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Industar-69 2.8/28 (Chaika M39)
Hallo Altglasfreunde,
ich möchte euch heute eine kleine Besonderheit vorstellen, das Industar-69 2.8/28mm. Im Vergleich zu anderen Ex-Sowjet-Linsen, findet man noch relativ wenig Informationen im Netz.
Anhang 18792
Entwickelt wurde es als Standardobjektiv für die russische Halbformatkamera Chaika-II, die von 1967-1972 gefertigt wurde. Produziert wurden Kamera und Objektiv wohl bei MMZ / Belomo. Besonderheit der der Chaika-II war, im Gegensatz zur Chaika (I), ein M39x1 Anschluss für Wechselobjektive. Doch Vorsicht, das Auflagemaß stimmt nicht mit dem Auflagemaß der klassischen Leicas überein. Bei der Chaika liegt es bei 27,5mm bei Leica und Co. bei 28,5mm! Somit lässt sich das Objektiv nicht so einfach an modernen Systemkameras verwenden. Ohne entsprechende Modifikationen ist also nur ein Einsatz im Nahbereich möglich, oder an einem Balgen. Die Modifikation des Objektivs ist allerdings kein Hexenwerk und lässt sich von jedem einigermaßen begabten Fotofreund bewerkstelligen. Mehr dazu in einem eigenen Artikel.
Der Name Industar deutet schon etwas auf den Aufbau des Objektivs hin, handelt es sich doch um einen Tessar-Typ. Man findet im Inneren also vier Linsen in drei Gruppen, wobei die hinteren beiden miteinander verkittet sind.
Hier mal ein paar weitere Fakten zum Objektiv:
- Höhe: 21mm
- Durchmesser: 48mm
- Gewicht (unmodifiziert): 64g, modifiziert 54g
- Gewinde: M39X1
- Auflagemaß: 27,5mm
- Stufenlose Blende von 2.8-16
- fünf Blendenlamellen
- vergütete Linsen
Das Objektiv besteht im Wesentlichen nur aus drei großen Baugruppen: dem Oberteil mit Entfernungs- und Blendenangaben, dem Linsenelement mit Blende und dem Unterteil mit M39 Gewinde und Schärfentiefenskala:
Anhang 18793
Auf dem Bild (übrigens auch mit einem Industar-69 aufgenommen), sieht man bereits die für Sony NEX adaptierte Version des Objektivs.
Da ich als Newbie hier im Forum nur eine begrenzte Anzahl an Bildern und Links in meine Beiträge einbinden kann, werde ich diese splitten. Im nächsten Beitrag daher etwas zum Thema Bildqualität und Vignettierung.
Grüße
Timo
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und weiter geht's...
da es sich beim Industar-69 um ein Objektiv für Halbbildkameras (im Format 18x24mm) handelt, muss man natürlich bei der Adaption an Systemkameras mit einer gewissen Vignettierung rechnen. Diese ist schon recht deutlich, wie die folgenden Beispiele zeigen, aber abblenden hilft:
f2.8
Anhang 18803
f5.6
Anhang 18804
f11
Anhang 18805
Das Industar ist genau das was man eine Charakterlinse nennt. Sie kann also modernen Objektiven in Auflösung, Kontrast und Farbdarstellung nicht das Wasser reichen, hat aber einen ganz eigenen Charme. Bei Offenblende wirken die Bilder flau und kontrastarm. Die Schärfe nimmt zum Rand hin rasch ab und die Vignettierung zu. Hier mal ein Bsp. (Schwarzwert angepasst, geschärft, verkleinert, sonst OOC):
Anhang 18809
Link zur hohen Auflösung.
Blendet man ab, nehmen Schärfe und Kontrast deutlich zu:
Anhang 18810
Link zur hohen Auflösung
Grüße
Timo
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Zur Alltagstauglichkeit kann ich noch nicht viel sagen, hab's auch erst ein paar Tage. Mein erstes Exemplar war auch mies. Dort war die Vergütung der hinteren Linsen beschädigt. Die Bilder sahen dann ziemlich neblig aus. Da war auch per EBV nichts mehr zu machen. Das zweite Exemplar ist dagegen echt gut. Im Vergleich zu "richtigen" 28ern kann es natürlich nicht mithalten. Dafür fehlt die Schärfe am Rand und mann muss schon ziemlich weit (8/11) abblenden um die Vignettierung in Grenzen zu halten. Sicher keine Linse für Immerdrauf, aber für Bilder mit Charakter echt schön. Hier noch zwei Beispiele im Nahbereich. Beide bei f2.8 und mit EBV.
Grüße
Timo
Anhang 18837
Anhang 18838
Industar 69 - Invertierung - warum?
Ich frage mich, warum das Objektiv vignettiert. Es wurde doch für Halbformat konstruiert. In der NEX ist ein APS-C-Sensor mit den Maßen 23,4 mm x 15,6 mm. Halbformat ist 24 mm x 18 mm. Demnach müßte es super an die Nex passen. Weiß jemand ne Antwort auf die Frage? Vignettiert das Industar 69 auch an der Chajka?
Grüße,
Seimi
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Das Industar-69 habe ich seit einigen Wochen an meiner auf Infrarot umgebauten Fuji X-A1. Der Grund für die Anschaffung war, dass ich endlich ein Pancake wollte, und unter diesem Aspekt ist das Industar ein voller Erfolg, denn damit passt die Fuji endlich schön in die Handtasche, was weder mit dem Kit-Objektiv noch mit irgendeinem adaptierten Nikkor oder M42-Objektiv der Fall ist. Und 28mm sind eine schöne Brennweite für Infrarot-Fotografie an APS.
Anhang 63668
Hier ist das Industar an der Fuji.
Anhang 63669
Links das Industar mit Adapter, Mitte ohne Adapter.
Mein Industar-69 ist im Zentrum erstaunlich scharf (um Klassen besser als mein Industar-61 53/2,8), das hatte ich so gar nicht erwartet. Von Blende 2,8 bis 11 ist das Zentrum gut bis sehr gut, erst bei Blende 16 lässt es merklich nach. Die Ränder sind aber ein anderes Thema. Die sind eigentlich bei Blende 16 überhaupt erst brauchbar. Vorher sind sie deutlich unscharf. (Die Berwetung bezieht sich ausschließlich auf die Leistung bei Infrarot. Ich habe es nie im sichtbaren Licht benutzt.) Des weiteren ist das Industar bei jeder Blende komplett frei von den sonst im Infrarot häufig auftretenden Hotspots.
Wenn ein Pancake gesucht wird, gibt es soweit ich weiß nur zwei Alternativen, das Fuji 27/2,8 und das Meike/Neewer/Voking 28/2,8.
Das Fuji 27/2,8 hat im Infrarot leider einen deutlichen Hotspot und ist deshalb für mich nicht zu gebrauchen, egal wie scharf es vielleicht wäre.
Das Meike/Neewer/Voking 28/2,8 ist im Infrarot komplett frei von Hotspots (ich habe es selbst nicht benutzt, ich habe aber Beispielbilder vorliegen). Es fällt zum Rand hin nicht derart dramatisch ab und ist dort deutlich besser als das Industar. Im Zentrum ist das Industar aber besser. Außerdem ist ein altes Sowjet-Objektiv zum Fotografieren viel stilvoller als ein modernes China-Modell :cool:.
Anhang 63670
Standard-Braun-Ergebnis.
Anhang 63671
Bearbeitung mit Kanaltausch
Anhang 63672
Ebenfalls mit Kanaltausch, etwas andere Farbgebung.
Anhang 63673
Schwarz-Weiß-Umsetzung
Anhang 63674
Nochmal Schwarz-Weiß
Anhang 63675
Ein 1:1-Ausschnitt aus dem Zentrum. Daran habe ich nichts auszusetzen.
Mein Problem ist damit, wie kann ich Filter nutzen? Welche Filtergröße hat das Industar-69 überhaupt? Und gibt es dafür Step-Up-Ringe?
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Hallo Anthracite,
ich glaube das wäre eine Bastel-Lösung für Dein Problem:
Es gibt von Zeiss für die Contaflex sogenannte Proxare, die haben 22,5mm Einschraubdurchmesser, die werden bei ebay öfter mal günstig angeboten,
auf die könnte man oben einen Stepup-Ring mit 26mm ankleben - ich hatte nur einen auf 30mm, vielleicht gibt es auch andere Varianten, z.B. auf 37mm.
Vignettieren wird das wohl nicht....
Anhang 63687
Das Glas aus dem Proxar muß natürlich raus, vermutlich gehen auch die meisten anderen Filter mit 22,5mm Gewinde sozusagen als Basis
VG
Dieter
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Industar-69 mit IR Filter
Nun habe ich die ganze Sache mit den Filtern beim Industar-69 einmal durchprobiert, es funktioniert - wie ich schon gepostet hatte -
mit einem alten Proxar von Zeiss mit 22,5mm Einschraubdurchmesser. Man entfernt das Glas und schwärzt den Ring innen, dann klebt man
einen Stepup Ring Größe 26-30mm oben an. In diesen schraubt man einen Stepup Ring 30-37 ein. Hier kommt dann ein weiterer Stepup Ring 37-Filtergröße
(auf meinem Foto ist es ein 46mm Filter). Diese ganze Konstruktion hat den Vorteil, daß man mit den Fingern (Fingernagel) bzw. mit Spitze eines Stiftes noch die Blende am Objektiv
verstellen kann. (übrigens der Zeiss Proxar Ring ist etwas höher als ein Filterring, deswegen kommt man noch an die Blende)
Und vor allem, es vignettiert nicht
Anhang 63856
Es sieht natürlich schon etwas exzentrisch aus, aber es funktioniert m.E., außerdem taugt es ohne Filter als Sonnenblende.
VG Dieter
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Gestern Abend hab ichs noch ausgeführt. Gefällt mir (f 5,6 OOC nur verkleinert):
Anhang 64558
Anhang 64559
Grüße
Martin
PS: beide Aufnahmen freihand bei 1/15 bzw. 1/20 Sek.
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Ich dachte mir, ich könnte das kleine Industar mal wieder nach vorne holen.
Es hängt oft an meiner Infrarot-Fuji.
Anhang 80381
Les falaises des grandes dalles.
Anhang 80382
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Anhang 140618
Offenblende
Anhang 140619
Nochmals Offenblende. Im Zentrum scharf (sieht man an den Felsen), zum Rand hin lässt die Schärfe aber schnell und deutlich nach.
Anhang 140620
Zur Abwechslung mal stark bearbeitet.
Anhang 140621
Ebenfalls stark bearbeitet. Basis dafür war eine Infrarotaufnahme mit der Fuji X-A1.
(Die ersten beiden Bilder mit der Fuji X-T100, die letzten beiden mit Fuji X-A1.)