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Minolta MC Rokkor-PG 1.4/50mm vs. Zeiss C/Y Planar 1.4/50mm
Schon seit längerer Zeit, genauer gesagt seit fast einem Jahr habe ich den Plan, zwei meiner klassischen f1.4-50iger zu vergleichen.
Es ist sehr lange nichts draus geworden, u.a. weil ich z.B. die Blendenreihen insgesamt 3x machen musste. Die erste Reihe konnte ich nicht mehr zweifelsfrei auseinander halten, die zweite (mit den besten Lichtverhältnissen) habe ich irreversibel falsch verkleinert, so bin ich jetzt bei der dritten :donk. Es muss bei mir halt alles immer schnell und oft spät abends gehen und dann passiert sowas. Ich bewundere echt die Kollegen hier, die regelmäßig ausgefeilte Tests mit schönen Bildern hier vorstellen, davon bin ich zeitlich ganz weit weg.
Ich bin auch weit davon entfernt, irgendwie fertig zu sein, aber irgendwann wollte ich doch anfangen.
So sehen sie (mit Adapter für Sony E) aus:
Anhang 127262
Technische Daten:
Minolta MC Rokkor-PG 1.4/50mm
- 7 Element in 5 Gruppen
- Durchmesser: 65,2mm
- Länge: 46mm
- Gewicht: 305g
- Filtergewinde: 55mm
- 6 Blendenlamellen
- Naheinstellgrenze: 50cm
Zeiss C/Y Planar 1.4/50mm (AEJ)
- 7 Elemente in 6 Gruppen
- Durchmesser: 62,5mm
- Länge: 41mm
- Gewicht: 290g
- Filtergewinde: 55mm
- 6 Blendenlamellen
- Naheinstellgrenze: 45cm
Es ist leider die Version mit der Ninja-Stern-Blende bei f2 und f2.8.
Für beide Objektive gibt es schöne Objektivvorstellungen bei Phillip Reeve (aus den Zeiten, wo die noch normales Altglas getestet haben).
Bei Objektiven dieses Alters kommt es natürlich immer auf den Zustand der jeweiligen Exemplare an.
Das Zeiss Planar kommt von irgendwem aus den Tiefen der Bucht und ist in einem ordentlichen Zustand mit Gebrauchsspuren. Es funktioniert tadellos auch an meiner Yashica FR-1. Es hat bei mir relativ viel Einsatz gefunden, ich mag es sehr.
Das Minolta ist praktisch in Sammler-Zustand, quasi wie neu und kommt von Nils (Kielerjung) hier aus dem Forum. Es funktioniert selbstverständlich perfekt an meinen analogen Minoltas. Ich habe es wegen meiner doch recht vielen Minolta-Objektive aber gar nicht so viel eingesetzt. Es ist aber auch erst knapp ein Jahr nach dem Planar zu mir gekommen.
Blendenreihe mit meiner Sony A7II, Stativ, Fernauslöser, die Bilder sind nur leicht verkleinert, also selber reinzoomen und sich selbst ein Bild machen.
Wie ich schon erwartet habe, sind die Unterschiede bei der Schärfe auf größere Entfernung (aber nicht komplett unendlich) ziemlich gering.
Bei Offenblende überstrahlen beide ziemlich stark (das ist schon wild, was da am Rand an den Kontrastkanten abgeht) und haben beide starke Farbsäume. Der Kontrast ist niedrig. Beide liefern trotzdem noch recht viele Details, das Zeiss vielleicht am Rand noch ein bisschen mehr.
f2 und dann (insbesondere beim Minolta) nochmal f2.8 bringen Sprünge beim Kontrast und bei der Verringerung von Überstrahlen und Farbsäumen.
Bei f4 ist schon der allergrößte Teil des Bildes richtig scharf, nur die Ecken fallen noch ab, der schwache Bereich ist beim Zeiss vielleicht ein bisschen kleiner.
Ab f5.6 passiert kaum mehr etwas, beide sind (wie es sich für ordentliche 50iger gehört) scharf über den ganzen Bildkreis, bei f8 auch die alleräußersten Ecken, f11 bringt keine nennenswerte Veränderung, vielleicht ein bisschen weicher in der Mitte.
Ich hoffe, Ihr könnt meinen Beobachtungen folgen. Wer die beiden Objektive selber hat (sie sind ja nicht selten), ist herzlich eingeladen, hier auch Vergleichsbilder beizusteuern.
Gruß Matthias
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Bokeh
Bei 1.4/50iger Objektiven natürlich nicht so ganz unwichtig. Ich kann mit meinem Material längst nicht alle Szenarien und Aspekte abdecken, vielleicht kommt noch ein 2. Teil dazu.
Zuerst Vergleichbilder etwa in einem Abstand für ein Kopf/Schulter-Portrait (das "Model" kennt ihr ja vielleicht schon...) mit einem ziemlich fordernden Hintergrund aus den verschiedensten Blättern. Zunächst bei Sonne, beim Minolta dann auch bei ruhigeren Lichtverhältnissen (als ich die entsprechenden Bilder mit dem Zeiss machen wollte, kam die Sonne raus :spitze:).
(Warum in der Tabelle die Zeiss-Bilder groß und die Minolta Bilder klein dargestellt werden und wie man das behebt, weiß ich leider nicht.)
Bei dem Hintergrund und Sonne ist das Bokeh bei beiden ganz schön wild, insbesondere bei Offenblende, da schenken sie sich nicht viel. Bei f2 hingegen wird das Minolta ruhiger und das Zeiss leidet an der Blendenform, aber von "cremig" und unaufdringlich sind wir immer noch weit weg.
Bei ruhigem Licht und etwas verändertem Standort sieht es ganz anders aus, da sieht das Minolta gut aus, v.a. bei f2. Das entsprechende Bild mit dem Zeiss ist wegen der anderen Lichtverhältnisse nicht gut vergleichbar, aber die Tendenz ist ähnlich.
Näher an der Naheinstellgrenze und bei ruhigen Lichtverhältnissen sieht das Bokeh bei beiden auch bei f1.4 durchaus ruhig und schön aus. Auf den Hintergrund achten schadet jedenfalls nicht. :run:
Und noch je zwei (nicht miteinander vergleichbare) Bilder auf meinem Fundus:
Minolta MC Rokkor-PG 1.4/50mm
f2
Anhang 127317
f2.8
Anhang 127318
Zeiss C/Y Planar 1.4/50mm
f1.4
Anhang 127319
f1.4? (für Offenblende eigentlich zur scharf und kontrastreich, aber die Highlights sind beim Planar sonst nie rund)
Anhang 127320
Ich sehe hier das Minolta ein bisschen vorne, die Unterschiede sind aber nicht groß. Offenblendig kann es mit entsprechendem Hintergrund bei beiden sehr unruhig werden. Bei f2-f2.8 leidet das Zeiss unter der Form seiner Blendenlamellen, das Minolta wirkt da ruhiger. Aber das ist natürlich sehr subjektiv. Was meint Ihr ?
- Fortsetzung folgt -
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Verhalten im Gegenlicht
Zum Verhalten im Gegenlicht habe ich in den letzten Tagen einige wenig ansehnliche Testfotos gemacht, da hier erhebliche Unterschiede zu erwarten waren. Aber ich habe es trotz des teilweise wunderschönen Wetters der letzten Tage nicht geschafft, ein paar richtige Gegenlichtbilder im Realeinsatz zu machen.
Alle Bilder vom Stativ und ohne Gegenlichtblende aufgenommen (ich habe für beide nicht die Original-GeLi).
Zuerst ein Bild mit hinter Ästen abgeschatteter Sonne, einmal offen, einmal auf f11, auf der Suche nach dem Blendenstern.
Das Minolta hat offen einen schönen regenbogenfarbigen Rundflare, damit kann man ggf. sogar spielen kann. Der Blendenstern wäre ganz nett (Geschmackssache !), ist aber kaum ohne Flares und Reflexionen zu haben. Das Zeiss ist hier definitiv besser, hier kann man ohne Weiteres mit dem Blendenstern spielen.
Dann Bilder mit der Sonne im Bild, erst oben in der Mitte, dann oben eher am Rand, schräg von unten aufgenommen. Da sieht kaum ein Objektiv wirklich gut aus, so was macht man normalerweise auch nicht.
Da gibt es bei beiden wenig Gutes zu berichten: Das Minolta hat auf den Bildern mit der Sonne in der Bildmitte offen einen Ringflare, abgeblendet sind die Ergebnisse unbrauchbar. Bei Zeiss ist es hier nicht viel besser, bunte Artefakte (wie auch immer man sie nennen mag) versauen das Bild.
Mit der Sonne in Richtung oberer rechter Bildrand bleiben die Ergebnisse mit dem Minolta unbrauchbar mit großen Flares und Reflexionen. Das Zeiss sieht abgeblendet dagegen viel besser aus, offen ist dann doch noch das eine oder andere Artefakt dabei.
Zuletzt noch ein paar Bilder mit dem Motiv nahe am Boden ins Gegenlicht mit der Sonne außerhalb des Bildes.
In dieser Runde ist das Ergebnis klar. Beim Verhalten im Gegenlicht hat das Zeiss eindeutig die Nase vorn, ohne allerdings mit guten modernen Objektiven mithalten zu können. Mit etwas Vorsicht und Sorgfalt kann man das Planar auch ohne Gegenlichtblende einsetzen, beim Minolta ist eine Gegenlichtblende einfach Pflicht.
Edit: Vergleich mit (nicht originaler, billiger tulpenförmiger Plastik-)Gegenlichtblende und ohne, selber Standpunkt, Kamerawinkel etc. (vom Stativ)
Absurderweise ist das Zeiss ohne diese Billig-GeLi besser als mit, die reflektiert wohl (nein, ich hab die Bilder nicht verwechselt !), für das Minolta ist eine ordentliche GeLi (und nicht so eine) Pflicht.
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Farben, Bokeh bei größerem Abstand und Schärfeverlauf
Ein bisschen was habe ich vom heutigen Ausflug in den Nymphenburger Schlosspark doch mitgebracht, allerdings habe ich meinen Vorsatz, eine Ziegelmauer für Bilder zur Verzeichnung zu nutzen, unterwegs vergessen.
Zunächst ein Bild vom Mittelbau des Schlosses aus dem Park mit dem Minolta MC Rokkor-PG 1.4/50mm bei f8, das Gegenstück mit dem Zeiss Planar ist nicht vergleichbar, weil sich genau da eine Wolkenbank vor die Sonne geschoben hat. Trotzdem möchte ich mal zeigen, wozu so ein Minolta bei gutem Licht in Sachen Farben fähig ist (JPG aus der Kamera, unbearbeitet).
Das Zeiss ist von den Farben nicht so unterschiedlich, der Sony-Sensor bzw. die JPG-Bearbeitung in der Kamera spielen da natürlich auch eine große Rolle. Anders als z.B. bei den 28igern kann ich hier das Minolta und das Zeiss nicht einfach an den Farben unterscheiden.
Anhang 127474
Dann wollte ich nochmal das Bokeh bei größerem Abstand sowohl vom Objekt als auch vom Hintergrund anschauen.
Da gibt es m.E. keine nennenswerten Unterschiede, wenn man in das Bild reinzoomt, sieht man bei Offenblende wieder das Überstrahlen und viele Farbsäume. Dies ist bei f2 zumindest in der Bildmitte schon weitgehend weg. Das Zeiss macht m.E. bei Schritt von f1.4 auf f2 einen etwas größeren Sprung als das Minolta. Außerdem sieht man hier, wie ähnlich die Farben der beiden sind.
Ein bisschen was zum Unschärfeverlauf habe ich auch noch gemacht.
Auf diesen Bildern ist zumindest das Bokeh hinter der Fokusebene bei beiden durchaus gefällig, es kommt eben massiv auf den Hintergrund an.
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Naheinstellgrenze und Verzeichnung
Ein bisschen was hab ich noch:
Basteleien meiner großen Tochter an der Naheinstellgrenze, ohne Zwischenring. Das Minolta hat eine Naheinstellgrenze von 50mm, das Zeiss von 45mm, nichts Tolles, den Unterschied sieht man aber.
Nun mit einem 10mm Zwischenring, auch hier kommt man mit dem Zeiss näher ran, Offenblende ist bei beiden hier nicht zu gebrauchen, aber abgeblendet sieht das ganz ordentlich aus.
Mit der Verzeichnung tue ich mich immer wieder schwer, sie überhaupt zu sehen. Liegt vielleicht darin, dass ich sehr wenig Architektur fotografiere.
Ich würde sagen, sie verzerren beide tonnenförmig und nicht allzu stark, das Zeiss etwas mehr als das Minolta.
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Und als vorerst letzten Beitrag noch ein Nachschlag zu Bokeh und Schärfeverlauf - ich sag es jetzt schon, die sind sich wiedermal extrem ähnlich.
Das wirklich wilde Bokeh bei meinen ersten Beispielbildern wollte ich etwas relativieren. Es muss abhängig von Distanz und Hintergrund längst nicht immer so übel aussehen.
Schärfeverlauf bei f1.4 (der schwarze Schatten links unten bin ich)
Ich wage mich mal an ein kleines Fazit:
Ich hab schon vorher gedacht, dass keine riesigen Unterschiede zu erwarten sind, aber dass sie so ähnlich sind, hätte ich nicht erwartet. Das mehr als doppelt, vielleicht sogar dreimal so teuere Zeiss hat lediglich klare Vorteile im Gegen- und Streulicht (das ist natürlich schon ein sehr wichtiger Aspekt) und die etwas weniger schlechte Naheinstellgrenze. Das Minolta hat gegenüber den AE (nicht den MM) Planaren den Vorteil, dass es zwischen f2 und f2.8 keine Sägezahn- oder Ninjastern-Blendenform hat und damit bei diesen Blenden je nach Situation das gefälligere Bokeh hat. Es wirkt zudem noch hochwertiger gebaut und lässt sich traumhaft fokussieren. Sonst liegen sie wirklich eng beisammen.
Hat man keine Minolta bzw. Contax/Yashica-Analogkameras wie ich, ist wahrscheinlich das Canon nFD 1.4/50mm die technisch bessere Alternative, ich finde allerdings die Farben der Minolta und Zeiss-Objektive viel schöner.
Mit den modernen, doppelt so großen 1.4/50mm-Objektiven wie dem Sigma Art oder dem Sony ZA 1.4/50mm haben sie beide nicht viel gemeinsam, da sieht man schon die Entwicklung über all die Jahre.
Gruß Matthias