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35mm f2.8 - Leica Elmarit-R, Zeiss Distagon, Rolleinar, Minolta MD, Sigma ART
Liebe Freunde der Objektivvergleiche,
ich war gestern mit dieser netten Fünferbande unterwegs, um Vergleichsaufnahmen zu erstellen:
Anhang 134207
Anhang 134208
Es treten also zum Vergleich an:
- Carl Zeiss Distagon 35mm f2.8 (C/Y) https://www.digicamclub.de/showthread.php?t=22364
- Leica Elmarit-R 35mm f2.8 (Version 1) https://www.digicamclub.de/showthread.php?t=25915
- Rollei Rolleinar 35mm f2.8 https://www.digicamclub.de/showthread.php?t=24686
- Minolta MD W-Rokkor 35mm f2.8
und als moderne Vergleichsreferenz das
- Sigma 35mm f1.4 ART.
Ich habe versucht, möglichst umfangreich verschiedene Distanzen und Situationen einzufangen.
Die Kamera stand jeweils auf dem Stativ, und es wurde nur das Objektiv gewechselt.
Meist hatte ich Glück und die Lichtbedingungen blieben sehr ähnlich bei den Aufnahmen, in Ausnahmefällen hat sich leider durch die Wolken das Licht leicht verändert.
Das ist natürlich schade, aber in der Natur halt nicht zu vermeiden.
Alle Bilder sind absolut identisch entwickelt - fester Weißabgleich, genau identische Weiterverarbeitung.
Ich stelle die Bilder in der maximal möglichen Forenauflösung ein, falls ihr eine langsame Internetverbindung habt, entschuldigt bitte die Ladezeiten - aber nur so kann man genau einzoomen und vergleichen.
Das Aufbereiten ist ganz schön Arbeit, hier geht es also immer häppchenweise weiter.
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Ich fange mal mit dem Nahbereich an.
Das Zeiss Distagon mit seiner im Konkurrenzfeld "schwächsten" Naheinstellgrenze von 40cm diente hier als Maßstab.
Alle Bilder bei f2.8
Ich beschreibe einfach mal, was ich sehe:
Alle Objektive sind auf kurze Distanz bereits bei Offenblende ausreichend scharf,
von den Älteren empfinde ich das Rolleinar am Schärfsten, dicht gefolgt vom Leica.
Das Zeiss und das Minolta sind auf gleichem Niveau minimal schwächer - wir reden aber insgesamt von Nuancen.
Alle älteren Objektive zeigen eine deutliche Vignette bei f2.8, das Sigma keine mehr, ist aber ja auch schon deutlich abgeblendet.
In den Unschärfebereichen finde ich das Minolta am weichsten mit dem geringsten Outlining,
das Rolleinar und das Zeiss teilen hier Platz 2 und das Leica hat die aufdringlichsten Unschärfebereiche.
Das Sigma ist butterweich und hat "keinen Charakter", auch die fehlende Vignette trägt zu diesem Eindruck bei.
Interessant finde ich, dass in meinen Augen beim Rolleinar-Bild der Löwenzahn am meisten "aus dem Bild springt".
Es kann aber auch sein, dass in diesem Moment die Sonne etwas stärker schien als bei den anderen Bildern.
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Das nächste Bild ist auf eine Distanz von ca. 65cm bis zum Fokuspunkt entstanden.
Das Sigma Art zeigt die Entfernung im Display an, wenn man es manuell fokussiert,
und ich habe mir einige Distanzen so gut es geht gemerkt.
Ebenfalls f2.8, hier ist der Hintergrund deutlich weiter entfernt - mal sehen, welche Unterschiede im Rendering sich ergeben:
Die Schärfe am Fokuspunkt ist bei allen Kandidaten vergleichbar gut, ich kann keinen Sieger küren - evtl. ist das Minolta einen Mini-Tick vor den anderen Altgläsern.
Erstaunlicherweise hat das Sigma, was die Schärfe angeht, keinen sichtbaren Vorsprung.
Augenscheinlich ist die Vignettierung der Altgläser, beim Sigma ist diese nach dem Abblenden schon weg.
In meinen Augen schafft es das Minolta am Besten, die Hintergründe aufzulösen.
Wenn man z.B. den Strommast nimmt, ist das Outlining des Minolta am geringsten.
Das Zeiss folgt dahinter, dann das Rolleinar und das Leica rendert auch auf diese Distanz in meinen Augen am Unruhigsten.
Das Sigma ist auch hier in seiner eigenen Liga, die Hintergründe sind schön weichgezeichnet ohne sichtbares Outlining.
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Nach diesen ersten "Bokeh"-Beispielbildern mal etwas urbaneres,
eine Dorfkirche.
Ich habe mit allen Bildern jeweils ein Bild bei f2.8 und f8 aufgenommen, beim Sigma zusätzlich die Offenblende f1.4.
Der Fokuspunkt ist die Spitze des Spitzbogens oberhalb der Eingangstür.
f2.8:
Erstaunlicherweise auch hier ein ähnliches Bild: Schärfemäßig sind die 4 Altgläser am Fokuspunkt fast nicht zu unterscheiden.
Minimalste Vorteile für das Minolta (es scheint etwas mehr Mikrokontrast zu zeigen als die anderen Kandidaten).
Den geringsten Randabfall scheinen in diesem Bild das Minolta und das Rollei zu haben (Referenzpunkt für diese Aussage ist das Haus auf der linken Seite - da kann man an den Fenstern minimale Unterschiede sehen) -
aber auch hier reden wir von Nuancen - und die Unterschiede hier können auch von der Bildfeldwölbung beeinflusst sein, weil das Haus natürlich nicht in einer Schärfeebene mit der Eingangstür liegt.
Das Sigma ist in der Mitte bei f2.8 nicht schärfer, hat aber weniger Randabfall - und natürlich keine Vignette - diese zu Erwähnen spare ich mir bei den nächsten Beiträgen, das habe ich nun oft genug angemerkt :bananajoe
Imposant hingegen ist, dass es bei f1.4 schon fast die gleiche Mittenschärfe erreicht.
f8:
Bei f8 gibt sich keiner der Kandidaten eine Blöße. Scharf über das ganze Bild sind sie alle.
Trotzdem hat auch hier das Minolta knapp die Nase vorne, es hält die Schärfe über das Bild noch gleichmäßiger als die anderen Kandidaten.
Als Verfolger sehe ich das Rollei, dann das Zeiss und das Leica hat auch bei f8 den größten Randabfall.
Das Sigma ist auch bei f8 noch einen Ticken besser als das Minolta - aber wir reden hier eh von eher homöopathischen Unterschieden in der 150-200%-Ansicht.
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Es freut mich, dass dieser Vergleich auch mal zur Kommunikation anregt -
da macht das doch direkt viel mehr Spaß! :prost:
So, nun mal back to topic :lol:
Ich mache mal weiter mit Bokeh auf ca. 1,10m Distanz -
der Fokus lag auf dem obersten Blatt des rechts im Bild liegenden Strauches, alle Bilder bei f2.8:
Nur, um es gesagt zu haben: Am Fokuspunkt geben sich alle Kandidaten nichts. Sehr gute Schärfe bei Allen.
Interessanter wird es bei den Hintergründen, denn hier zeigen sich unterschiedliche Charakteristika.
Als Bezugspunkt nehme ich das linke obere Bilddrittel.
Die Darstellung der Highlights ist bei allen Kandidaten sehr unterschiedlich:
Gemeinsam ist allen die Catseye-Neigung, aber wie diese dargestellt werden unterscheidet sich deutlich.
Bei Zeiss, Rollei und Minolta haben wir deutlich begrenzte Scheiben, die aber "komplett" vom Leuchtrahmen umgeben sind,
beim Leica sind diese nach außen geöffnet. Beim Sigma sind die Scheiben relativ rund und fast unbegrenzt, was zur weichen Bokehwirkung beiträgt.
Der Flare des Rolleinar steht natürlich auf der Negativ-Liste :devil:
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Auf einer ähnlichen Distanz wie bei den letzten Bildern,
aber mit gleichmäßigerem Hintergrund sehen die Bilder so aus (f2.8):
Die Bewertung des Bokehs ist ja Geschmackssache - das überlasse ich euch.
Festzuhalten ist aber, wirklich schön weich ist keiner der älteren Kandidaten - und auch das Sigma kann in diesem Bild nicht glänzen.
Deutliche Unterschiede sieht man hier in der Farbdarstellung.
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Beim ersten Sonnenstern-Testbild zeige sich die ersten größeren Unterschiede.
Aufgenommen bei f16, ca. 1 Blendenstufe unterbelichtet und dann in der Nachbearbeitung die Schatten aufgehellt, damit der sichtbare Himmel nicht ausbrennt.
Hier wird es interessant.
Das Zeiss zeigt den typischen 6-Blendenlamellen-6strahligen Stern. Es gibt nur eine Mini Reflexion - sehr gut!
Beim Leica gibt es gar keinen Flare. Das liegt hier aber daran, dass die durchscheinende Sonne mehr verdeckt war als bei den anderen Objektiven, was man auch an den deutlich kürzeren Strahlen sehen kann.
Das Rollei zeigt einen 10-strahligen Stern aufgrund der 5 Blendenlamellen, der auch sehr schön aussieht. Allerdings gibt es auch den größten Flare - jedoch nicht so markant wie die anderen, er scheint mehr durch.
Das Minolta hat wieder den 6-strahligen Stern, und auch hier gibt es einen relativ großen, aber weichen Blob.
Das Sigma hat 9 Blendenlamellen, deswegen ist der Sonnenstern 18-strahlig. Es zeigt wenige, kleine, aber sehr definierte Flares.
Das Zeiss und das Sigma sind in dieser Disziplin am stärksten, gefolgt vom Minolta und als Schlußlicht das Rollei. Das Leica lasse ich hier mal außen vor weil es "Glück hatte" mit der Sonne, die nachfolgenden Bilder klären das auf...
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Das zweite "Sonnenstern-Bild" ist deutlich anspruchsvoller als das Erste.
Die Sonne ist deutlich weniger verdeckt - und hier trennt sich die Spreu vom Weizen was das Gegenlichtverhalten angeht.
Ebenfalls bei f16...
Perfekt meistert kein Objektiv diese Situation.
Das Sigma ist noch am Stärksten, gefolgt von Minolta (geringster Flare, wenig Kontrastverlust) und Zeiss (mehrere kleine Flares, mehr Kontrastverlust als das Minolta).
Leica und Rolleinar sehen hier schwächer aus - sowohl was Kontrastverlust angeht als auch die Größe der Flares.
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Mit der Sonne direkt und unverdeckt im Bild festigen sich die Erkenntnisse der letzten beiden Bilder.
Aufgenommen bei f11:
Hier teilen sich das Zeiss und das Sigma den ersten Platz - eigentlich sensationell, wie wirksam die Vergütung des Zeiss vor über 40 Jahren schon war.
Das Leica schlägt sich hier auch gut. Der Flare ist zwar relativ groß, aber weich und undefiniert.
Beim Minolta ist er zwar kleiner, aber sehr gesättigt und bestimmend.
Das Rolleinar kombiniert die Eigenschaften von Leica und Minolta: groß und gesättigt :lolaway:
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Insgesamt ist das aber alles "Jammern auf höchstem Niveau".
Selbst das Rollei als in der Gegenlicht-Diszipin schwächstes Objektiv ist bei weitem keine Vampir-Linse und durchaus gegenlichtfest,
wie die beiden nächsten Serien auch belegen.
Kein Objektiv zeigt hier eine Schwäche.
Aufgenommen bei f11:
Aufgenommen bei f16:
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Weiter geht es mit einem Extrem-Kontrast-Bild.
Die anfokussierten Blätter am Wegrand im Schatten, dahinter die durchscheinende pralle Sonne-
viel mehr als die Sensordynamik hergibt.
Aufgenommen bei f2.8:
Was die Überstrahlfestigkeit angeht, liegen alle auf dem gleichen Level.
Unterschiede sieht man wieder relativ deutlich in der Darstellung der Highlights sowie
in der "Transition Zone", also dem Übergang von Schärfe in die Unschärfe.
Hier lohnt es sich mal den Wegverlauf genauer anzusehen - da zeigt jedes Objektiv ein eigenes Verhalten.
Da dieses Topic sehr subjektiv ist, hier von mir keine weitere "Wertung".
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Es macht ja auch Spaß, diese wirklich sehr guten Gläser mal genau unter die Lupe zu nehmen!
Hier ein Beispiel für die "Bubble-Neigung".
Kurze Distanz im Wald gegen Blätter mit durchscheinendem Licht bei f2.8:
Auch hier ist das Hintergrundrendering wieder deutlich unterschiedlich.
Da muss man wirklich für sich selbst entscheiden, was einem am besten gefällt.
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Als nächstes habe ich eine Aufnahme bei f5.6 für euch, der Fokus lag auf dem Holz-Dreieck rechts.
Bei f5.6 geben sich die Objektive nichts mehr.
In der Vergrößerung sieht man beim Zeiss oben rechts in der Laubstruktur Spuren von roten CA's, beim Leica sind geringe Überstrahlungen zu sehen.
Minolta und Rollei sind in diesen Bereichen unauffällig und auch einen Ticken schärfer in den Ecken, die Nase vorn was die Eckschärfe angeht hat bei f5.6 das Rollei.
Auffällig sind die wärmere Farbabstimmung des Leica und des Rolleinar (hier ist jeweils das gelb etwas kräftiger als bei den anderen).
Auch kann man sehen, dass die reale Brennweite analog der Reihenfolge hier im Test zunimmt.
Den engsten Blickwinkel hat das Zeiss, und am weitesten ist er beim Sigma.
Aber die Unterschiede sind klein.
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Als nächstes folgt eine Szene auf mittlere Entfernung bei Offenblende f2.8.
Der Fokus lag auf mittlersten, der Kamera am nächsten befindlichen kleinen Ast.
Bei diesen Aufnahmen haben die Wolken mir leider einen Streich gespielt, es herrschten nicht die gleichen Bedingungen.
Ich finde, auch in dieser Szene sieht man einige Renderingunterschiede.
Hier gefällt mir z.B. das Zeiss mit seinen starken Mikrokontrasten sehr gut.
Gut beobachten kann man auch wieder die "realen" Brennweiten der Objektive.
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Bevor es zum "krönenden Abschluß" meines ausgiebigen Vergleiches, der Blendenreihe geht,
möchte ich euch noch 2 Aufnahmen bei f2.8 zeigen.
Das erste Bild im mittleren Nahbereich mit dem Hintergrund weit entfernt:
Ich finde, hier sieht man einige Unterschiede, vor allem wie mit den Linien in den hellen Hintergrundbereichen von den jeweiligen Objektiven umgegangen wird.
Das zweite Bild auf einige Meter Distanz (Fokus lag auf dem Schild) hingegen zeigt, wie mit die Unschärfe in der Tiefenstaffelung gerendert wird:
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So, zum krönenden Abschluß habe ich nun eine Blendenreihe für euch.
Bei den Altgläsern f2.8, f4, f5.6, f8 und f11 - beim Sigma zusätzlich noch f1.4 und f2.
Der Fokuspunkt war die Hütte am Weiher in der Bildmitte.
Was ist nun das Fazit aus dieser Flut?
Alle Altgläser sind bei f2.8 nur im Zentrum scharf auf vergleichbarem Niveau.
Bei f5.6 werden die Bildränder bei allen akzeptabel, und erst bei f8 sind sie über das ganze Bild scharf.
Soweit also alles im grünen Bereich und praxisgerecht. Für einzelne Bilddetails reicht die Offenblendschärfe, bei Landschaften blendet man auf f8 ab - so verwende ich Altgläser eh...
Natürlich gibt es Detailunterschiede.
Bei f5.6 ist das Rollei den anderen Kandidaten was die Breite des scharfen Bereiches angeht etwas voraus (schaut euch mal den Bereich rechts von der zweiten Hütte an), die 3 anderen sind vergleichbar.
Bei f8 macht vor allem das Zeiss einen großen Sprung in der Eckleistung und schließt zum Rollei auf. Die beiden anderen bleiben etwas dahinter, sind aber absolut ausreichend scharf.
Bei f11 werden alle 4 noch einmal eckschärfer. Es bleibt aber bei der Reihenfolge: Rollei/Zeiss sind vorne, das Leica ist etwas besser als das Minolta.
Um das alles aber in Relation zu bringen:
Das Sigma ist bei f1.4 sowohl im Zentrum als auch in der Bildecke auf dem Niveau der Altgläser bei f5.6,
das ist schon sensationell.
Bei f4 ist es bis in die Bildecke scharf - so wie die beiden besten Altgläser bei f11.
Irgendwo muss sich die Zeit und die Größe ja bemerkbar machen.
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Ich habe noch etwas ergänzendes Bildmaterial für den Vergleich übrig,
hier 2 Bildserien auf unterschiedliche Fokussierentfernung vom gleichen Standpunkt aus.
Jeweils bei f2.8.
Serie 1, Fokus auf der Mauerkante rechts direkt unterhalb der mittleren Querfuge:
Serie 2, Fokus auf dem 2. Mauervorsprung von rechts: