Ein Forumsmitglied hat sich nach meinem Bericht des erfolgreichen Umbaus dieses Objektivs ebenfalls entschlossen, sein vorhandenes FD 1,2/55mm SSC von mir umbauen zu lassen.
Da ich vor lauter Aufregung bei der damaligen Bastelei für den Umbau vergessen hatte, dies in allen Schritten in Bildern zu dokumentieren, ergibt sich so die Situation, diesen Bildbericht beim Umbau dieses Objektivs nachzuholen.
Ein paar Vorbemerkungen:
Mit der Einführung des EOS Bajonetts hat Canon das alte FD Bajonett abgekündigt.
Großes Murren ging durch die Gemeinde der Canon FD Objektiv - Besitzer, die zum Teil große Mengen an hervorragenden Canon FD Objektiven besaßen. Sehr teuere Objektive der FD Serie waren jetzt aufgrund des geänderten Auflagemaßes von ehemals 42mm bei Canon FD auf nun 44mm beim neuen Canon EF Bajonett über Nacht wertlos, weil nicht adaptierbar, geworden. Das dies sehr viele Canon Nutzer mehr als verärgerte, sogar von Canon zu anderen Marken wegtrieb, ist nur zu verständlich. Waren diese Objektive doch schon zu damaligen Zeiten sehr teuer gekauft worden.
So galten die FD Objektive als nicht mehr brauchbar, weil nur noch über Adapter mit zusätzlichem Glaselement nutzbar. Dieser verschlechterte die Abbildungsqualität der hervorragenden Objektive sehr stark. Lediglich für die Besitzer der sehr teueren, langbrennweitigen Objektiven der L – Klasse, wurde von Canon selbst noch ein speziell auf diese Objektive gerechneter Adapter angeboten, der heute extrem selten ist und dadurch horrende Preise in Online – Auktionen erzielt.
Canon FD… eigentlich nicht mehr zu brauchen außer neuerdings an den Microfourthird Cams?
Nein, einige dieser alten Schätze sind so gut, das sich ein Umbau lohnen kann.
Zu diesen Objektiven gehört das Canon 1.2/55mm SSC in der einfachen und in der Aspherical Version genauso wie einige alte L Objektive aus der FD Serie. Das 1.2/85mm und einige weitere werden von spezialisierten Firmen noch umgebaut.
Warum ist das so schwierig?
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Canon FD Objektive an einer EOS Kamera rund 2 mm + der Stärke eines Adapter zu weit von der Sensorebene entfernt sitzen würden, könnte man sie adaptieren. Eigentlich nicht weiter schlimm, wenn man einen Weg findet, die Konstruktion weiter in den Spiegelkasten zu schieben. Aber bei diesem Vorhaben tritt ein weiteres, erhebliches Problem auf. Das alte Canon FD Bajonett ist ein sogenanntes „Aussenbajonett“..
Dies bedeutet, die Befestigung wurde außerhalb des Spiegelkastens, durch einen "Überwurf-Ring" vorgenommen, der das Objektiv vor dem Spiegelkasten mit dem aussen am Gehäuse sitzenden Kamera-Bajonett verriegelte.
Die modernen EF Objektive besitzen ein so genanntes „Innenbajonett“, d.h. die Verriegelung findet durch Drehen im Inneren des Spiegelkasten und der Verriegelung durch eine kleinen "Pin" aussen statt.
Also eine deutlich andere Befestigung, die nicht realisierbar ist, ohne das Objektiv komplett vom alten FD Bajonett zu befreien und den Objektivkorpus mit einem neuen Bajonett zu versehen.
Genau dies ist der von mir gewählte Ansatz.
So sieht ein vom Objektivrumpf getrenntes FD Bajonett von hinten aus.
Die Blendenübertragungshebel, die sowohl die Blendensteuerung durchführen, die Anfangsöffnung des Objektivs über die zu sehenden Pins codierten und die jeweilis aktuell am Objektiv eingestellte Blende dem Belichtungsmesser einer Canon mit FD Bajonettanschluß mitteilten, sind hier schön zu sehen. Der Chromring diente der Verriegelung außerhalb des Spiegelkastens am Aussenbajonett.
Das hier gezeigte Bild, ist schon der komplette Bajonettblock, wie er bei jedem Objektiv der FD Chromring - Reihe aussieht und in diesem Fall von meinem 1,2/55mm SSC entfernt wurde.
An diesem Bajonettblock befinden sich alle Hebel , die ins Innere des Objektives greifen und dort die eigentliche Blende steuern und eben dem Belichtungsmesser die Anfangsöffnung des Objektivs mechanisch mitteilen. Dieser Block ist bis auf eine variierende Dicke bei allen Canon FD Objektiven wohl gleich und mit einigen Schrauben am eigentlichen Objektivrumpf befestigt.
Unter dem diesem Chromring befindet sich die eigentliche Bajonett - Auflagefläche, die bei den Canon Kameras für den exakten Sitz 42 mm von der Filmebene (heute Sensorebene) sorgte. Die auf dem nachfolgenden Bild, neben der oberen roten Markierung zu sehende und mit den 2 Schrauben verschraubte "Blechlasche" verriegelt den Chromring im abgenommenen Zustand des Objektivs, so dass dieses passgenau an die Kamera angesetzt werden konnte.
-->So sieht es also darunter aus.
Wobei wir nun schon mitten im Thema sind.
An den 3 rot markierten Stellen ist der abgenommene Auflageblock mit dem hier nicht gezeigten Objektivrumpf verschraubt. Beim FD 1.2/55mm SSC sind es nur 3 ca im 120 Grad Winkel zueinander stehende Schrauben. Der Auflageblock hat eine „Dicke“ von rund 4mm von der Auflage bis zur Verschraubung mit dem Objektivrumpf.
Wenn wir einmal ein wenig rechnen:
Das alte FD Auflagemaß beträgt 42 mm (Abstand Auflage zu Filmebene/Sensorebene..)
Auflageblock hat 4mm…
Lasse ich den Auflageblock weg und ersetze ihn durch einen Adapterring, der 2mm dick ist, ergibt sich folgende Rechnung.
42mm – 4mm (Auflageblock)= 38mm Abstand bis Filmebene/Sensorebene
Zu diesen 38mm kommt die Adapterdicke von 2mm (Olympus Adapter) = 40mm Abstand bis Film/Sensorebene
Da unser Adapter Olympus zu EOS nun aber an einer Stelle sitzt, die mit der Auflagefläche noch 2 mm weiter von der Film/Sensorebene entfernt ist (FD ehemals = 42mm .. mit neuem EOS Bajonett = 44mm entfernt), addieren sich zu den 40mm Eindringtiefe die 2 mm der weiter vom Film/Sensor entfernten EF Bajonettauflagefläche an der EOS Kamera.
Wir sind als bei genau den geforderten 42mm gelandet. Perfekt !!!
Anders gewendet: Durch Entfernen des alten Auflageblocks von 4mm und Ersatz mit einem neuen, 2mm dicken Auflageblock (Olympus Adapter ohne die Blendenhebel) haben wir die 2mm gewonnen, um den alten Abstand von 42mm zur Film/Sensorebene des Objektives wieder herzustellen. Das Objektiv sitzt wieder da, wo es laut seiner Rechnung auch hingehört.
Das war die Grundüberlegung bei der Umbauarbeit.
Und so sieht der erste Teil des Umbau aus..
Hier ein Blick in die Werkstatt....
-->Vorbereitung des absolut passgenauen Olympus Adapter, der so exakt den Rumpf des FD Auflageblocks erfasst, das es nicht einen Millimeter Spiel gibt..
Der alte FD Auflageblock wird nur noch benötigt, um passgenau die Löcher für den neuen EF Mount, der aus dem Olympus Adapter gewonnen wird, einzuzeichnen und zu bohren.
Danach ist er überflüssig und kann beiseite gelegt werden um das Objektiv, für den Fall das man es möchte, wieder in den alten FD Zustand zu überführen. Hierzu reicht es dann später einfach den OLY à EOS Adapter wieder abzuschrauben und den alten FD Auflageblock wieder zu installieren. Easy.
Aber nun die Schritte…
Erst wird der Olympus à EOS Adapter von den Olympus Klauen befreit..
-->Nachdem diese "Klauen" aus dem Weg sind, was dann so aussieht…
passt dieser Adapter genau über den alten Auflageblock. Dies ist wichtig um die Löcher für die Befestigung des Adapters am Objektivrumpf exakt anzeichnen und bohren zu können. Schließlich wird diese neue Auflage dort befestigt, wo der alte Auflageblock saß. Sogar die gleichen Schrauben werden verwendet… die nun geschliffenen Flächen werden später geschwärzt, um Reflektionen von den Metallflächen ins Objektivinnnere zu vermeiden.
Und so sieht es dann aus, wenn alles korrekt geschliffen und zum Übertragen der Löcher bereit ist…
Hier sieht man sehr schön, wie passgenau der Olympus Adapter auf der alten Auflagefläche zu liegen kommt.
Diesen Block umgedreht, haben wir jetzt die Möglichkeit, den genauen Sitz der Löcher anzuzeichnen und zu „körnen“.
-->Die silbern „gezackten“, abgewandten Kerben auf dem nachfolgenden Bild gehören zum nun dem alten Auflageblock "übergestülpten" Olympus à EOS Adapter..
Es brauchen jetzt nur noch die 3 mit roten Marken versehenen Löcher exakt auf den Adapter übertragen werden. Hierbei sollte man schon sehr genau darauf achten, wo die Einrastkerbe des Pins des EOS Bajonett liegt (90 Grad bei 3 Uhr zur Skala), der den Adapter an der EOS Kamera verriegelt und den exakten Sitz der Einstellmarkierungen des Objektivs danach ausrichten!
Schließlich sollen nachher die Skalen auch genau nach oben weisen !!
Sehr schön ist hier auch die gesamte Steuerungsmimik für die Blendenübertragung zu sehen.
Dieser gesamte Block kann nach dem Übertragen dieser Löcher auf den Adapter komplett
„eingemottet“ werden. Er wird nie wieder gebraucht, es sein denn, man möchte das Objektiv wieder zu einem FD Objektiv machen. ….
Sollte das Objektiv nie wieder zurück gebaut werden, hat man hier auch gleich die für den später notwendigen Umbau der Blende benötigte
"Langfeder" geliefert bekommen. Auf dem letzten Bild sieht man, das zwei Federn verbaut wurden. Entweder schonmal nach einer solchen Feder suchen oder halt eine der zwei verwenden. Ich suche im "Fundus" nach einer anderen, weil ich den Auflageblock erhalten will, für den Fall des Rückbaus.
Dies waren die ersten vorbereitenden Arbeiten am Olympus Adapter..
Fortsetzung folgt sobald das Objektiv eingetroffen ist. Dies war nur die erste, vorbereitende Arbeit für eine schnelle Konvertierung.
Der genaue Sitz der Löcher wird dann mit dem Originalobjektiv durchgeführt, falls sich die Löcher konstruktionsbedingt doch an abweichenden
Stellen zu meinem 1.2er befinden sollten.
LG
Henry