Wenn ich hier mal zwei, drei Beispielbilder von mit erläutern darf...
... ok, ok. Könnte ein etwas längerer Post werden. Sorry ;-)

Das erste Bild ist erst kürzlich an einem Konzert von Namusoke entstanden. Ich habe es bewusst nicht bearbeitet oder beschnitten und es ist auch nicht perfekt. Es ist eben das was mit der Technik und meiner Erfahrung möglich war. Wie man sieht kommte es hier absolut auf den richtigen Moment an. Auf der Bühne ist es oft unwarscheinlich schwer den Künstler genau im richtigen Moment zu erwischen und dann das ganze Bild noch adequat scharf zu bekommen. Mein Glück hier war dass ich ganz nah an die Bühne ran kam. So konnte ich meine 1.8er 50mm Festbrennweite von Canon benutzen. Dann heisst es den Künstler beobachten. Mit der Zeit ahnt man voraus was er als nächstes machen könnte und ist vorbereitet. Meistens macht er dann etwas unvorhergesehenes... Ein weiteres technisches Hilfsmittel hierbei; schnelles Dauerfeuer bzw. viele Fotos machen.
Ja, ich hör schon die Verfechter der "wenig Auschuss Fraktion". Das mag ja zu der analogen Zeit absolut vernünftig gewesen sein. Aber wenn ich nun mal mehrere GB an Speicherkapazität zur Verfügung habe, dann nutzt sie! Wenn ihr das Gefühl habe, jetzt kommt der richtige Moment, dann feuert drauf los! Es ist in solchen Situationen schon genug schwer die Richtige Zeitspanne zum Dauerfeuer zu Finden und dieses entsprechend Dosieren. Denn nach der Orgie ist erst mal Pause angesagt bis alls Fotos vom internen auf den Kartenspeicher buxiert sind. Wieder so ein Punkt wo bessere Technik einfach mehr hilft. Grosser und schneller Speicher = viele Fotos in kurzer Abfolge und schnell wieder Einsatzbereit. Nächster Punkt; schneller und präziser Autofokus und zwar im Servomodus. Wenn auf der Bühne nämlich die Post abgeht dann tanzt der Autofokus im Servomodus ganz schön mit. Da ich dann eher mit offener Blende arbeite damit mein Foto mit ISO 800 (oder gar 400) gelingt und nicht bei ISO 1600 total verrauscht brauchts den Servo damit der Künstler nicht andauernd wieder in's Nirvana der Unschärfe abtanzt. Je besser der arbeitet, umso mehr Ausbeute an guten ( na ja, mindestens scharfen) Fotos gibts. Nichts ist ärgerlicher als ein von der Aussage und Stimmung her total gelungenes Foto was aber total unscharf ist. Das Schmerzt...! Alternativen: point and shoot (so wie auf dem Beispielbild). Dann stimmt auch die Belichtung meist recht gut. Aber am Ausschnitt haperts dann meistens. Gut, das kann man ja noch nach korrigieren. Weitere Alternativen? Klar, manuell fokussieren, wobei wir dann wieder bei der künstlerischen Erfahrung wären. Nur, bei einer 400D krieg ich die Krise wenn ich dann noch auf die tanzende Ameise im Sucher manuell fokussieren muss! Ergo lande ich wieder bei der Technik. Einge gute Kamera mit grossen Sucher hilft ungemein weiter bei solchen Unternehmungen.
Klar, früher gabs all die Gimmicks und Gadgets an der Kamera auch nicht. Aber warum denn heute darauf verzichten wenn sie einem das Leben leichter machen? Letzten Endes kann man sich dann so auch wieder viel mehr auf sein Motiv konzentrieren.



Ok, ganz schnell zum Löwen. Lieber LucisPictor... Da war noch ein Stahlgitter zwischen mit un dem Löwen. Da ich für eine Arbeit fotografierte und den Zoo vorher angefragt habe dufte ich aber hinter der Zuschauerabschrankung direkt am Gitter fotografieren. Das dann noch am Morgen früh, lange vor der Öffnung des Zoos bei goldigstem Morgenlicht und Eiseskälte. Mir wurde aber ganz schnell warm um's Herz, denn dieser wundeschöne bengalische Löwe stolzierte gute drei Meter vor mit hin und her. Diese Handaufzucht war für einen Löwen recht zahm. Doch mein Herzchen hat trotzdem ganz schön gepümpelt... Fazit, ein Teil der Kunst hier ist sich durch Fragen eine optimale oder gar die pole Position zu verschaffen. Aber auch hier gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Wenn der Löwe mich direkt angesehen hätte wär's das Knallerbild geworden. Doch in diesem Moment wär mit bestimmt das Herz stehen geblieben und ich hätte mich aus dem Staub gemacht. Auch hier hilft die Technik weiter. Dickes Alphorn mit Telefunktion und Lichtstärke im Gegenwert eines kleinen Mittelklassewagens; siehe Wildlife Fotografen. Nahe ran = toter Mann. Für den Hausgebrauch tut es dann auch ein günstigeres Zoom im telebereich, wenn dann die Kamera hohe ISO Werte nicht gleich mit viel Rauschen quittiert.



Ich hoffe die Verfechter der Muse und der Kunst haben bis hierhin durchgehalten. Nun folgt mein letztes Beispiel welches genau das Gegenteil von Technophilie zeigt. Zum Beispiel bei der Landschaftsfotografie kann man viel erreichen mit wenig Technik. Das Motiv ist ruhig. Wenn nur wenig Licht das ist kann man mit Stativ arbeiten. Oft ist auch genügend Licht vorhanden. Man operiert im blenden freundlichen Weitwinkelbereich, also trotz offener Blende noch viel Tiefenschärfe, ups! sorry, Schärfentiefe. Will da keine weitere Diskussion vom Stapel brechen ;-) Dieses Foto habe ich mit einer Olympus Camedia 2500L geschossen. 2,5 Megapixel, 3 fach Zoom, ein Modell von 2001. Bei solchen Fotos braucht's Geduld, Geduld und vielleicht noch eine Prise Geduld. Na ja, ich gebs ja zu. Ich hatte einfach höllisches Schwein zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Aber trotzdem gute Landschaftsfotografen, und auch Fotografen aus anderen Disziplinen, schiessen ihre Hammerbilder oft erst nacht Stunden, Tagen des Wartens auf den richtigen, perfekten Moment. Manchmal sogar erst nach Jahren. Man entwickelt ein Gespür für die Orte und Motive, für deren Spirit, deren Geist vielleicht sogar. So etwas braucht oftmals jahrelange Erfahrung, ausser veilleicht man ist ein Ausnahmetalent... oder hat Schwein, so wie ich :-)) Aber nur mit Glück ist es nicht getan, denn dieses ist unberechenbar und nicht konstant.



Fazit dieses langen Epos; Ja, es braucht halt beides. Künstlerische Erfahrung und fotografisches Talent helfen einem die emotionen und die Aussage in das Bild zu packen. Technik hilft einem die Ausbeute dieser Fotos zu erhöhen und seine Ideen auch so umsetzen zu können wie man sie vor dem geistigen Auge sieht. Es sollte sich jeder Fotograf gedanken machen was er wie fotografieren möcht und sich dann entprechdes Equipment zulegen wass noch einen Tick mehr leistet als benötigt. Der künstlerische Horizont wird sich erweitern und der technische muss allenfalls nachziehen. Einzig und allein das Budget legt dann einem immer wieder Steine in den Weg.

Ja und wo stehe ich nach diesem Epilog mit meiner Meinung? Genau da wo ich schon vorher gestanden habe. Das hätte ich mir die viele Tippera ja voll sparen können. Liest überhaupt noch jemand mit? ...

Liebe Grüsse:
Manuel