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Thema: Trotz besserer Technik keine Steigerung der Bildqualität

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Förderndes Mitglied Avatar von Helge
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    Ich muss mal einen oppositionistischen Zwischenruf anbringen: Vieles von dem was ich in diesem Thread gelesen habe, würde ich sofort unterschreiben, aber der Grundtenor ist mir etwas zu nostalgisch. Ich bin nämlich definitiv der Meinung, dass die moderne Technik der Digitalkameras es wesentlich einfacher macht, gute Bilder zu machen.

    Es gibt offensichtlich viele Wege zu guten Bildern, aber drei Aspekte halte ich persönlich für entscheidend: Das Licht hat Henry schon ausführlich angesprochen. Das zweite ist das Motiv. Und das dritte ist der Bildaufbau, die Struktur, die Geometrie.

    Gerade was das Licht betrifft, hat die moderne Ausrüstung die Möglichkeiten enorm erweitert. Sei es ein erweiterter dynamischer Umfang der Sensoren, sei es rauscharmes Fotografieren bei hohen ISO-Zahlen, sei es evtl. auch ein AF der selbst bei schwachen Kontrasten und Dämmerlicht noch ermöglicht, sauber und schnell zu fokussieren. Am allerwichtigsten ist für mich aber die "digitale Revolution", Bilder gleich vor Ort betrachten zu können. Denn nichts ist so schwer zu beurteilen wie die Auswirkung des Lichtes auf ein Bild. Die Lichtwirkung durch ein Objektiv hindurch auf einen chemischen Film oder einen digitalen Sensor hat so wenig mit dem Eindruck des menschlichen Auges zu tun, dass es wohl nur äußerst erfahrenen Fotografen möglich ist, in schwierigen Beleuchtungssituationen (und die sind oft gerade die interessantesten) vorherzusagen, wie das Ergebnis aussehen wird. Mit der Kontrolle vor Ort kann man aber sofort sehen, wie der Effekt ist und dann ein zweites, drittes, viertes Bild machen mit etwas anderer Blende, Belichtungszeit, Kameraposition, Abschattung des Objektivs, Winkel zur Lichtquelle etc.

    Solch ein Foto bei den gegebenen Lichtverhältnissen hätte ein guter Fotograf vielleicht auch mit einer alten Analogausrüstung hinbekommen. Ich kann das aber nur mit Fokussierung per LiveView und Sucherlupe (bei dem Licht hilft die beste Mattscheibe nichts), einem extrem rauscharmen Sensor und einem besonders lichtstarken Objektiv. Mit einer weniger guten Ausrüstung hätte ich blitzen müssen und das Licht wäre ganz anders gewesen - vielleicht auch interessant, aber nicht so wie ich es vor Ort gesehen habe. Deshalb möchte ich gute Ausrüstung nicht missen.




    Was das Motiv betrifft, so gibt es sowohl Chancen als auch Gefahren durch die moderne Ausrüstung. Seien wir mal ehrlich, gerade hier unter uns "Altglasfreaks" gibt es doch ganz viele Situationen, wo man seine Ausrüstung, vor allem seine neuesten Objektive herumträgt und auf Teufel komm raus irgendwelche Fotos macht ohne jegliches brauchbare Motiv, nur um die spezielle Charakteristik, das tolle Bokeh und sonstige Eigenschaften der Linsen abzubilden. Solche technikgetriebenen Fotos haben wir doch alle auf dem Rechner herumliegen und wirklich gute Bilder sind wohl in den seltensten Fällen dabei. Das ist die Gefahr.
    Andererseits gibt es aber auch eine Chance durch die Technik wenn man sie richtig nutzt, weil sie tolle Motive zugänglich macht, die einem ohne die Technik verwehrt bleiben. Bei mir hat die "Aufrüstung" in den letzten zwei Jahren eigentlich fast immer den Grund gehabt, dass ich ein Motiv gesehen habe, es aber wegen technischer Limits nicht fotografieren konnte: Zu langsam, das Motiv war weg. Zu lichtschwach, das Motiv war verwackelt. Zu wenig Brennweite, das Motiv war zu klein. Zu kleiner Bildwinkel, die Räumlichkeit ging verloren. Piepselige Menüsteuerung für wichtige manuelle Einstellungen, ruinierte Bilder durch Bedienungsfehler. Etc...
    Auch hier bietet eine moderne Ausrüstung (Kamera und Objektive) mit der man vetraut ist (!) Möglichkeiten, Motive schnell und genau so wie man es möchte abzulichten, die ansonsten verloren gehen würden.

    Und als letztes der Bildaufbau: Hier sehe ich eigentlich am wenigsten positiven Einfluss der modernen Technik. Denn abseits der üblichen Faustformeln hilft hier eigentlich nur Schulung des Auges und ausgiebige Beschäftigung mit dem Motiv. Da ist die Technik, die alles einfacher macht und beschleunigt wohl eher eine Gefahr: Man hat das Motiv so schnell und problemlos im Kasten, dass man sich nicht die Zeit nimmt, über die Feinheiten nachzudenken, vielleicht den Bildausschnitt und -winkel noch ein wenig zu variieren und die harmonischste oder spannendste Variante herauszufinden. Man ist vielleicht manchmal zu schnell zufrieden und investiert nicht die Mühe, die notwendig wäre um aus einem guten Bild ein besonderes zu machen, weil man gewohnt ist, dass alles mühelos geht.
    Andererseits könnte man die Zeit und die Mühe, die einem die perfekte Ausrüstung an anderer Stelle spart, genau hierauf verwenden. Man muss eben nicht mehr tausend Dinge bedenken, um das Bild nicht durch einen dummen Fehler zu ruinieren sondern kann abgesichert durch wundersame Belichtungsautomatik, durch AF oder per Lupenansicht sichergestellte Schärfe und jede Menge Nachbearbeitungsmöglichkeiten bei Licht, Farben und Kontrast ganz auf daskKonzentrieren, was man in der Nachbearbeitung nur noch sehr begrenzt beeinflussen kann: Aufnahmeposition, Blickwinkel, Abstand, Ausschnitt und "Bildarchitektur".

    Und das ist dann eigentlich meine Schlussfogerung: Die moderne, immer bessere Technik macht es für einen immer breiteren Kreis von Menschen immer leichter, bessere Bilder zu machen. Sie hält aber auch Fallen bereit, in die man nicht tappen darf wenn man vermeiden will, dass der Effekt sich ins Gegenteil verkehrt und die Bilder nur mehr und nicht besser werden. Die gelegentliche Rückbesinnung auf einfache fotografische Mittel ist eine von vielen Möglichkeiten, diese Gefahren zu erkennen und zu vermeiden. Sie ist aber nicht das Allheilmittel.
    Geändert von Helge (20.12.2012 um 15:34 Uhr)

  2. 8 Benutzer sagen "Danke", Helge :


  3. #2
    Moderator Avatar von Padiej
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    Ich gehe folgenden Weg:

    90% manuell fokussieren, auch mit AF-Linsen,
    Blende und Zeit manuell einstellen,
    viel in SW,

    und ich achte viel mehr auf das Licht, dank Henrys Beitrag.
    LG PETER (Freund manueller Objektive)
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    Objektive von 14mm - 500mm (auch mit Autofokus)
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  4. Folgender Benutzer sagt "Danke", Padiej :


  5. #3
    Teilzeit-Mod. ;) Avatar von LucisPictor
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    Zitat Zitat von Helge Beitrag anzeigen
    Ich muss mal einen oppositionistischen Zwischenruf anbringen: Vieles von dem was ich in diesem Thread gelesen habe, würde ich sofort unterschreiben, aber der Grundtenor ist mir etwas zu nostalgisch. Ich bin nämlich definitiv der Meinung, dass die moderne Technik der Digitalkameras es wesentlich einfacher macht, gute Bilder zu machen.
    Was durch Digitalkamera absolut verbessert wurde - außer der Möglichkeit mit extrem hohen ISOs zu fotografieren - ist die enorm steile Lernkurve.
    Trotz der Millionen Knipser, gibt es heute sicher mehr sehr gute Fotografen als noch vor 30 Jahren.
    Carsten, berufsbedingt immer mal wieder auf Forum-Pause. In grün schreibe ich als Mod.
    ​Leica, Sony, Nikon, Fuji, Olympus, Pentax, Panasonic, Canon, Sigma und viel zu viele Linsen sowie andere digitale und analoge Kameras.
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  6. 2 Benutzer sagen "Danke", LucisPictor :


  7. #4
    Spitzenkommentierer Avatar von digifret
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    Was ist ein guter Fotograf?
    Muss man um ein guter Fotograf zu sein eine Full Frame Kamera haben und mit 64000 Iso knipsen, oder kann man auch ein guter Fotograf sein mit einem Smartphone mit Kamera ?
    Ich denke es gibt sicher mehr gute Fotografen wie früher, aber das weil millionen heute eine gute Kamera besitzen.
    Gibt es überhaupt noch schlechte Kameras ?
    Das heisst aber nicht das alle gute Fotografen sind, die Technik erlaubt es jedem schöne Fotos zu machen.
    Für mich ist ein Guter Fotograf ein Künstler der es versteht Bilder zu machen die schön sind und die etwas aussagen und mit den heutigen Kameras kan er sich sicher mehr ums Bild kümmern wie das früher möglich war.
    Aber wenn ich in diesem Forum die Photos sehe die mit Vergrösserungsobjektiven , Projectionsobjektiven und andere gemacht wurden, dann sehe ich dass es nicht nur auf die Kamera ankommt, aber auf dem der dahinter steht und seine Kreativität, das ist auch Kunst, das ist auch Fotografie.
    Pierre

  8. #5
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    Ja, diese Belichtungsautomatik, wie hat sie mir doch am Anfang geholfen. Ein klares Pro für die neue Technik. Auf wundersame Weise wurde ich davon so abhängig, das ich überhaupt nicht dazu in der Lage war selbstbestimmend einzugreifen.

    Ja, das Licht ist da, ist immer da, auch wenn die Sonne mal nicht scheint. Doch was mache ich damit, wenn mir die Automatik alles abnimmt, ich nicht mehr zu überlegen brauch. Der Schritt zur eigenständigen Belichtungskontrolle kam bei mir dadurch sehr spät. Ich war schlicht zu faul mir in dieser Richtung Gedanken zu machen. Erst als ich Bilder aufnehmen wollte, die bewusst falsch belichtet werden sollten kam ich in Zugzwang und stand wie ein Ochs vorm Berg.

    Aber auch mein erstes analog Objektiv hilft mir da sehr. Dadurch, das die Belichtung nicht funzt. Mittels Histogram (auch wieder ein Pro für die neue Zeit) habe ich doch erstaunlich schnell ein ganz gutes Gefühl bekommen. Das hätte ich nicht so erwartet.

    Ich denke, man sollte das eine mit dem anderen gekonnt verbinden und sich nicht kopflastig auf die neuste Technik stürzen.

    Es kommt halt auch immer darauf an was für Fotos man machen möchte.

    Und nun bin ich zwangsläufig bei der Frage. Was ist ein gutes Foto? Tausend Fotografen/tausend Antworten

  9. Folgender Benutzer sagt "Danke", M.Franke :


  10. #6
    Teilzeit-Mod. ;) Avatar von LucisPictor
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    Zitat Zitat von digifret Beitrag anzeigen
    Was ist ein guter Fotograf?
    Muss man um ein guter Fotograf zu sein eine Full Frame Kamera haben und mit 64000 Iso knipsen, oder kann man auch ein guter Fotograf sein mit einem Smartphone mit Kamera ?
    Sicher. Es kommt darauf an, ein Bild zu "sehen".

    Allerdings gibt es Fotos, für die man eine ganz spezielle Ausrüstung braucht. Beispiele sind da Freisteller, extreme Weitwinkel, "ambient light" usw.
    Da kommt auch des beste Fotograf ohne die passende Ausrüstung nicht klar.

    Warum ich meine, dass es heute mehr gute Fotografen gibt? Weil es insgesamt mehr Fotografen gibt und diese schneller dazulernen.
    Carsten, berufsbedingt immer mal wieder auf Forum-Pause. In grün schreibe ich als Mod.
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  11. #7
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    Zitat Zitat von LucisPictor Beitrag anzeigen
    Warum ich meine, dass es heute mehr gute Fotografen gibt? Weil es insgesamt mehr Fotografen gibt und diese schneller dazulernen.
    Da stimme ich Dir uneingeschränkt zu.

  12. #8
    Kennt sich aus Avatar von DreamClick
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    Hallo Padiej,

    hab mir mal erlaubt deinen Thread mit einem Thread zu alten ersten Digitalkameras zu verknüpfen, weil mich da einfach mal was interessieren würde:
    http://www.digicamclub.de/showthread...l=1#post184855

    Wenn man natürlich Highlevel Ansprüche hat, kann man vielleicht deine A77 als rauschend bezeichnen, also durchaus ein Kaufargument für die A99. Aber ich denke mal, wenn man den Wunsch hat, total verrauschte Bilder hinzubekommen, quasi als Stilelement für ein besonderes Aufnahmeflair, kommt mir deine A77 als ziemlich rauscharm vor.

    Bin mal auf deine Meinung gespannt.

    Schöne Feiertage
    DreamClick

  13. #9
    Moderator Avatar von Padiej
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    Mein Bekannter hat eine A99. Ich möchte Vergleichsbilder machen.

    Ich werde Sie auf flickr zeigen.

    Vergleich A77 +35mm f2,8 mit A99 +50mm ca. f4,5 (der Schärfentieferechner wird es uns genau rechnen) .... auf jeden Fall soll die Kleinbildequivalenz gegeben sein
    24 MP ISO 3200 und ISO 6400 - Stillleben bei Low Light (Blumenstrauß oder so)

    JPEG und RAW (LR 3.6)

    Ich bin schon wieder in der Vergleichstechnikschiene G.A.S. lass nach !!!
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