Hajowito hat da in vielen Punkten recht, gleichwohl muss man aber noch einiges dazu sagen. Es ist richtig, das der Generationswechseln bei den Kameras bei einigen Gesellen schneller vonstatten geht, als der nächste Besuch beim Friseur.
Das ist, wie wir sicher alle der gleichen Meinung sind, einfach sinnbefreiter Ausdruck einer Technikverliebtheit, von der sich viele nicht frei machen können, denen es in Wahrheit an fotografischem Sehen fehlt. Die Technik soll es richten und andere in Erstaunen versetzen. So verkommt Fotografie zur Technikdemonstration.
Gleichwohl ist der technische Fortschritt sehr begrüßenswert in einigen Punkten. Wer einmal auf das Display der neuen Kameras mit 920.000 Bildpunkten geschaut hat und nun endlich korrekt sieht, wo die Schärfe sitzt, wer aufgrund seiner im Alter schlechter werdenden Augen dieses größere Display in Verbindung mit LiveView braucht, wer die Summe der Neuerungen als Hilfsmittel versteht, die ihm an die Hand gegeben werden, ist sicherlich der Interessent für die Neuerungen. Dabei bedeutet dies nicht zwangsläufig, das er ein technikversessener, untalentierter Fotograf ist.
So ging es mir z.B. als ich von der 5D auf die 5D MKII umgestiegen bin.
Das deutlich größere, sich dem Umgebungslicht anpassende Display, das meinen alten Augen wohltut und mich mit einem Blick sehen läßt, wo die Schärfe nun sitzt, war eines der Hauptkriterien. Die "fast-Verdopplung" der Pixelzahl auf gleicher Sensorfläche war eine nette Dreingabe, die es aber in sich hatte. In Bezug auf Mikrostrukturen ist die Auflösung deutlich gestiegen. Video hat man mir obendrein gegeben, obwohl ich drauf verzichten hätte können. Aber es beginnt, mich zu interessieren. Grad mit den alten Manuellen und dem ungeheuren Freistellungspotential von Objektiven mit Lichtstärken von 1.2 und 1.4... enorm.
Wenn ich in den restlichen vielleicht 20 - 30 Jahren, die ich noch fotografieren kann ausgehe, kann ich mir zur Zeit nicht vorstellen, was mich nochmal zu einem Umstieg bewegen sollte. Der Sensor limitiert nicht mehr, die Objektive die ich habe, sind noch "gewachsen" an der Kamera und ich bin äußerst zufrieden. Die Komplexität hat zugenommen. Deutlich mehr Parameter, deren Zusammenwirken ich noch erfassen muss, sind mit der neuen einhergegangen.
Warum aber beim Kauf und anschließendem Verlassen des Ladens durch die Lieferantentüren schon wieder neue Systeme ins Regal gestellt werden, erschließt sich mir überhaupt nicht. Klar gibt es immer noch durchgedrehtere Anwendungen, die höhere Serienbildsequenzen, 50 schaltbare Kreuzsensoren und viel mehr technischen "Klimbim" erfordern. Noch versteht man es.. aber was ist in 10 Jahren?
Ist wie mit der alten Omi, die in der U-Bahnstation vor dem Automaten steht und nicht mehr weiß, welchen Knopf sie drücken muss, um 3 lächerliche Stationen mit der Bahn zu fahren.
Aber ich brauch nun einfach nicht mehr, das langt für den Rest der Tage und es geht wieder um die Bilder..
LG
Henry