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Canon Power Winder F: Getriebe geschmiert, Korrosion beseitigt
Zur Canon F-1 - die „alte“ F-1 - gibt es den Power Winder F mit Einzel- und Serienschaltung.
Nach Abnahme der Bodenplatte an der Kamera wird er aufgeschraubt und mit 4 x AA-Batterien betrieben.
Mein Exemplar war schon recht schwergängig, man konnte hören, wie sich der Elektromotor abplagte. Offenkundig fehlte es an Schmierung im Getriebe.
Auch gab es hier ein Problem mit Korrosion. Batteriesäure beschädigte einen der beiden Kontakte im Batteriefach. Die Erfahrung lehrt, dass es hinter den Kontakten mit dem Säuretreiben gerne weitergeht, oft übler, als vorne am Kontakt, wo man das Problem angehen kann.
Gute Gründe genug, um zum Schraubendreher zu greifen.
Diesmal im Blindflug, da ich zu diesem Winder kein Service Manual habe und auch im Web keine Reparaturberichte finden konnte.
Anhang 143166
Wie darf ich dich öffnen?
Anhang 143167
An der Bodenplatte vier Schrauben, die ich löse.
Am Gehäuse rührt sich nichts, als ich dran wackle.
Also gibt es weitere Fixierungen.
Anhang 143168
Weitere Schrauben vermute ich unter der Leatherette.
Sie lässt sich mit Vorsicht und Geduld, ohne Zuführen von Isopropylalkohol, abziehen.
Anhang 143169
Es kracht und ich habe die obere Abdeckung des Auslösers in der Hand.
Die Kappe ist aus Kunststoff, die Halterungen im Griff sind abgebrochen.
Es genügte dafür offenkundig meine linke Hand, mit der ich das Gehäuse beim Abziehen der Leatherette festhielt.
Ich bin erstaunt - wohl Materialermüdung über die Jahrzehnte.
Darum kümmere ich mich dann später beim Montieren.
Anhang 143170
Die Leatherette ist ab.
Anhang 143171
Jetzt lässt sich auch der untere Gehäuseteil, der von der Leatherette fixiert wurde, lösen.
Anhang 143172
Gehalten wird der untere Teil noch vom Betriebsmodusschalter mit zwei Schrauben.
Die Abdeckung mit den Gravuren ist lediglich aufgeklebt und ebenfalls aus Kunststoff. Wie auch der untere Gehäuseteil.
Interessant, ich dachte bisher, auch der Winder sei aus Metall, wie die F-1 ja auch.
Ein Irrtum.
Anhang 143173
Anhang 143174
Anhang 143175
Nun ist der untere Gehäuseteil nur mehr über die Verkabelung der Buchse und eine Schraube am Betriebsmodusschalter verbunden.
Anhang 143177
Hinter dem korrodierten Batteriekontakt hat sich die Batteriesäure weitergearbeitet.
Ist notiert, mache ich nach dem Getriebe.
Anhang 143178
Anhang 143179
Anhang 143180
Im Getriebe sieht es tatsächlich recht trocken aus.
Von der ursprünglichen Schmierung ist nicht mehr viel zu sehen.
Anhang 143181
Ein Blick auf die Platine, die offenkundig ohne IC auskommt.
Anhang 143182
Anhang 143183
Um ungehindert arbeiten zu können, löse ich die Buchse ab …
Anhang 143184
… und fixiere das Ensemble mit Klebeband.
Anhang 143185
Die gründliche Reinigung wäre die, die jedes ausgebaute Teil einzeln behandelt.
Das möchte ich dem Winder und mir ersparen.
So kommt Zippo Feuerzeugbenzin in maßvoller Menge auf die Zahnräder aus Metall, um die Schmierungsreste aufzulösen. Anschließend bewege ich das Getriebe, damit sich der Sprit verteilt.
Anhang 143186
Kräftig ausblasen was sich ausblasen lässt an Öl-/Benzingemisch.
Anhang 143187
Eine warme Luftdusche zum Trocknen.
Anhang 143188
Es geht ans Aufbringen von Schmiermittel.
Anhang 143189
Nicht zu viel und nicht zu wenig vom schwarzen Liqui Moly LM 47.
Die Zahnräder aus Kunststoff bekommen Ballistol-Silikonöl. Ebenso alle erreichbaren Achsen und Drehpunkte. Auch, wenn es durch den Verbau nicht viele sind..
Anschließend wird das Getriebe wieder durchbewegt.
Anhang 143190
Anhang 143191
Die korrodierte Stelle hinter dem Batteriekontakt behandle ich mit Durgol-Entkalkerlösung, die die Säurereste nach ca. 15 Minuten ausreichend auflöst.
Mit der Sonde helfe ich nach.
Anhang 143192
Das sieht nun so weit in Ordnung aus und der Säurefraß sollte hier beendet sein.
Ich löte die Stelle nicht neu, da sie mir einen fitten Eindruck macht.
Anhang 143193
Es geht ans Zusammenbauen.
Die Buchse kommt wieder an ihren Platz.
Anhang 143194
Anhang 143195
Die abgebrochene Abdeckung des Auslösers klebe ich an.
Anhang 143196
Bevor ich die Leatherette wieder anbringe, schrubbe ich sie mit Sonax Profiline All-Purpose Cleaner Foam ab.
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Anhang 143197
Mit Pliobond klebe ich die Leatherette an.
Besonders an den Ecken und Kanten ist guter Auftrag wichtig, damit alles schön anliegt.
Anhang 143198
Test an der Kamera.
Alles funktioniert wie es soll.
Der Winder klingt jetzt heller und frischer.
Dann hat sich die Arbeit ja gelohnt :-)
Mission achieved :yes:
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Check der neuen Schmierung
Selbstverständlich ließ mir die Sache keine Ruhe.
Aufgequollene Kunststoffzahnräder, verursacht vom falschen Schmiermittel - das soll nicht das Ergebnis sein.
Also habe ich den Winder eben wieder aufgemacht, was jetzt rasch ging.
Hier der Status nach einem Tag und gefühlt drei nicht durch die Kamera gezogenen Filmen = 108 Auslösungen ;-)
Anhang 143214
Anhang 143215
Die weißen Zahnräder aus Kunststoff sind von Moly Liqui LM 47 nicht erreicht worden.
Lediglich eines, das auf der Bodenplatte sitzt, zeigt zarte schwarze Spuren.
Anhang 143216
Anhang 143217
Hier zeigt sich trockener Abrieb.
Ich schätze, das ist abgeschleudertes LM 47.
Anhang 143219
Anhang 143220
Alle Metallzahnräder scheinen vollständig geschmiert.
Eines oben greift in ein Kunststoffrad, hier sollte das Silikonöl wirken.
Pfeil: überschüssiges LM 47
Meine Beurteilung:
- Sollte passen gemäß Intention, Metall und Kunststoff getrennt zu schmieren.
- Abrieb und überschüssiges LM 47 deuten auf zu viel davon hin? Es sieht nicht nach metallischem Abrieb aus.
- Soll ich das eine Kunststoffzahnrad mit Moly-Spuren reinigen - Alkohol?
Nebenbeobachtungen:
- Loctite flüssig für Kunststoff ist ablösbar, zumindest hier beim Lösen der eher punktuellen Verklebung der Hauptschalterabdeckung.
- Pliobond einseitig auf die Leatherette scheint gerade richtig - Belederung sitzt fest und lässt sich einfach ohne Rückstände abziehen.
Wie urteilt die Fachwelt?
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Prüf' doch mal, ob die "Krümel" an einem Magneten haften oder nicht. Und lieber keinen Alkohol an die Kunststoffzahnräder. Vermutlich sind die aus Nylon (Polyamid) oder Delrin (POM) und dann solllllte Alkohol kein Problem sein, aber man weiß ja nie.
"Optimal" oder auch nur "erwartungsgemäß" finde ich das mit den Krümeln irgendwie nicht.
Anhang 143221
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Mein stärkster nimmt nichts an:
Anhang 143223
Anhang 143224
Der kleinere bleibt an den Zahnrädern aus Metall kleben:
Anhang 143225
Daher kann es kein Abrieb von diesen sein.
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Die Schleuder muss jedenfalls dieses Rad sein:
Anhang 143226
An der Achse rechts die Ansammlung und links Streuung frei.
Dh hohe Umdrehungsgeschwindigkeit.
Werde gleich nachstellen im Betrieb.
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Der Winder nun in Betrieb.
Wie vermutet hat das untere Zahnrad eine hohe Umdrehungsgeschwindigkeit und läuft damit im Serienbetrieb konstant.
Es wirkt quasi als Zentrifuge und wirft die überschüssige Schmierung ab:
Anhang 143227
Beim provisorischen Anschluss an die Kamera ist ein Massekabel abgegangen, was den Winder offenkundig ohne Betätigen des Auslösers laufen ließ.
Vorteilhaft für die Bildaufnahme, aber ich muss es wieder anlöten.
Gut, dass ich bei der Demontage ausgiebig mit der Kamera dokumentiert habe und so den Anschluss wiederfinden konnte :yes:
Langweilig wird es jedenfalls nie, sobald man einmal Schrauben gelöst hat :lolaway:
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Ein Problem gelöst, kommt schon das nächste
Das Kunststoffzahnrad hatte auf der Unterseite doch einiges vom LM 47 abbekommen.
Mit Zahnseide, Isopropylalkohol und kräftig durchblasen ist da jetzt sauber.
Anhang 143228
Ich konnte durch die Behandlung keine Veränderung feststellen.
Der Alkohol ist ja schon längst verdampft, ist hier noch etwas über Zeit zu erwarten?
Dauerbetrieb
Gestern fiel mir beim nochmaligen Öffnen des Winders auf, dass er in jedem Modus nach Auslöserdruck in Dauerbetrieb geht.
Ich ersetzte das lose gewordene Massekabel zur Buchse gegen ein etwas längeres Kabel, aber das war nicht die Ursache.
Anhang 143229
Ohne Schaltplan und Troubleshooting Chart konnte ich nur auf Sicht prüfen, ob es Auffälligkeiten gibt.
Nichts zu sehen, bis auf einen Elko, der bereits ausläuft. Aber der wird nicht über Nacht zur Ursache geworden sein.
Ich tippe auf Masseschluss und müsste den Winder weiter zerlegen, um alle Stromwege zu sehen inklusive Platine.
Das ist dann ein neues Projekt.
Hier schon der Aufbau mit externer Spannungsversorgung:
Anhang 143230
Gibt es spontan Hinweise, wo bei dieser Erscheinung sonst Nachschau gehalten werden sollte?
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Problem gelöst.
Ein Schalter war nicht in der richtigen Position eingerastet.
Jetzt tut der Winder wieder :yes:
Anhang 143231
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Finale
Nun ist der Winder montiert und betriebsbereit.
Bis dahin war doch wieder mehr zu tun als nur zusammenzuschrauben.
- Die provisorisch an die Batteriekontakte angelöteten Kabel für die externe Spannungsversorgung kamen weg.
- Ein störrisches Kabel innen wollte mehrfach zurückgedrängt werden bis sich das Gehäuse schloss.
- Die Abdeckung des Auslösers erhielt neue Klebepunkte. Die Einheit kann jetzt mit der Platine darunter nach dem Lösen von zwei Schrauben herausgehoben werden, wie es ursprünglich vorgesehen war.
Und schon lag wieder Zeug auf dem Tisch.
Anhang 143236
Beim Aufkleben der Abdeckung für den Modusschalter gab es Ärger mit Loctite. Davon etwas auf den Fingern versaut das Finish.
Mit dem Messer und schwarzem Glanzlack konnte ich das kaschieren.
Anhang 143237
Anhang 143238
Anhang 143239
Ebenso einen Riss, den man aber nur im LED-Licht so deutlich erkennt:
Anhang 143249
Der Winder ist wieder komplett mit Belederung.
Anhang 143240
Die Batteriekontakte hatten noch Flussmittel von der Lötaktion drauf. Und die Kontaktoberfläche war unschön.
Die negative Durchgangsprüfung rief den Dremel Stylo mit Stahldrahtbürste herbei.
Danach waren die Kontakte wieder leitfähig und glatt.
Überbrückt
Aber ein hässliches Detail konnte ich nicht wegbürsten:
Beim Anlöten der Drähte an die Batteriekontakte ging es heiß her.
Zu heiß für die Kunststofffassung und die Lotbrücke zum hinteren Anschluss.
Der Kontakt sank so ein und blieb in Schieflage.
Anhang 143246
Damit gibt es auch keine Schlüssigkeit mit dem Gegenkontakt im Batteriehalter mehr.
Bis mir etwas Eleganteres einfällt, überbrücke ich mit einem Stück Entlötlitze.
Anhang 143247
S = C und C = S
Und last but not least:
Die Betriebsmodi S und C sind vertauscht.
Aber ich bilde mir ein, das war bereits vor meinem Eingriff so.
Ist aber egal - ich weiß und berücksichtige es ;-)
Damit ist der Winder entlassen :yes:
Anhang 143248
Fazit
- Aus Reinigung und Schmierung wurde wieder ein Projekt mit Hürden, die ich letztlich nehmen konnte.
- Meine Fotodoku rettete den Winder. Ich hätte den Fehler mit dem Dauerlauf ohne nicht gefunden.
- Löten meint Hitze, aber nicht zu viel davon. Auch wenn es mehr Aufbauaufwand ist, werde ich nur mehr mit der temperaturgeregelten Lötstation arbeiten und den potenten Akkulötkolben lediglich zum Ablöten von Kabel verwenden. Da kann er bei guter Führung nichts verbrennen, zisch und weg.
- Loctite ist Segen und Fluch zugleich.
- Der Winder läuft besser als vorher, warum S und C vertauscht sind, weiß ich nicht.
Ich gebe dem Projekt 7 von 10 Punkten. Der lädierte Batteriekontakt wiegt schwer ;-)
Anyway mission achieved :yes:
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Apropos, für alle, die - wie ich - noch an ihrer Entlötfähigkeit arbeiten:
Entlötlitze in Flussmittel getaucht und eine im Verhältnis nicht zu kleine, gut mit Lot versehene Lötspitze, putzen die Lötstelle nahezu blank.
Hier nochmals aus einem anderen Projekt:
Anhang 143252