Nochmal ein wenig ausführlicher....
Wenn ich mit einem Objektiv vorwiegend Portraits machen möchte, so würde ich am VNEX z.B. auf mein altes 2.8/75mm Schneider Kreuznach Xenar aus dem Jahr 1938 - noch mit Einfachvergütung - zurückgreifen, das mit seinen leichten Überstrahlungen bei Offenblende (eben aufgrund der nach heutigen Kriterien noch unzureichenden Vergütung) für die Ablichtung der menschlichen Haut eben nicht jede Pore und jedes Fältchen sichtbar werden lasst... und somit "gnädiger" zur Abgelichteten Person ist, als es z.B. ein EL Nikkor N 2.8/50mm wäre.
Ich hebe dieses Beispiel bewußt hervor, weil die 50er Objektive an der NEX durch den Crop letztlich zu 75mm Brennweite "mutieren"... mithin also eigentlich in den für Portraits wichtigen Brennweitenbereich eindringen.
Mit f2.8 sind diese Objektive aber auch noch recht lichtschwach (gemessen an den 1.4er und schneller aus dem KB Bereich)... und ergeben (verglichen den Freistell-Fähigkeiten eines 2.8er am KB Sensor) etwa ein 4/75mm...
Es sind mir bei den V-Objektiven eigentlich kaum Exemplare (sieht man mal von den 4 Linser - Typen ab) im Segment der 6-Linser über den Weg gelaufen, die bei korrekter Fokussierung nicht "rattenscharf" gewesen wären, spätestens bei leichter Abblendung über den gesamten nutzbaren Sensorbereich.
Siehe hierzu auch einmal den Thread vom User Ropmann, M-Summicron gegen Minolta Makro Rokkor gegen Schneider Kreuznach Componon-S 2.8/50mm..
http://www.digicamclub.de/showthread.php?t=16238
V-Objektive sind als dort, wo es um Schärfeleistung in den Bildern geht, zumeist den Objektiven aus den analogen Kameras alter Zeiten überlegen, weil sehr scharf. Letztlich auch deshalb, weil sich in der Dunkelkammerarbeit keine durch das Objektiv verursachten Nebeneffekte wie z.B. perspektivischte Verzeichnung ergeben dürfen..
Die Objektive sind auf diese Abstände korrigiert und sollen ihre Schärfeleistung gleichmäßig auf dem planen Papierhalter erbringen.
V-Objektive sind auf dieses Spezialgebiet recht gut korrigierte Objektive, bei den Besseren von Ihnen, den aber auch nochmals teuereren APO - Typen (Apo Rodagon, APO EL Nikkor etc.. ) bleiben eigentlich keine Wünsche mehr offen und sie stehen modernen Objektiven in nichts nach.
Problematisch wird hierbei leider vielfach die 5 eckige Form der Blendenlamellen, wenn diese Objektive als Aufnahmeobjektive am VNEX genutzt werden, weil diese 5Ecke sich leider in der Aufnahme abbilden, wohingegen dies an den Vergrößerern keine Rolle spielte. Hier diente die Abblendung lediglich dazu, die leichten Wölbungen des Fotopapiers über die Ausdehnung der Schärfentiefe auszugleichen.
Erstaunlicherweise waren die alten V-Objektive mit deutlich mehr Blendenlamellen ausgestattet, vermutlich weil man dies konstruktiv von den Aufnahmeobjektiven übernommen hatte. So sind viele alte V-Objektive mit M25, M27 oder M30 Norm noch mit solchen kreisförmig angenäherten Blenden ausgestattet, aber die moderneren V-Objektiven oftmals nur mit Blenden, die bis maximal 8 Blendenlamellen reichen.
Muss in den Aufnahmen also für die Erlangung einer notwendigen Schärfentiefe weiter abgeblendet werden, so ziehe ich oftmals ältere V-Objektive deutlich den neueren vor, da mich die 5Ecke sehr stören.. Schärfeleistung egalisiert sich bei Abblendung um zwei Blendenstufen ohnehin..
Die neueren V-Objektive haben eine untadelige Offenblendleistung, wohingegen die älteren etwas das Nachsehen haben, aber wie ausgeführt eine ansprechendere Darstellung der Highlights bei reflektierenden Lichtflecken im Bild (Blattwerk, kleine Lämpchen im Bild etc..).
Wenn es aber darum geht, statt der Schärfe z.B. die Objektivfehler bewußt bildgestalterisch zu nutzen, wie weiter oben beschrieben, so sind die Objektive der alten Analogkameras (Klappkameras und Mess-Sucherkameras) mit unvergüteten oder einfachvergüteten Reflexminderungsschichten mir manchmal lieber, denn diese erzeugen mit ihren Fehlern Effekte, die einem ansonsten vielleicht "stinklangweiligen" Motiv eine eigene Wirkung hinzufügen - also abseits von der naturalistischen Darstellung scharfer und auskorrigierter Objektive - einen eigenen Glanz und Reiz verleihen.
Ob dies nun der oftmals beschriebene Swirl-Effekt (also Bildwölbungseffekte) - wie beim Biotar zu beobachten - oder Halo's (also das zufügen heller Überstrahlungssäume sind, ist je nach Objektiv völlig verschieden.. gemein aber ist diesen wenig oder bislang kaum erforschten festeingebauten Objektiven diese Besonderheit, die genau wie bei den "normalen" Objektiven erstmal erforscht sein will.
Das sind aus meiner Sicht eigentlich die zwei Klassen von Objektiven, in die man das Einteilen kann.
Eine einzelne Zuordnung welche Linsen aus alten Zeiten man mit neueren Objektiven in "eine Schublade" packen kann, ist aber genauso wenig möglich, wie man ein modernes 85mm von Pentax mit einem 85er von Canon bewerten könnte. Meßtechnisch mag man dies können, aber was sagen schon gemessene Werte?
So bleibt also - genau wie bei den normalen Aufnahme-Objektiven - seine persönlichen Favoriten für die eigene Motivwelt und Vorlieben heraus zu finden... was eine Vergleichbarkeit ohnehin unmöglich macht.. lediglich bei einem Begriff wie Schärfe gibt es kaum zwei Meinungen.. und da sind die V-Objektive aus meiner Sicht die Preis/Leistungs-Sieger, gemessen an dem was man heut für moderne Objektive mit auch nur unwesentlicher besserer Leistung hinblättern muss, wohingegen die alten V-Objektive dem User hinterhergeworfen werden, wenn man nur die Augen offen hält.
LG
Henry


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