Wenn es denn eine gelungene Polemik wäre, wäre ich ganz bei dir. Er versucht sich als Epigone von Kraus oder Tucholsky, aber ich sehe hinter seinen Angriffen - und da nehme ich mal Kraus' Begriff des Tonfallschwindels - zu offensichtlich und zu viel Pfründenforderung und fehlende Ehrerbietung für und im Namen der selbsternannten Elite der Fotografie. Kurz gesagt: er tritt nicht nach oben, er tritt nach unten. Seine Opfer sind nicht die gut bezahlten und elitären Starfotografen, und in erster Linie auch nicht die Konsummaschinerie, Verblödungs- und Marketingabteilungen der Hersteller, sondern Amateure, die eben keine Bauernopfer sind, sondern als narzistisch-verblödete Deppen dargestellt werden. Er ist mir zu nah an den wohlfeilen Schimpfreden gegenüber den "Hartzern" oder einfachen Geistern, die sich täglich im Fernsehen für ein paar Euros erniedrigen lassen, ohne diese Erniedrigung zu bemerken - und damit zu weit entfernt von der Kritik an diesen Erniedrigungen selbst.
Er versucht meiner Meinung nach schon, die Richtigen zu treffen, aber er belässt es dann doch zu oft und immer wieder bei dem Zeigefinger, der auf die Nutzer, Fotografen, Forenten, etc. deutet, um dann in die Höhe gereckt zu werden. Polemik bietet keine einfachen Lösungen und erst recht keine Wahrheiten, sonst wäre sie keine Polemik. Sie weist nur auf Missstände hin und benennt die Schuldigen. Wäre er dabei geblieben, und das gezielter, in halber Textlänge, hätte er sich und all denen, die viele Kritikpunkte sofort unterschreiben könnten, überzeugt.
Grüße
Nils