Vielleicht kann ich ja auch noch etwas zur Verwirrung beitragen

Meine Erfahrung ist die, dass wenn man aus gleicher Position den gleichen Bildausschnitt fotografiert, dann hat das größere Format bei gleicher Blende weniger Tiefenschärfe. Das ist für mich der relevante Anwendungsfall: ich stehe hier und will ein bestimmtes Motiv aufnehmen mit der Kamera, die ich gerade dabei habe. Die Entfernung, die ich einstellen muss, ist vom Motiv vorgegeben und ich kann noch ISO, Zeit und Blende variieren.

Ich habe das mal mit folgendem Grenzfall kapiert: das Motiv ist weit weg, sodass der dahinter liegende Bereich bis "zur Unendlichlichkeit (und noch mehr)" scharf ist. Dann kann ich die Entfernung in Vielfachen der Brennweite angeben. Bei einer bestimmten Blende ist so zB alles ab 100xBrennweite scharf.

Wenn ich nun die Kamera schrumpfe, d.h., Sensor kleiner und Brennweite kürzer, sodass der Bildwinkel der gleiche bleibt, dann ist immer noch alles ab 100xBrennweite bis Horizont scharf. Ich habe ja an der Geometrie der Szene nichts getan, außer den Massstab zu ändern. Jetzt liegt allerdings "100xBrennweite" näher und der scharfe Bereich ist weiter geworden.

Ein paar Zahlen:
ein 50er an VF => scharf von 5 m bis Unendlich
ein 25er an mFT => scharf von 2,5 m bis Unendlich

Wem das klar, der darf jetzt weiter lesen Wenn nicht, nehmt ein Stück Papier und zeichnet es auf.

Der breitere Schärfebereich kleinerer Sensoren bleibt nun erhalten, wenn ich die Entfernungseinstellung zu "näher" verschiebe, denn damit wandern beide Enden des Schärfebereichs im gleichen Verhältnis in die selbe Richtung. Beim kleineren Sensor hat die Nah-Grenze jedoch einen Vorsprung gegenüber den größeren Sensor und der anfangs breitere Bereich bleibt breiter, egal wie nahe ich ran gehe.

Für den größeren Sensor ist quasi alles "näher" ("ich bin hier der Masstab") und entsprechend wird der scharfe Bereich kleiner. Das zumindest kennt ja jeder: je näher ein Objekt, desto schmaler (in Metern) ist der Schärfebereich. 20m bis Unendlich gegen 1,3m bis 2,5m zum Beispiel.

Diese Betrachtung hat mir mal geholfen, es zu verstehen. Für alles darüber hinaus müsste ich anfangen zu rechnen...

Fritz'sche Grüße

PS: und als Hausaufgabe passt Ihr diese Überlegungen an den Fall an, dass der Sensor geschrumpft wird, das Objektiv aber nicht

Ein Tipp: wieder den Fall "hinten Unendlich" betrachten. Dann mache ich einen Ausschnitt aus dem großen Bild und die Anforderungen für "scharf" steigen -- un der kleinere Sensor hat tatsächlich einen schmaleren Unschärfebereich.