Das ist eine Frage, die sich bei vielen hochpreisigen Altgläsern stellt. Manche davon werden mittlerweile so gehypt, dass ihre Verkaufspreise denen von vergleichbarer Neuware sehr nahe kommen und manchmal selbst übertreffen. Bei Zooms aus den 80-ern greife ich mittlerweile nur noch zu, wenn diese zum kleinen Preis angeboten werden, zumal auch viele davon mechanische (Gleitlager) und optische Unzulänglichkeiten (Fungus, Haze, etc.) aufweisen, die ihren Gebrauchswert stark einschränken.
LG Volker
In Ordnung. Das sehe ich (teilweise) ein. Allerdings sehe ich es so, dass das Forum auch durch die Verlinkung der Ergebnisse zur Sammelstelle für Informationen zu den Objektiven geworden ist.
Ich komme zum Ergebnis, dass alle Zooms zu Recht einen guten Ruf haben. Ich finde sie alle toll. Ein paar konkrete Ergebnisse sind:
- Alle Objektive produzieren ausdrucksstarke Bilder mit kräftigen Farben und Kontrasten.
- Alle Objektive zeigen darüber hinaus wenig chromatische Aberrationen. Am Besten in dieser Kategorie sind m.E. das Zeiss VS 35-70 und das Tamron.
- In der Weitwinkel Stellung verzeichnen alle Objektive mehr oder weniger stark. Am Besten ist das Zeiss VS 35-70. Am schlimmsten das Yashica ML. Bei diesem ist die Verzeichnung bis 50mm ziemlich extrem und lässt sich auch nicht gut korrigieren, weil sie nicht gleichmäßig ist. Auch das Tamron verzeichnet bei 35mm stark tonnenförmig. Das lässt sich aber recht gut korrigieren, weil es im Gegensatz zum Yashica oder auch VS 28-85 keine wellenförmige Verzeichnung aufweist.
- Im Gegenlicht sind die beiden Zeiss Linsen mit Abstand am Besten, es ist halt die berühmte Zeiss Vergütung. Diese hat wohl zu Recht ihren guten Ruf. Das VS 35-70 setzt sich auch hier nochmal vom 28-85 ab.
- Die Macro-Funktion ist bei allen Objektiven (außer dem VS 28-85) sehr nützlich. Hier sehe ich das Tamron und das VS 35-70 etwa gleichauf. Das Yashica etwas dahinter und das Vivitar ist auch brauchbar.
- In Sachen Schärfe bis in die Ecken ist das VS 35-70 ganz vorn, knapp dahinter das VS 28-85 und das Tamron, welches allerdings nicht ganz den Micro-Kontrast bietet, das die Zeiss Linsen zeigen. Das Yashica ist sehr scharf im Zentrum und der Zentrumsnähe. Die Ecken brauchen aber länger, bis sie scharf werden und sie erreichen nicht die Schärfe der drei zuvor erwähnten Objektive. Das Vivitar ist nicht so stark in der Auflösung wie die anderen vier Linsen, jedoch fällt das bei Ansicht in Normalgröße gar nicht auf, weil es durch seinen hohen Kontrast ebenso scharf wirkt wie die anderen. Ich war ziemlich überrascht, dass es in den Charts gegenüber den anderen Objektiven abfiel.
Wenn es nur um Bildqualität geht, ist das VS 35-70 der klare Sieger. Das VS 28-85 kommt knapp dahinter. Es ist im Gegensatz zum 35-70 ein viel größeres und schwereres Objektiv, besonders, wenn man es ausfährt, um den Weitwinkel von 28mm zu nutzen, der in der längsten Einstellung von dann über 15cm Länge erreicht wird. Beide Objektive kosten ca. 250-350 EUR, wenn man sich etwas Zeit nimmt, danach zu suchen.
Viel günstiger zu haben sind die anderen drei. Das Tamron und das Vivitar erhält man für ca. 60 EUR, das Yashica für etwas mehr. Hier finde ich den klaren Sieger das Tamron, von dem ich glaube, dass es eine Kopie des VS 35-70 ist. Dafür habe ich keine Beweise, außer, dass ich beim Vergleichen der Bilder immer wieder die Ähnlichkeit festgestellt habe. Das Tamron hat allerdings deutlich weniger Reichweite als die beiden anderen, 28mm ist deutlich weiter als 35mm und 90mm deutlich länger als 80. Wer die Flexibilität sucht, die damit verbunden ist, kann meines Erachtens auch gut zum Vivitar oder Yashica greifen.
Ein paar Beispiele, z.B. in Sachen Fotos an der Naheinstellgrenze ("Macro"):
Yashica:
Vivitar:
Tamron:
Zeiss 28-85 (ohne Macro-Funktion):
Zeiss 35-70:
Wer noch mehr wissen willl, der Link zu meinem Artikel (auf Englisch) findet sich im ersten Post.
Geändert von Rob70 (31.12.2018 um 11:15 Uhr)
Da ist auf jeden Fall etwas dran. ABER:
1. die mechanische Qualität der alten Objektive ist oft so hoch, dass sie eben schon 30 Jahre durchgehalten haben und immer noch gut sind (wenn man auf die Richtigen setzt). Oft ist falsche Lagerung Schuld, wenn sie nicht mehr so gut sind. Ob das für moderne Objektive ebenso ist, ist fraglich. Vor allem bei der neuesten Generation mit "Focus by wire" habe ich da ernsthafte Zweifel.
2. Für manuelles Arbeiten und Fokussieren (und in vielen Szenarien halte ich das für die beste Möglichkeit, absolute Schärfe dort zu bekommen, wo ich es will) geht damit deutlich besser als mit AF-Objektiven.
3. Billige Neu-Objektive haben oft mehr CA und auch andere Bildfehler als die guten Alten.
4. Teurere Neu-Objektive sind besser, aber auch z.T. viel teurer (siehe z.B. GM Objektive von Sony für 3000 EUR!!!), aber es stimmt, dass z.B. Canon-EF-Linsen z.T. ein überragendes Preis-Leistungsverhältnis haben, wenn sie nicht aus der aktuellsten Produktion stammen. Wenn ich z.B. an das 4/70-200 L USM denke, das ist richtig "billig" zu haben für das, was es leistet.
5. Ob es nun Hype ist oder das "bisschen mehr" für das man viel mehr zahlt, ist die Frage. Auch bei modernen Objektiven ist es doch so: Für die letzten 5% Bildqualität zahlt man auch mal das 5-fache. Bei den Zeiss Linsen ist der Preis-Sprung von ca. 60 EUR auf etwa 300 EUR meines Erachtens gerechtfertigt, wenn man die paar % extra haben möchte.
Carsten, berufsbedingt immer mal wieder auf Forum-Pause. In grün schreibe ich als Mod.
Leica, Sony, Nikon, Fuji, Olympus, Pentax, Panasonic, Canon, Sigma und viel zu viele Linsen sowie andere digitale und analoge Kameras.
>> Einführung | Meine "Uralt" (Stand 2015) Linsenliste | Noch eine Linsenliste | RetroCamera.de (Blog) | Altglasphase : 10
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Hallo Volker und Rob70, diese Argumentation spricht auch mir aus der Seele.
Die top Platzierung des Zeiss 35-70 kann ich gut nachvollziehen, die im Blog gezeigten Fotos schauen wirklich
gut aus.
Ich habe hier im Forum mal das AIS Nikkor 3,5/35 -70 vorgestellt. Wenn es das Wetter zuläßt, werde ich
ein paar "Alltagsaufnahmen" einstellen. Ich glaube, dass dieses Objektiv in der Lage ist, dem Zeiss das
Wasser zureichen... mal sehen.
Auf jeden Fall auch von mir vielen Dank für diese tolle Vorstellung. Das war sicher eine Heidenarbeit.
LG Christian
Hallo und Hut abfür diesen tollen Test mit Objektiven, die für viele heutige Aufgaben immer noch gut geeignet sind.
Das Zeiss 35-70 ist Deinem Test nach eine tolles Objektiv, dessen Bildqualität in Bezug auf Farbsättigung und Kontrast den feinen Unterschied macht.
Leider fehlen mir die beiden Zeiss noch, ansonsten habe ich die Testkandidaten und noch einige mehr, die ebenfalls in "bessere" Kategorie fallen (Olympus 3.6/35-70, Minolta 3.5/35-70, Minolta 3.5-4.5/28-85, Canon nFD 4.0/28-85, Pentax-A 4/35-70 und Pentax-A 3.5-4.5/28-80) in meinem Besitz. Ich denke, dass gerade bei den 35-70mm Objektiven noch einige weitere gute bis sehr gute Leistungen bringen - Henry hatte mal das Angenieux 35-70 vorgestellt, das ebenfalls beeindruckend abliefert.
Alle gegeneinander antreten zu lassen, wäre eine unsägliche Arbeit, aber bestimmt auch sehr spannend. Alte Tests aus den 80er Jahren sind in der Regel immer lückenhaft und spiegeln nicht die Möglichkeiten unserer modernen Sensoren wider.
Manchmal finde ich es ärgerlich, dass diese ehemals hochwertigen Objektive mit viel Geringschätzung als mehr oder weniger unbrauchbar im Vergleich zu modernen AF-Objektiven abgekanzelt werden. In der Hand eines guten Fotografen sind es meiner Ansicht nach immer noch potente Werkzeuge.
LG Jörn
Digital und Analog unterwegs...
Du sprichst mir aus der Seele ! Ich habe viel mit älteren Zoom-Objektiven herumexperimentiert (dank ihres, bis auf einige Ausnahmen, schlechten Rufs sind diese sehr günstig...) und konnte feststellen, dass viele davon, solange sie von angesehenen Herstellern stammen und einen Brennweitenbereich kleiner oder gleich drei abdecken, durchaus noch mit guten Ergebnissen verwendet werden können. Letztere sind manchmal sogar noch viel besser als zu Analog-Zeiten, denn einige typische Bildfehler können per Bildbearbeitung leicht behoben werden, ich nenne da nur die chromatischen Aberrationen, die Vignettierung und die bei kürzester Brennweite oft übliche, monumentale Verzeichnung.
Zu meinen Lieblingsobjektiven zählen im Moment nebst dem von mir vor einiger Zeit vorgestellten EBC-Fujinon-Z 35-70 mm f/2,8-3,7 auch das Minolta MD 35-70 f/3,5 (ein Klassiker), das Canon FD 35-105 mm f/3,5, Canon FD 35-70/2,8-3,5 und das kürzlich von mir wiederentdeckte Sigma 28-70 f/2,8 in Canon FD-Fassung. Alle diese Objektive sind schon durchaus bei Offenblende verwendbar (natürlich mit leichten Abstrichen am Rand). Das Canon FD 28-85 f/4 ist selbst mein absoluter Favorit in Sachen Bildqualität, aber mein Exemplar ist mechanisch ganz schön gebrechlich und momentan auf dem Abstellgleis....
LG Volker