Das halte ich für den besten Weg.. erstmal überhaupt so ein Objektiv aufschrauben und gucken, was ist da verbaut und wie ist mechanisch was geregelt.
Und dazu bieten sich die Objektive an, die am Beginn der manuellen Sucht zuerst gekauft werden. Wenn dort dann die ersten Erfahrungen mit dem Reinigen von Linsen und Blende gemacht wurden, das Objektiv nach der Zerlegung auch wieder funktionsfähig zusammen kommt, ohne 5 Schrauben übrig und 2 Kugeln weniger zu haben, dann kann man hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.
Wenn sich aufgrund der gemachten Erfahrungen, nebenher auch langsam die verschiedenen Kupplungselemente mit dem alten Kamera-System erschließen und man herausgefunden hat, was Steuerkurven sind oder welche inneren Organe des Objektivs ehemals für die Offenblend-Verbindung mit der Kamera wie korrespondierte, also das damalige Steuerungssystem (geht oft nur, wenn man zu dem Objektiv auch eine passende alte Systemkamera dazu gesehen hat) verstanden hat, ist die nächste Stufe erklommen. Nun kann man sich genau vorstellen, was im Objektiv wofür zuständig ist.. also welche Hebel und Federn was im Zusammenspiel mit der Kamera bewirkten um dies später geschickt auszunutzen..
Mit diesem Wissen kann man dann überlegen, wie diese Funktionen umgestaltet werden können, welche Überflüssig sind und stillgelegt werden sollten usw.
Nun kommen wir also in die abstrakt-kreative Ebene bei solchen Projekten.
Hier geht es zunächst darum, workarounds zu finden. Also wie kann ich die auf das notwendige reduzierten Funktionen wieder herstellen und läßt sich da überhaupt etwas "erfinden". An dieser Stelle steht dann als weiterer, wichtiger Punkt die Kenntnis über die verschiedenen Adapter und ihre Eigenschaften an.
.. beispielhaft mal an einigen Minolta Objektiven erklärt:
Einige Objektive der Firma sind mit sogenannten Steuerkurven ausgestattet, die einen Drittelbogen so steuern, das die am Ende dieses Drittelbogens sitzende Blendenmitnehmergabel unterproportional der Bewegung des Blendenringes folgt. Dies bedeutet, man kann den Blendenring nicht direkt ankoppeln, weil schlicht gesagt bereits bei einer Drehbewegung des Blenden-Ringes um 2-3 Blendenstufen, der gesamte Steuerweite von Offenblende bis volle Abblendung erfolgen würde.
Dies ist notwendig, um das Übersetzungsverhältnis vom Drehwinkel Blendenring auf den internen Blendenschließer zu wahren.
Hier muss man die gesamte Mimik im Deckel des Minolta Bajonetts erhalten und demzufolge die notwendige Auflagemaß-Reduzierung vom Deckel abschleifen, an den im inneren diese Organe angeschraubt sind. Ohne den Deckel geht es nicht.
Nun ist dann natürlich die Frage, wie muss ein Adapter beschaffen sein, um möglichst wenig zu schleifen, da uns ja nur 0.5 mm fehlen auf das Canon Auflagemaß..Minolta sitzt an einer Canon halt 0.5mm + Dicke des Adapters zu weit vom Sensor weg.. leider. Andererseits kann man die vollen 1,9mm eben nicht herunterschleifen vom Deckel, weil man damit die Befestigungsschrauben der Organe im Inneren des Deckels schon mit abgeschliffen hätte.
Schon sind wir bei der Adapterkunde. Was soll jemand einen M42 Adapter von 1.4mm "Dicke" verwenden und herunterschleifen, wenn er besser einen Prakticar B Adapter von 0.4mm "Dicke" verwendet hätte. Da wären schonmal glatt 1mm weniger Schleiferei angesagt. Oder er nimmt sich bei einigen Objektiven einen M39 Adapter und trennt von innen nach aussen nur den EF Turm ab und setzt diesen auf das alte Minolta Bajonett. Dann braucht vom Minolta Objektivdeckel nur noch 0.5mm abgetragen werden.. welch ein Unterschied. Dazu aber muss man wissen, welche Adapter "auf Canon" wie beschaffen sind um den richtigen (weil Schleifarbeit sparenden Adapter) für die Umbauarbeit auszuwählen..
Dies sind einfach Beispiele, die zeigen, das in der nächsten Stufe eben das kreative Element, gepaart mit "Materialkunde" für die Weiterverarbeitung wichtig werden.
Aber unterstellen wir mal, all dies erschließt sich dem Umbauwilligen.. dann sind wir bei der Frage des Werkzeugs und dem handwerklichen Geschick im Bereich der Feinmechanik.
Und so gibt es weitere Stufen, die erklommen werden müssen, je anspruchsvoller das jeweilige Objektiv wird, weil es noch einige kleine "Schweinereien" bereit hält.
Das Wichtige bei all diesen Dingen ist, das Objektiv vom Aufbau her "verstanden" zu haben, um es bei einem Umbau zu beherrschen.
In der Summe lohnt sich meiner Meinung nach das Umbauen von Objektiven nur noch dann, wenn man als KB Besitzer die volle Bandbreite der Linse an einer KB Kamera sehen will, oder man hochwertigste Gläser recht günstig ergattern kann, die ohne Umbau wirklich nicht nutzbar wären. Aber auch das hat sich letztlich mit der NEX erledigt.
Meine NEX hab ich inzwischen zwar ganz schnell wieder verkauft, aber sobald eine KB Kamera mit einem korrektem elektronischen oder halbdurchlässigem Spiegel- Sucher und Vollformat kommt, ist das sicher eher das Spekulationsobjekt, statt sehr gute Objektive noch umzubauen.
Ich werde das sicherlich noch ein Weilchen weiter machen, aber voraussichtlich nur noch, bis eine Kamera wie beschrieben auf dem Markt erscheint. Dann würde ich warscheinlich gleich zu so einer Kamera greifen.
LG
Henry