Ich habe erst einen Teil des Blogs gelesen, aber in diesem Teil steckt so viel Wahres und Bedenkenswertes z.B. über Wurzeln und Entwurzelung der Amateurfotografie, über Stilbildung duch Massenmedien und über Kommerzialisierung der Amateurfotografie, dass ich sehr gut damit leben kann, dass mir manche Details etwas zu gewaltsam in die kritische Gesamtlinie hineingebogen sind.
Was ich aber bedauerlich finde, ist die Tatsache, dass viele Leser entweder den Untertitel des gesamten Blogs ("Eine Polemik zum Ende des fotografischen Zeitalters") nicht wahrgenommen haben oder schlicht und ergreifend nicht wissen, was eine Polemik ist - nämlich eine seit der Antike bekannte und hoch angesehene philosophische und literarische Disziplin. Entscheidende Bestandteile einer Polemik sind per definitionem die Zuspitzung bis hin zum persönlichen Angriff und die Einseitigkeit. Dies als stilistischen oder inhaltlichen Mangel zu betrachten ist ein grobes Missverständnis. Das ist in etwa so als würde man einem Film Noir das fehlende Happy End vorwerfen.
Der einzigartige Karl Kraus schrieb: Der Aphorismus deckt sich nie mit der Wahrheit; er ist entweder eine halbe Wahrheit oder anderthalb.
Man könnte auch schreiben: Eine Polemik enthält immer nur die Hälfte der Wahrheit; über die andere Hälfte muss der Leser verfügen.