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Canon T90: Service-Tag
Acht Exemplare der Canon T90 habe ich.
Eine Familie, die regelmäßig Betreuung braucht.
Denn es gibt über Zeit zwei Schwachstellen, die die Topkamera in Canons FD-System auf attraktivem Gebrauchtpreisniveau halten:
- Ein müde gewordener Anker in einem Relais (Elektromagnet). Die Kamera löst nicht aus, man hört nur ein leises Klicken und im Display blinkt ein Pfeil.
- Reste eines Dämpfers, der sich im Bereich des Verschlusses zersetzt, und die die Rollos des Copal-S(quare)-Verschlusses verkleben. Der gefürchtete Fehler „EEE“ erscheint auf dem Display.
Aber das ist alles beherrschbar.
Schauen wir, wie es den ersten beiden T90 heute beim Heimservice ergangen ist :yes:
Der müde Anker
Kandidatin Nr. 1
Der Check beginnt mit einer Beschau des Batteriefachs. Der Illuminator leuchtet in der Tiefe des Schachts.
Der Pfeil zeigt auf …
Anhang 136460
… noch flüssige Reste einer einst ausgelaufenen Batterie, die am Schachtboden schimmern.
An dieser Stelle darüber:
Ich versuche die Reinigung mit einem mit Wasser angefeuchteten Wattestäbchen.
Die Spitze des Stäbchens wird abgezwickt …
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… und auf eine gerade Sonde gesteckt.
Das hält fast bombenfest und ich erreiche so die verschmutzte Stelle:
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Anhang 136463
Einiger Schmutz wird hochgeholt:
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Mit dem Blasebalg nachtrocknen:
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Im zweiten Gang bringe ich Sonax-Elektronikreiniger auf die Kontakte.
Die Sonde wird wieder bestückt:
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Weiterer Schmutz kommt aus der Tiefe hoch:
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Der Patient, mit einem Ministativ fixiert:
Anhang 136468
Ich leiste mir den Luxus, jede der acht T90 mit eingelegten Batterien zu halten.
So können die Kameras regelmäßig direkt ausgelöst werden. Und die eingebaute Stützbatterie für die Einstellungen wird entlastet. Die Stützbatterien funktionieren bereits seit 36 Jahren. Unglaublich!
Ein Check der Leerlaufspannung mit dem Multimeter gibt Aufschluss über den ungefähren Batteriezustand:
Anhang 136469
Selbstverständlich müssen die jeweils vier AA-Batterien auf mögliches Auslaufen kontrolliert werden.
Auch die Kontakte im Batteriehalter werden auf Oxydation überprüft …
Anhang 136470
… und bei Bedarf mit Elektronikreiniger fitgemacht:
Anhang 136471
Verschlussüberprüfung
Fall 1 - der müde Anker - ist eingetreten.
Im Display blinkt der Pfeil, der die Filmtransportgeschwindigkeit anzeigt:
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Um zum Relais zu kommen, muss die Rückwandverriegelung teilweise demontiert …
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… und die vordere Gehäuseverkleidung abgenommen werden:
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Der Pfeil zeigt auf das Relais:
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Der Schraubendreher wird magnetisiert, …
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… mit der Spitze auf das Relais gehalten und dabei leicht bewegt. Dabei bleibt der Auslöser der Kamera gedrückt.
Das Relais ist ein Elektromagnet. Fließt Strom durch seine Spule, bildet sich ein Magnetfeld, dass den Anker bewegt. Ein Kontakt schließt oder öffnet sich dadurch. Verschmutzung kann diesen Ablauf hemmen. Die magnetisierte Schraubendreherspitze hilft nach.
Nach ca. einer Minute sanften Herumstocherns löst der Verschluss plötzlich aus.
Ein Schreckmoment ist immer dabei :devil:
Anhang 136478
Gleich noch ein paar Serienauslösungen hinterher, damit der Anker wach bleibt.
Das war’s, jetzt die Kamera wieder schließen.
Das war’s doch noch nicht
Beim Aufsetzen der vorderen Gehäuseabdeckung bemerke ich, dass die Abblendtaste eingerastet ist. Sie kommt nicht mehr zurück.
Also beschäftige ich mich mit dem Mechanismus und stelle fest, dass dort ein kleiner Hebel aus seiner Führung gesprungen ist und das Ganze hakt. Ich tippe auf Verschmutzung, einige mit der Sonde herausgeholte Krümel geben mir Recht.
Wo genau es nicht gleitet, kann ich nicht feststellen. Dazu müsste ich die Kamera zum Teil zerlegen.
Das ist nichts für einen Freitag :peace:
Und wie immer riskant.
Den Hebel kann ich wieder in Position bringen.
Über einen Zahnstocher lasse ich etwas Feuerzeugbenzin an die vermutete Problemstelle gleiten. Den Mechanismus länger bewegen, mit dem Blasebalg etwaige flüssige Benzinrückstände verpusten, danach noch ein kleines bißchen Öl dorthin und 40 mal hin und her.
Ich glaube, es hat etwas gebracht.
Nun noch die entsprungene Feder dort wieder aufspannen.
Das kostet mich alles zusammen eine Stunde Tüftelei:
Anhang 136479
Anhang 136480
Um zu sehen, wie der Mechanismus im Sollzustand funktioniert, mache ich die zweite Servicekandidatin auf:
Anhang 136481
Wieder im Detail dazugelernt :spitze:
Beim Anbringen der Verkleidung muss ihr Rand genau eingepasst werden, dazu wird eine Kante eingeschoben.
So passt es:
Anhang 136482
Erledigt
„EEE!“
Munter geht es mit der zweiten T90 weiter.
Der hintere Verschlussvorhang ist verklebt.
Der alte Dämpfer lässt grüßen.
“EEE“ steht auf dem Display, die Kamera löst nicht aus.
Nachdem ich die T90 ausgeschaltet und den Batteriehalter rein-/rausgeschoben habe, arbeitet sie wieder mit.
Mit Feuerzeugbenzin und etlichen Wattestäbchen trage ich die schwarze Schmiere vorsichtig ab:
Anhang 136483
Zwischendurch lasse ich den Verschluss im Serienbetrieb arbeiten um mehr von dem Zeug hochzuholen.
Eines Tages wird der Dämpfer so aufgearbeitet sein.
Bis dahin lebe ich mit dem Problem.
Allerdings ist ein zweites entstanden.
Zwei kleine Dellen an einer Verschlusslamelle:
Anhang 136484
Ich war’s nicht! :shocking:
Vermutlich klebte die Lamelle fest und durch das Auslösen entstand der Schaden (?)
Jedenfalls ist keine Funktionsbeeinträchtigung festzustellen.
Zumindest nicht als sichtbarer Fehler.
Ob der Verschluss noch richtig abläuft, kann ich nur mit Testaufnahmen sicher feststellen.
Besser nicht zu viel fragen - schon gar nicht an einem Freitag :peace:
Alle Arbeiten werden in die Datenbank eingetragen:
Anhang 136485
Ich bin geschafft.
Die Wattestäbchen ebenfalls :kiss:
Anhang 136486
Alle Hinweise selbstverständlich ohne Gewähr. Was in meinem Fall klappte, muss bei anderen nicht funktionieren. Bzw. gibt es sicher auch geeignetere Vorgangsweisen.