffs Website http://www.klassik-cameras.de/Icarex.html .
Norman Goldberg schreibt in Popular Photography Juli 1969:
"Chromatische Aberrationen so niedrig wie noch nie gesehen... Farbquerfehler nicht zu entdecken... Astigmatismus unmessbar... Bildpunkts-Verschiebung aufgrund von Restbeträgen sphärischer Aberration zwischen f/1.8-5.6 bloß von 0.05mm... koma-bedingtes Streulicht war vollständig verschwunden bei f/5.6... auf der optischen Bank zeigen sich sehr hohe Kontrast-Leistungen, zählen zu den höchsten in meiner Erfahrungs-Praxis. Die optimale Öffnung ist f/5.6, aber die Bildleistung bei f/2.8 ist gleich derjenigen der meisten anderen Objektive bei f/5.6. Bei f/4 übertrifft dies Objektiv die maximale Bildleistung von nahezu jedem anderen getesteten Objektiv dieses Typs. Die Bildleistung war bei unendlich besser als bei Nah-Entfernungen."
"Getestete Auflösung auf Platte 380 Linien pro Milimeter" (A. Tronnier jr.)
Die Forenuser beziehen sich im Regelfall auf diesen Artikel, wenn sie Informationen über dieses alte Tronnier - Ultron zur Icarex suchen.
Und 380 L/mm waren schon damals eine sehr gute Leistung, die aber wohl erst bei 4 oder 5.6 erreicht wird.
Canon EOS 5D MKIII, 5D MKI, Canon 1D MK IV, Sony A7, NEX7, A7 II.. und viele, viele feine Objektive aus dem Altglas-Container..
Noch ein Zitat zu diesem Objektiv (Quelle: http://www.klassik-cameras.de/Bessa_RF_histo_dt.html)
"Vermutlich um die hintere Schnittweite zu erhöhen (Platz für den SLR Spiegel) wurde ein konkaves Front element eingefügt - ein sehr seltenes Design zu dieser Zeit und (wie mir Dr. Albrecht Tronnier mitteilte) aus einem Witz entstanden: Frank Back in New York meinte, ein Objektiv müsse wohl immer mit einer Konvex-Linse anfangen, darauf antwortete Dr. A.W. Tronnier, das nächste werde er mit einer Hohlfläche machen. In Publikationen wies ZEISS-Ikon/ Voigtländer darauf hin dass diese Konstruktion "computerberechnet" erfolgt sei. Voigtländer hatte seit Mitte der 50'er Jahre Computer zu optischen Berechnungen benutzt. Auf einem englischen Prospekt aus dem Jahr 1956 findet sich ein ZUSE-Rechner im Hintergrund."
Neben dem Ultron gibt es noch ein FD Canon 2,0/35mm SSC mit konkaver Frontlinse und das neuste mit konkaver Frontlinse kommt aus China: Yongnuo 1,4/50mm.
LG aus Sachsen Gerhard
Und hier nochmal "unkommentiert" eine Vergleichszene zwischen dem Ultron 1.8/50mm am Techart LM-EA und einem Canon EF 1.4/50mm am Metabones 5 AF Adapter... das Canon wurde auf F1.7 abgeblendet, um der Anfangsöffnung des Ultrons möglichst zu entsprechen.
Nahbereich, ca. 1 Meter, Freihand, weshalb sich leichte Abweichungen ergeben... aber einen Mangel an Kontrast oder Schärfe kann ich hier absolut nicht erkennen.
Deswegen kann ich das Fazit von dem Schreiber - trotz all seiner hübschen Kurven im Real-Leben nicht nachvollziehen... verdammt, doch noch ein Fazit...
LG
Henry
Ergänzungen:
Das linke Bild ist das Canon EF 1.4/50mm, also schon die nach FD Ära... rechts ist das Tronnier - Ultron - Bild (52 Jahre ist es her, als dieses Objektiv in den Markt kam)
Geändert von hinnerker (24.01.2020 um 20:07 Uhr) Grund: Welches Bild zeigt welches Objektiv nachgetragen
Canon EOS 5D MKIII, 5D MKI, Canon 1D MK IV, Sony A7, NEX7, A7 II.. und viele, viele feine Objektive aus dem Altglas-Container..
Wenn man dann das Ultron 1,8/50 im Markt anguckt, dann findet man aktuell das billigste verkaufte mit einer Icarex dran für "200" und das teuerste für "380"
https://www.ebay.de/sch/i.html?_from..._Sold=1&_sop=3
Das zum Vergeich herangezogene Canon EF 1,4/50 bekommt/bekam man dieser Tage ab "160" bis "330"
https://www.ebay.de/sch/i.html?_sop=...om&_sacat=3323
Im einen Fall Heavy Metal, im anderen Fall bekommt man AF und elektrische Blendensteuerung (und eine halbe Blende mehr). Da muß doch jede(r) selbst für sich entscheiden, was "überbewertet" oder "angemessen" ist.
Ich finde, es könnte schlimmer kommen und "Tomioka" finde ich dann "überbewertet".
Preisvergleiche sind absolut fehl am Platze... denn diese Dinge sind reine Glückssache.
Du würdest richtig "dicke Backen" machen, denn ich habe bereits 3 x eine komplette Icarex mit jeweils 3 Objektiven (Ultron 1,8/50mm, Skoparex 3.4/35mm und dem Dynarex 135er) für jeweils 100 Euro + Porto für die gesamte Ausrüstung aus Kamera und den 3 genannten Objektiven gekauft.
Diese Beispiele mögen verdeutlichen, weshalb es ziemlich "sinnfrei" ist, hier im DCC überhaupt Vergleiche in Bezug auf Qualität via Marktpreise anzustellen, weil dies absolut mit dem Gelegenheitsmoment zusammenhängt. Wer Zeit hat, sich immer mal wieder umschaut, wird diese Dinge sicherlich zu deutlich niedrigeren Preisen finden können.
Es ist auch nicht die Frage, ob man bei einem Canon 1.4/50mm einen AF hat und beim Ultron eben nicht... denn das kann man ja zwischenzeitlich mittels solcher Techart Adapter auch bekommen -- sondern eher um die Frage, ob und mit welchen Qualitäten so ein altes Stück der Ingenieurskunst "überlebt im Bewusstsein" gemessen an dem, was heute an Plaste-Bombern angeboten wird.
Das Ultron ist nun mittlerweile 50 Jahre alt und tut seinen Dienst nach wie vor... heute auch AF-fähig mit einem Zusatzgerät... das schafft bislang kein mir bekanntes Canon "Plaste-Funtaste" Objektiv, weder das Canon 1.4/50mm EF, noch die anderen aus der Liga. Da sterben die AF Systeme wie die Fliegen zum Herbst hin... neben dem 1.4/50er AF ist das APS-C 17-85er, das Kitobjektiv 18-55mm und etliche andere vom Fokustod ereilt worden, weil die Flexkabel langsam ihr EOL erreicht haben oder irgendwelche weiteren, konstruktiven Baumängel erst nach längerer Nutzung zu Tage treten. Von den Canon FD Problemen mit deren Gleitlagern braucht man gar nicht erst anfangen...
Wenn ich mir dagegen ansehe, wie diese alten Objektive wie das Ultron mit 50 Jahren immer noch relativ klaglos ihren Dienst verrichten.... Hut ab vor dem Können der "Altväter"... da können mir - wie ich schon bereits ausführte - die MTF Kurven und solche "pseudowissenschaftlichen Abhandlungen" echt gestohlen bleiben und ich kann jedem nur den Rat geben, sich selbst mal so ein Ultron zu besorgen und vor die Kamera zu bringen, denn nur das zählt in meinen Augen wirklich, denn der Nutzer bestimmt letztlich, wie er die Gesamtsumme aller Eigenschaften für sich bewertet und nicht irgendein im Internet recherchiertes Wissen, von dem man die Hintergründe der Entstehung und die Intentionen des Schreibers nicht kennt.
LG
Henry
Canon EOS 5D MKIII, 5D MKI, Canon 1D MK IV, Sony A7, NEX7, A7 II.. und viele, viele feine Objektive aus dem Altglas-Container..
Die Mutter der alternativen Fakten.
Erst die Ultron/Planar Verdrehung, "Voigtländer" zu einer Zeit da die Bude bereits Franke&Heidecke gehörte (und der Murks von Voigtländer sich bereits als weiterer Sargnagel für F&H auszeichnete) und schön ignorieren, wann und unter welchem Namen die Konstruktion in den Markt eingeführt wurde.
Und dann erfahren wir, daß die konkave Frontlinse nicht verantwortlich ist für die bahnbrechende Leistung des Objektivs, sondern lediglich eine Schnapsidee.
Hallo,
hatte heute das Ultron auch mal wieder auf einem Spaziergang dabei. Canon EOS 5Dsr (50MP, KB), ISO100, 1/320s, irgendwo zwischen F/2.8 und F/4, ooc:
100% Crop:
Also ich finde, da gibt es nichts zu meckern. Das Ultron "rockt" nach 50 Jahren problemlos den hochauflösenden Sensor der 5Dsr. Dazu liefert es eine Bildanmutung, die ich, je nach Sujet, gerne und gerade mit Altglas erreichen will. Einfach eine tolle Kombination von Eigenschaften.
LG
Heino