Da aber nicht immer alles glatt gehen kann bei diesen Umbauten.. hier nun die Story, wie man sich behelfen kann.

Unser Forumskollege Alfred E. sandte mir ein Canon 1.2/55mm SSC mit der Bitte zum Umbau.

Durch die zwei vorherigen "Sorglos - Fälle" geschult, musste ich nun erstmals erleben, dass ein Canon 1.2/55mm SSC eigentlich unbedingt ein FD Objektiv bleiben wollte, sich also vehemment gegen den Umbau entschied. Daher hatte der Vorbesitzer in irgendeiner Weise gesorgt.

Zur Geschichte:

Alles lief wie gewohnt.. alte FD Adapterplatte runter, entsprechend gefertigte Teile und Federn auf den Objektivrumpf verpflanzt.

Nun begannen die Probleme:

Bei dem Vorhaben den gravierten Namensring aus dem Filtergewinde zu schrauben, ließ dieser es mit allen bekannten Methoden nicht zu, aus dem Gewinde zu weichen. Dies aber ist die Vorbedingung, um an den Anschlag für die Unendlichkeitseinstellung zu kommen und das Objektiv darauf zu justieren.

Weder zwei geklebte Gummipuffer, noch zwei eingebrachte Kleinstlöcher und Drehen mit einer speziellen Spitzzange, die ich für solche Gelegenheiten habe, brachten mich weiter. Das Ding wollte da einfach nicht raus, so sehr ich es auch probierte und ja von den vorherigen Kopien wusste und kannte.
Nix zu machen. Allerdings verformte sich der Plastikring bei den Drehversuchen an einer Stelle, so das klar war, es blockiert etwas an einer anderen Stelle. Es kam der Verdacht auf, das irgendeine klebrige Masse hinter dem Gravurring das Gewinde sperrte. Dieser Verdacht erwies sich als richtig, denn ein leichtes Hebeln mit einem Miniaturschraubendreher zwischen Filtergewinde und Gravurring "sprengte" umlaufend diese Verbindung. Drehen war aber immer noch nicht möglich. Also ließ ich es drauf ankommen und habe dann den Plastik-Ring soweit durchbiegen lassen, dass ich mit Hilfe eines zweiten Schraubendrehers und weiterem Hebeln dieses Stück Plastik entfernen konnte.

Dahinter befand sich eingetrocknete "Reste" von irgendeiner Substanz, die das Ganze blockierten.

Gut dachte ich.. schön ist das alles nicht, aber Unendlich zu erreichen ist wichtig beim Umbau.

Um die gesamte Mimik bis zum Unendlichkeitsanschlag herunter zu bekommen muss ja, wie einige Seiten vorher beschrieben, der Messing - Ring zur Verriegelung herunter.

Aber auch dieser ließ sich nicht mit den bekannten Methoden zur Mitarbeit sprich Drehbewegung überreden. Selbst mit einem Hammer seitlich gegen die Ringeinkerbungen leicht ausgeführte, kurze Schläge bewirkten nichts...

So ein Mist.. Umbau schon so gut wie fertig und nun dieser Ärger.

Da ich nun keine weiteren Risiken eingehen wollte, musste ich mir nun etwas anderes überlegen.

Heraus kam dabei die allererste Variante, mit der ich am Anfang "experimentiert" habe.. dem Unterlegen von Distanzhaltern zwischen Objektivrumpf und neu verschraubtem EOS Adapter.

Mit 4 Unterlegscheiben von 0,12mm dicke ließ sich dann eine Einstellung realisieren, die das Objektiv etwa 2mm Drehweg hinter Unendlich - Anschlag bringt.

Aus einem alten Objektiv, das eine aufgeschraubte Blendenskala besaß, habe ich dann die Unterleg-Abstandshalter von 0,12mm gewinnen können. Die Blendenskala hatte genau die geforderte Dicke, die zuvor mit einer "Fühlerblatt - Lehre" aus dem KFZ Bereich gegen mein eigenes Canon 1.2/55mm SSC ermittelt wurde.

Dies ist ein guter Workaround, wenn man wie in diesem Beispiel absolut nicht an die notwendigen Einstellorgane herankommt. Normalerweise hätte man hier aufgeben müssen und das Objektiv zurücksenden. Aber die Ergebnisse, die mit dem Canon erzielt werden können, rechtfertigen einfach den Einsatz dieses Weges.

Hier nun das dritte Exemplar, das den Weg in das DSLR Zeitalter geschafft hat..





Auf dem nächsten Bild sieht man bei genauem Hinsehen, die vielen kleinen "Mäuse-Zähnchen" mit denen die Verbindung zwischen Filtergewinde und dem Plastik "gesprengt" werden musste, damit dieser Plastikring herauskommt.



Leider kosmetisch etwas unschön... aber das ist eines der Risiken, die bei einem solchen Umbau im Wege stehen und einen reibungslosen Umbau zunichte machen können: ..

Man steckt halt nicht drin und kennt die Vorgeschichten nicht. Vermutlich ist da mal Cola oder irgendein Getränk reingekommen. Vermutlich zwar sofort äußerlich gesäubert.. aber was in die Gewindegänge gelaufen ist, weiß man leider nicht.

Puh, so kann es gehen, wenn man mit uralten Objektiven Umbauarbeiten vornimmt.

Aber die Ergebnisse können sich mal wieder sehen lassen...

Canon Bokeh-Highlights..



Vignettierung.... symmetrisch und anschließend die Zentrumsschärfe als Crop aus dem Bild.. Enternung etwa 4 Meter von der Dachterrasse..





Nun mal etwa 25 Meter von dem Standpunkt entfernt.. Blende 1.4 oder 2.. der Entfernungsbereich, in dem der Spiegel der 5D noch blockiert..



Und hier der Crop auf den Fokuspunkt im gleichen Bild..



Und natürlich interessiert die Unendlichkeitseinstellung, deshalb hier die Totale..



Und der Crop auf das in etwa 500 Meter entfernt liegende Ende der Straße im Bild...



Die typische Weichheit und das leichte Überstrahlen beim 1.2er muss man mal "herunterrechnen" und weiß, das es "passt".. und wie gesagt, es gehen noch etwa 2 mm Drehweg über den Punkt hinaus.

Dies nur als Nachtrag, falls mal jemand bei so einem Umbau an genau der Stelle "steckenbleibt".. Fühlerlehre und passende Distanzblättchen suchen im Fundus..

Ich wünsche Alfred E., dem Besitzer viel Freude bei der Nutzung dieses Edelglases.

LG
Henry