"Man" muss ihn vielleicht nicht haben, ich aber würde mir schon wünschen, einen so hochauflösenden Sucher zu haben, wie ihn der Spiegel nun einmal bietet.
Mit einer DSLR und geeigneter Scheibe bin ich immer noch besser bedient, wenn es um die Beurteilung des Schärfepunktes beim manuellen Fokussieren geht.
Wenn einige Dinge zusammenkommen (schnelle Reaktionsnotwendigkeit bei Portraits, Freihand-Makros und ähnlich "zeitsensitive" Motivsituationen), geht IMHO der Spiegel nach wie vor in meiner Prioritätenliste vor.
Fokuspeaking ist mir zu ungenau und verwirrt eher - egal mit welcher Stufe eingestellt - als das es nutzen würde. Zu ungenau in manchen Momenten und das "gekrissel" nervt.
Klar, wenn Zeit genug ist, man die elektronische Lupe nutzen kann... dann geht es ebenso gut... aber eben nicht bei erheblich zeitkritischen Anwendungen.
Ich verweise, Dich Carsten, da gern mal auf unser gemeinsames Shooting damals in Bad Segeberg im verwilderten Garten, wo wir beide die im Wind vor sich hintaumelnden Pflanzen ablichteten (Du erinnerst Dich) oder eben auch seinerzeit mit Fraenzel im Arboretum in Hamburg, wo es darum ging, bei Wind gestochen scharfe Makroaufnahmen von Bienen, die sich in Scharen auf im Winde taumelnden Sonnenblumen niedergelassen hatten, abzulichten.
In solchen Motivsituationen kann man - manuell und freihand fokussierend, nicht mal so "nebenbei" auf irgendeine Taste drücken, Vergrößerung zuschalten und beim Auslösen dann erschrocken über die Rückkehr in die Kompositionsansicht, erwarten das der Schärfepunkt "sitzt", weil das Motiv dann nämlich schon wieder aus dem Fokus "rausgeweht" ist. Da sind halt entsprechende Pendelbewegungen bei voller Kontrolle über das feste Sucherbild notwendig um zu klaren Ergebnissen zu kommen.
Auch bei Portraits gilt dies... solange man im nicht umgeschalteten (vergrößerten Sucherbild) nicht exakt vorhersagen kann, ob im Moment der Auslösung das fokussierte Auge genau zum Zeitpunkt der Auslösung scharf und vor allem "Offen" ist, taugt so ein elektronischer Sucher für mich nicht wirklich etwas. Das sind aber eben zeitkritische Anwendungen, die kontinuierliches Verfolgen des Geschehens erfordern. Und um das - eben ohne jeden Umschaltvorgang, der ja zusätzlich Zeit kostet - zu erreichen, ist für mich die Auflösung und Beurteilungsmöglichkeit des Spiegels unerreicht. Erst wenn ein elektronischer Sucher ohne Umschaltung so perfekt auflöst wie der Spiegel, würde er für mich zur ernsthaften Alternative werden.
Deshalb eben mein vorheriger Kommentar zur Suchergüte.
Definieren wir den Begriff "man" als die Mehrzahl der User, so werden erwartungsgemäß die meisten die elektronischen Einstellhilfen der spiegellosen Kameras als echten Vorteil schildern.
Aber das sind in den meisten Fällen auch keine zeitkritischen Motivsituationen, die der Beurteilung der PRO und CON's zugrunde liegen, sondern eher statische Motivsituationen, in denen die Möglichkeiten des elektronischen Suchers mit seinen Vorteilen ihre Stärke ausspielen können.
Deshalb: Je höher die Auflösungen der Sucher werden, umso näher bewegen die Hersteller sich - ohne Umschaltvorgänge notwendig zu machen - diesem Ideal der Auflösung von optischen Suchern und umso besser ist so ein Sucher dann für mich.
Vielleicht gehöre ich da nicht in die "man"-Gruppe, aber einige Fotografen, die ob ihrer Enttäuschung über genau diese Sucherfrage von einer Sony A7RII wieder zu einer DSLR mit optischem Sucher zurück gewechselt sind, bestätigen mich darin, dass ich nicht allein so denke. Das sind in der Mehrzahl Portraitfotografen gewesen, die mit manuellem Altglas fotografieren. und von daher diese Beurteilungsnachteile so schildern.
Für die meisten aber wird wohl der elektronische Sucher mit den Vergrößerungsmöglichkeiten eher eine Bereicherung sein, aber das sind dann aus meiner Sicht auch zumeist diejenigen, die mit dem optischen Sucher und manuellen Objektiven - speziell wenn es dann noch um hochlichtstarke Objektive ging - auch nur schwer zurecht kamen.
Aus dem gessagten heraus, ist ein elektronischer Sucher für mich erst dann von wirklichem Interesse, wenn er mir die gleichen Beurteilungsmöglichkeiten bietet, wie ich es vom optischen Sucher her erwarte. Und da gilt dann eben.... je mehr Bildpunkte und je höher die Wiederholfrequenz, umso besser nähert sich der elektronische Sucher dem für mich herrschenden Ideal an.
Und genau das ist es, was für mich zählt und ich kann ropmann da nur beipflichten. Wäre schön, wenn diese Verbesserungen auch in die Nachfolge-Generationen der A7 Einzug halten.
LG
Henry