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Thema: Nikon 135mm F2 DC

Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Das Nikkor DC 2/135 ist ein hochinteressantes Objektiv, mit dem ich seit einiger Zeit viel Freude habe. Allerdings ist es in der Anwendung nicht ganz einfach und schon gar nicht selbsterklärend. Mein Eindruck von dem Objektiv deckt sich auch nicht so ganz mit dem was ich auf den Bildern von Alpha Centauri sehe, aber das mag an den unterschiedlichen Anwendungsgebieten liegen. Vorneweg: Ich verwende das Objektiv ausschließlich an einer Canon 5DII adaptiert, so dass ich zu den Automatik-Funktionen keine Aussage machen kann.

    Äußerlich ist das Nikkor ein typischer Vertreter der ersten Generation von Nikkor-Autofokusobjektiven: Eine extrem solide und mechanisch überzeugende Vollmetallkonstruktion, die für den jahrzehntelangen Gebrauch ausgelegt ist. Die ausziehbare Streulichtblende ist ebenfalls aus Metall, von der Länge her vielleicht etwas kurz aber noch brauchbar und praktischerweise in ausgezogener Position arretierbar, so dass man das Objektiv auch darauf abstellen kann. Die manuelle Fokussierung ist gleichmäßig samtig und mit ca. 120° Fokusweg auch ausreichend feinfühlig - kein Vergleich zu der labberig-unpräzisen manuellen "Behelfsfokussierung" vieler Plastik-AF-Objektive. Der Blendering rastet präzise und knackig ein, ist aber wie üblich bei Nikon nur mäßig gut zugänglich. Die DC-Einstellung liegt vor dem Fokusring und ist in allen Positionen mit einem kleinen Knopf arretiert. Alles in allem auch für Altglasfreunde mit hohem Anspruch an Mechanik und Haptik ein Genuss.

    Ein paar technische Daten noch zur Information:

    Gewicht: 780 g (Herstellerangabe 815 g)
    Baulänge min. ab Auflagefläche: 120 mm
    Filtergewinde: 72 mm
    Blende 2.0 - 16 in ganzen Stufen
    9 Blendenlamelllen
    Naheinstellgrenze 1.1 m
    Fokusweg ca. 120°, Innenfokussierung
    Ausziehbare Streulichtblende (ca. 23 mm Auszug)
    7 Linsen in 6 Gruppen plus Schutzglas hinter der Hinterlinse
    Linsenschnitt:
    Unbenannt.JPG

    Und hier zwei Bilder vom Objektiv:

    nikkor135-9.jpg

    nikkor135-10.jpg

    Nun aber zu dem optischen Eindrücken, und da vorneweg zum "DC" im Objektivnamen. DC steht bei Nikon für "Defocus Image Control", also um eine Gestaltungsmöglichkeit für die Bereiche außerhalb der Fokusebene, und wurde/wird meines Wissens nur bei zwei Objektiven angewendet: Dem 2/105 DC und dem 2/135 DC - nicht ganz zufällig beides Portraitbrennweiten. Es handelt sich dabei nicht um einen Weichzeichnereffekt und auch nicht um einen Apodisationseffekt wie bei einigen anderen Objektiven anderer Hersteller, die in die gleiche Richtung zielen, sondern um eine Steuerung der sphärischen Aberration in Richtung unterkorrigiert oder überkorrigiert. Auf diese Weise kann wahlweise der Bereich vor oder hinter der Schärfeebene weicher gestaltet werden, ohne dass ein signifikanter Einfluss auf die Abbildungsqualität in der Fokusebene auftritt.

    Um den gewünschten Effekt so wie beschrieben zu erzielen, muss man sich aber auch an die Bedienungsanleitung halten: Die DC-Einstellung sollte jeweils nur maximal bis zu der eingestellten Blende in Richtung F (= front, Weichzeichnung des Vordergrundes) oder R (= rear, Weichzeichnung des Hintergrundes) verstellt werden. Sobald man deutlich darüber hinaus geht, also z.B. bei Offenblende DC auf 5.6 stellt, bekommt man in der Tat einen deutlichen Weichzeichnereffekt auch in der Schärfeebene, so wie auf einigen der obenstehenden Bilder zu sehen. Dies ist aber ausdrücklich nicht der Effekt, für den Nikon das Objektiv konstruiert hat, und ob man das mag, ist wohl eher Geschmackssache - wenn man eine so massive Weichzeichnung erzeugen will, kann man aber m.E. auch ein 20€-Objektiv und einen Weichzeichnungsfilter verwenden - oder etwas Nivea auf der Frontlinse wie böse Zungen sagen würden...

    Der eigentlich beabsichtigte Effekt ist auf den ersten Blick relativ unspektakulär:

    nikkor135-1.jpg
    f/2.0, DC auf 2F

    nikkor135-2.jpg
    f/2.0, DC auf 2R

    Man muss schon etwas genauer hinschauen, um zu sehen, dass im ersten Beispiel das Bokeh im Vordergrund weicher und hinten härter ist, während es im zweiten Beispiel genau umgekehrt ist. Üblicher ist sicher, dass man den Hintergrund weich haben will und kaum unscharfer Vordergrund auf dem Bild ist, also wird man die R-Einstellungen der Defocus Control häufiger nutzen. Um den Effekt deutlicher zu zeigen, stelle ich hier 100%-Ausschnitte nebeneinander:

    nikkor135-f-1.jpg
    Vordergrund bei DC auf 2F

    nikkor135-f-2.jpg
    Vordergrund bei DC auf 2R

    nikkor135-r-1.jpg
    Hintergrund bei DC auf 2F

    nikkor135-r-2.jpg
    Hintergrund bei DC auf 2R

    Je nach Motiv kann dieser dezente Effekt aber gerade bei unruhigen Hintergründen ausgesprochen hilfreich sein. Fast noch interessanter wird er allerdings für mein Empfinden in abgeblendetem Zustand. Bei Blende 2 mit 135mm freistellen, ist ja kein Problem, aber auch bei f/8 noch schöne, relativ weiche Hintergründe hinzubekommen, ist mit anderen Objektiven selten möglich. Hier ein Beispiel dazu:

    nikkor135-6.jpg
    f/2.0, DC auf 2R

    nikkor135-7.jpg
    f/8, DC auf 5.6R


    --- Fortsetzung folgt ---

  2. 8 Benutzer sagen "Danke", Helge :


  3. #2
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    Von diesem DC-Effekt abgesehen ist das Nikkor aber auch einfach ein ziemlich gutes 2/135. Der Schwachpunkt der längs-CA, also der Farbsäume violett vor und grün hinter der Schärfeebene, ist nach meinem Eindruck beim 2/135 DC zwar vorhanden wie bei fast allen sehr lichtstarken Teles aber nicht so ausgeprägt wie bei dem "normalen" Nikkor 2/135. Man muss schon sehr bösartige Motive wählen (glänzende Strukturen im Sonnenschein bei Offenblende) oder den Fokus nicht genau treffen (wie bei den Sternen, s.o.), um wirklich störende Farbsäume zu erzeugen. Ein paar Bilder dazu reiche ich bei Gelegenheit nach. Hier erst mal ein paar "normale" Fotos bei Offenblende mit DC auf 2R:

    nikkor135-5.jpg

    100%-Ausschnitt:
    nikkor135-crop-1.jpg

    nikkor135-4.jpg

    nikkor135-8.jpg

    nikkor135-11.jpg


  4. #3
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    Bezüglich den Sternen habe ich noch einmal nachgetestet. Interessanterweise bekomme ich, wenn ich DC auf f2 stelle, viel weniger CAs bei Offenblende ohne DC. Ich habe daraufhin bei einem Nikon Mitarbeiter nachgefragt und dieser meinte, dass dadurch dass man den Fokuspunkt des Lichts etwas ändert auch der Fokuspunkt von rotem Licht so korrigiert wird, dass die CA nahezu verschwindet weil sich RGB Licht genau auf dem einen Pixel trifft und die Farbfokusdifferenz so minimiert wird


    PS: Vielen Dank für die tolle Ergänzung!

  5. #4
    Teilzeit-Mod. ;) Avatar von LucisPictor
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    Ist ja schon irgendwo eine "Habbe-Wolle"-Linse. Aber nein, jetzt ist erstmal Schluss! Hab' zuviel in Leica investiert (M6, 21, 50, 90).
    Carsten, berufsbedingt immer mal wieder auf Forum-Pause. In grün schreibe ich als Mod.
    ​Leica, Sony, Nikon, Fuji, Olympus, Pentax, Panasonic, Canon, Sigma und viel zu viele Linsen sowie andere digitale und analoge Kameras.
    >> Einführung | Meine "Uralt" (Stand 2015) Linsenliste | Noch eine Linsenliste | RetroCamera.de (Blog) | Altglasphase : 10
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  6. #5
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    @Helge hmm hast du schon mal an einem sonnigen Tag damit fotografiert? oder immer nur an so bewölkten Tagen? Wär mal interessant ob du da genauso wenig CA hast, wenn ich nur bei bewölktem Himmel fotografiere hab ich auch keine CA..

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