Natürlich haben die langen Adapter eine Auswirkung...
Im Grunde ist es recht einfach. Nimm einen dieser langen Adapter in die Hand und halt das Ding vor die Schreibtischlampe. Du wirst sehen, wie hell das Licht auf den Seitenwandungen reflektiert. Hängt nun ein Objektiv am Adapter, so wird sich das einfallende Licht ebenfalls als vagabundierendes Streulicht bemerkbar machen.
Im VNEX Entwicklungsverlauf bin ich zur Vermeidung dieses Streulichts dazu übergegangen, alle VNEX Tuben mit diesem Velour zu belegen und das hier angerissene Thema machte mit eine der Schwierigkeiten im Verlauf der VNEX Entwicklung aus.
Da am VNEX alles "sehr eng" im Sinne von wenigen "Zehntel Millimeter" für die Tubendurchmesser zugeht, die ja einerseits mit ihrem Aussendurchmesser um einen kleinen Betrag durch den Adapter hindurch bis kurz vor die Kontakte in die Kamera eindringen müssen, andererseits aber im Durchlassbereich des Tubus für die Lichtstrahlen für den KB Sensor mit ihrem Innendurchmesser wiederum "weit genug geöffnet" sein müssen um nicht zu vignettieren, kämpfte ich um jedes Zehntel, um diesen Velour mit seiner exzellenten Absorption dieses vagabundierenden Lichtes noch an die Wandungen kleben zu können.
Mit seiner Stärke von 0,5mm verkleinerte das Velour nämlich den nutzbaren Innendurchmesser des Fokussiertubus um 2 x 0,5mm (also zweimal die Stärke, weil umlaufend an der Wandung verklebt)= 1mm...
Diesen Millimeter musste ich erstmal an den Tuben zurück gewinnen. Bei einem maximal möglichen Innendurchmesser in einem 40mm Tubus, mit der Einschnitt-Tiefe der äußeren Wendelführung von 2 x 1,6mm = 3,2mm blieben da nur noch 36,8mm Innendurchmesser übrig.. ziehe davon noch diesen einen Millimeter für den Samt ab, so wird schnell klar, wie "knapp" das wurde, wenn mindestens 35mm für eine vignettierungsfreie Ausleuchtung des KB Sensors der A7 notwendig sind.
Diese Mühe im Detail hat sich aber 100% gelohnt, denn die Streiflichtabsorption durch das Velour ist exzellent, wenngleich es mir noch immer etwas zu viel von dem Innendurchmesser nimmt, werde ich es für das VNEX KB bis auf Weiteres benutzen.
Da es aber noch das VNEX "uni" gibt, also die APS C Version des VNEX mit austauschbarem Kameraanschluss, musste ich auch eine ganze Weile für diese Version nach einem gangbaren Weg suchen um dieses vagabundierende Licht in den Griff zu bekommen.
Mit seinem geringeren Tubeninnendurchmesser von nur 32mm (da es auch an µFT Kameras mit dem kleinsten Bajonett passen sollte), konnte ich das Velour dort nicht verwenden, weil bei nur 31mm, die bei Nutzung des Velours als Lichtabsorptionsbelag vom Tubeninnendurchmesser übrig geblieben wären, sonst Vignettierungen durch den Belag des Tubus auf dem APS Sensor hinterlassen hätten.
Daher musste ich für die Uni Version wieder auf Farbe umstellen, wie ganz am Anfang der Entwicklung.
Als vernünftig hat sich von der Firma Marabu deren Acrylmattlack "Decomatt" herausgestellt. Leicht mit dem Pinsel aufzutragen, bietet es eine gute Mattierung, ist aber nicht sehr "abriebfest"...
Diese Mattfarben gibt es auch von der Modellbaufirma "Revell"... ebenfalls brauchbar.
Etwa gleich gut und etwas "abriebfester" stellte sich der sogenannte "Tafellack" heraus. Dieser hat ebenfalls eine recht gute Absorption und wird nach dem Auftragen im Backofen bei 165° für eine halbe Stunde "gebacken"... dabei härtet er aus und die Beschichtung ist deutlich abriebfester auf Alu-Untergrund, als der Acryllack.
In der nächsten Zeit werde ich dafür aber wohl ein sehr teueres Spezial-Zeugs nutzen, dass in der optischen Industrie eingesetzt wird. Leica, Zeiss und andere Hersteller hochwertigster Objektive nutzen das "NEXTEL"...
Hier ein langer Bericht, der sich mit dem Problem beschäftigt...
http://www.digicamclub.de/showthread.php?t=19201
Um Euch ein wenig Arbeit abzunehmen bei irgendwelchen Versuchsreihen, hier einige Fotos von den Effekten... die auch im oben verlinkten Thread eingestellt sind...
Links das NEXTEL Velvet Coating, rechts der Tafellack, der in etwa dem entspricht, was man nach der Eloxierung vieler Adapter sieht
Es ist bei ähnlichem Lichteinfallswinkel - obwohl in den hier ersten Versuchen von mir nur mit dem Pinsel aufgetragen - schon zu erkennen, wie genial diese Velvet (=Samt) - Beschichtung das Licht absorbiert !!!
Wie gesagt, das Zeugs findet bei Leica, Zeiss und anderen im Objektivbau Verwendung und ein einzelner Liter von dem Zeugs kostet über 200 Euro!!!
Die Nutzung des Wortes "Velvet=Samt" im Namen "NEXTEL Velvet Coating" weißt schon darauf hin, das Samt eine ähnliche Eigenschaft besitzt und dessen Eigenschaften in dieser Farbbeschichtung "nachempfunden" wurde... deshalb hier ein Bild, ebenfalls um bei Gegenlicht die Absorption zu zeigen, die das Velour Zeugs bietet..
An diesem Samtbelag sieht man sehr schön, das der Samt mit seinen diffus angeordneten "Häärchen" dafür sorgt, dass sich in der "chaotischen " Struktur nichts reflexionsartiges ausbilden kann.
Einzelne Häärchen reflektieren zwar noch ein wenig an den Spitzen, aber gemessen an den massiven Lichtreflexen des Tafellacks (der ähnlich ist wie das Verhalten der eloxierten oder pulverbeschichteten China Adapter), ist das Absorptionsvermögen einfach nur hervorragend zu nennen.
Das Nextel Velvet Coating geht hier noch einen Schritt weiter und nutzt diesen Effekt auf mikroskopischer Ebene aus.
Wie eine Farbe wird es industriell aufgespritzt und die darin eigebetteten Farbpartikel richten sich beim Austrocknen in einer "chaotischen" Stuktur und Ausrichtung auf... sind dabei aber nur wenige µm hoch. Kann man sich unter dem Elektronen-Mikroskop wie die Zelleinteilung einer Bienenwabe vorstellen... nicht ganz so geordnet, aber in die Richtung gehend. So wird das vagabundierende Streulicht beim NEXTEL quasi in den "Zellen" der Oberfläche gefangen... mit der Folge einer 98%igen Absorption des Streiflichtes an den Seitenwänden.
Da solch ein Zeug allerdings viel zu teuer für die reine "Adapterveredelung" ist, also besser unbedingt auf diesen Klebevelour von DC fix setzen...
Gerade weil in diesen langen China-Adaptern für die NEX oder andere Systeme ja genug Platz ist, ist Farbe selten notwendig.
Zuschnitte sind allerdings immer ein wenig problematisch, weil die "Messungen" im Adapter nervig sind... aber das bekommt man stückchenweise in den Griff.
Es lohnt sich aber in jedem Falle, die Adapter nachzuarbeiten und möglichst jede Stelle zu erreichen und "auszukleiden".
Nochmal kurz zu den Objektiven selbst:
Etliche alte Objektive haben ebenfalls nur Eloxierungen bekommen im Bereich der Rücklinsenfassungen... Ich gehe inzwischen so weit, dass ich alles, was im Innenbereich eines Adapters liegt - inkl. dem Objektiv wenn es reflektierende Oberflächen im Adapter zeigt - mit Mattlack nachschwärze.
Aus meiner Sicht hat sich das absolut gelohnt.
LG
Henry