Guten Abend,
heute habe ich mal etwas mit dem 200er Vario-Prakticar ( 4/80-200 ) gespielt. Ich wollte wissen, wie es im Vergleich mit anderen Kandidaten einzuordnen ist. Die in den vorherigen Beiträgen gezeigten Bilder sind ja für ein Zoom-Objektiv schon sehr beachtlich. An der Bildqualität im normalen Einsatz unter Urlaubsbedingungen gibt es tatsächlich nichts zu mäkeln. Lediglich das Handling ist nicht ganz so praktikabel, wie der Name vermuten lässt. Das Teil ist mit PB-NEX Adapter minimal 170 mm (80 mm Brennweite , unendlich ) und maximal 185 mm ( 200 mm / 1,1 m ) lang. Wenn man die eingebaute Sonnenblende auszieht, kommen nochmal 20 mm hinzu. Schon ein beachtliches Rohr...
Was das Objektiv für den Einsatz an Systemkameras mit staubempfindlichen Sensoren auszeichnet ist seine Dichtigkeit in Richtung Sensor. Beim Ändern der Brennweite wird die mittlere Linsengruppe im Objektiv verschoben und bei der Fokussierung durch Drehbewegung die vordere Gruppe. Es ist also keine Dreckpumpe, im Gegensatz zu den meisten sonstigen Zooms.
Das Objektiv ist sehr solide gebaut und mit 650 Gramm entsprechend schwer.
Doch wie sieht's mit der optischen Leistung aus ?
Als Testkandidaten habe ich folgende Objektive aus dem Linsenschrank genommen:
Pentacon 4/200 : die antike Festbrennweiten-Referenz und gefühlt 1 Kilogramm
Prakticar Pentacon 4-5,6/70-210 ( gelabelt als Pentacon, stammt aber von Sigma ), die Fernost-Markenzoomkonkurrenz , mit 420 Gramm relativ leicht. Ist ja auch viel Plastik...
Prakticar Beroflex 4-5,6/70-210 : ein Universalzoom aus dem Mandermann-Imperium, etwas schwerer mit 450 Gramm
Sony SEL18200 ( 3,5-6,3/18-200 ): der aktuelle Stand der Technik , wiegt auch 530 Gramm, ist aber dennoch sehr kompakt.
Bei den anderen KB-Objektiven kommt ja noch der Adapter hinzu, den ich nicht mitgewogen habe.
Natürlich hinkt der Vergleich etwas bezüglich der Brennweiten, da die Prakticare und das Pentacon ja Kleinbild 200er sind und das Sony ein APS-C-Objektiv.
Aber hier zeigt sich eine große Überraschung, die Bildausschnitte sind fast identisch ! ( links Vario-Prakticar @200 mm , rechts Sony SEL 18200 @200 mm )
Denn wie die EXIF-Einträge des Sony zeigen, sollten die 200 mm APS-C einer KB-Brennweite von 300 mm entsprechen:
Es sollten also deutliche Bildfeldunterschiede zwischen den Prakticaren und dem SEL bestehen.
Ich verstehe es nicht...
Sei's drum, lassen wir das Crop-Problem erstmal beiseite, hier sind die Testkandidaten alle im Bild zu sehen:
Als erstes Testobjekt habe ich Nachbars Ostereierbaum ausgewählt, Entfernung zum Aufnahmeort ca. 25 Meter. Kamera ist NEX-7 mit Stativ und Fernauslöser, stand versehentlich noch auf ISO 800 von gestern abend, aber das sollte schon ok sein.
Da das Vario-Prakticar als grösste ( kleinste ?? ) Blende 4 bietet, die anderen Zoom aber nicht, starte ich mal mit einem Direktvergleich bei den Blenden 5,6 (obere Reihe ) und Blende 8 ( untere Reihe ).
Die Reihenfolge von links nach rechts ist jeweils :
Vario-Prakticar---Pentacon 4/200---Prakticar Sigma---Beroflex---Sony SEL
Ok, 30 Jahre technischer Fortschritt sind deutlich sichtbar, das Sony SEL 18200 brilliert hier tatsächlich. Für ein Zoomobjektiv schon grosse Klasse !
Aber für mich geht die Silbermedaille ganz klar an das Vario-Prakticar von Carl-Zeiss Jena. Dagegen sieht sogar die antike Festbrennweite alt aus !
Die restliche Platzierungsvergabe in der Disziplin Fern-Ostereier überlasse ich mal der Diskussion.
Zum Schluss noch ein Bildvergleich mit Vorder- , Mittel- und Hintergrundfokussierung. Der Fokus liegt jeweils auf der A-Säule, dem Moschendrahtzaun und der Blumenampel.
Diesmal alles bei einheitlicher Blende 8 und der Zeilenaufteilung
obere Reihe : Vario-Prakticar 4/80-200
mittlere Reihe: Prakticar Pentacon/Sigma 4-5,6/70-210
untere Reihe: Sony SEL 18200
Als Fazit würde ich mal folgendes formulieren:
Ich finde, dass Unterschiede nur marginal erkennbar sind. Somit volle Praxistauglichkeit für diese drei Kandidaten !
Das Sony ist natürlich ungeschlagen und hat in der täglichen Anwendung handfeste Vorteile wie Kompaktheit, Stabilisierung und einen Brennweitenbereich von 18 bis 200 mm !
Aber, auch das Sony ist ein Staubsauger und entfacht im Kameragehäuse ordentlich Sturm, wenn schnell gezoomt wird.
Hier ist das Vario-Prakticar im Vorteil, das nach hinten abgedichtet ist. Das Vario-Prakticar bietet eine für Altglas-Zooms überragende Bildqualität, die allerdings durch Handlingnachteile "erkämpft" werden will.
Das Pentacon/Sigma-Prakticar wiederum ist optisch nicht ganz so toll, aber immer noch als gut einzuordnen. Es ist relativ leicht, aber auch ein Staubsauger. Deshalb bleibt es bei mir im Schrank...
Herzliche Grüße aus Berlin,
dmcp