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Thema: die ungleichen Brüder: Fotografie und Filmen

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    Standard die ungleichen Brüder: Fotografie und Filmen

    Hallo zusammen!

    Ich freue mich über die rege Beteiligung im Thema „leichtläufiges manuellesTelezoom, …“ und die offene und kontroverse Diskussion. Ich denke sie macht deutlich, dass wir an einer Grundsatzfrage angekommen sind, die uns bei derweiteren Betrachtung etwas im Wege steht.

    Ich wollte nicht zwingen ein neues Thema eröffnen, wollte diesen langen Textaber auch nicht im anderen Thema haben. Es ist mehr als sowas wie eine OFF-TOPIC-Ergänzung zum eigentlichen Thema gedacht und muss auch nicht zwingend weiter geführt werden.
    Aber die Sache liegt mir am Herzen. Die Frage: wie groß ist eigentlich die Kluft zwischen Fotografieren und Filmen in 2013?

    Wie man an meinem Beispiel sieht, gibt es zunehmend Leute die sich wegen des Filmens für manuelle Objektive interessieren. Eigentlich doch Grund genug in einem der kompetentesten Foren (vielleicht dem kompetentesten?) für manuelle Objektive sich mal umgekehrt auch Gedenken über das Filmen zu machen. Zumal sich eine Canon und manuelle Gläser gerade hier besonders schön ergänzen.
    Ich bin der Meinung die Dinge liegen nicht so weit auseinander wie es im ersten Moment scheint. Maßgeblich für diese Einschätzung ist aber vor allem auch das „gestalterische Endergebnis“. Wer seine Arbeit letztlich perfekt gedruckt an der Wand hängen haben möchte, für den ist Filmen sicher eine andere Welt. Wer ein digitales Endergebnis anstrebt sieht das womöglich anders. Unter den Letzteren gibt es zunehmend Fotografen die als Vortragsreferenten international bekannt sind und sich eine andere Frage stellen: Welche Momente lassen sich besser im Bild darstellen und welche im Film? Endergebnis ist eine Verschmelzung der beiden Welten in der sogenannten AV-Schau die durchaus begeistern kann.
    Oft gibt es schon unser Wortschatz vor und ich habe es diese Nacht erlebt: hier haben sie mal wieder ihre toros-/Stier-Festlichkeiten zelebriert (bin derzeit in Spanien). „Starr vor Schreck“ und „Freudentänze“ rufen geradezu nach dem „statischen Foto“ und dem „dynamischen Film“.

    Bei diesen Gegensätzen finde ich es besonders schön mit der „Welt dazwischen zu spielen“. Quasi als Brücke. Ich war letztes Jahr in Xativa. August. Brüllende Hitze im Landesinneren. Die Stadt ist für ihre vielen Quellen bekannt und hat viele historische Brunnen. Ich habe zunächst Fotos gemacht. Den Löwenkopf aus dem ein feiner Wasserstrahl austritt freigestellt. Im Hintergrund sieht man unscharf die Türe einer Kirche. Was bei der Hitze aber fehlte war das frische Plätschern des Wassers und das veränderte Schimmern des Strahls im Sonnenlicht. Ohne Ton muss man bei diesen „Videos“ manchmal zweimal hinschauen um sie als keine Fotos zu entlarven. Und entsprechend aufgenommen stehen sie den RAW-Fotos auch nicht bis wenig nach. Etwas provokativ könnte man sagen: zumindest in der digitalen Welt ist der Filmschnipsel manchmal das bessere Foto.

    Veränderte technische Rahmenbedingungen:

    Die oben genannte Verschmelzung geht auch Hand in Hand mit neuen Möglichkeitenbei der Präsentation des Endergebnisses. Nach Einschätzung vieler sind neue und noch recht teure Projektoren mittlerweile auch für die Bildpräsentation besser als es die früheren Diaprojektoren waren. Zudem braucht man keine vier sondern nur noch einen. Das verschiebt die fotografische Welt etwas weg vom Papier und macht es zunehmend interessant (in wenigen Jahren vermutlich auch im Hobbybereich) seine Ergebnisse digital zu zeigen.

    Vor zwei Jahren hat mir bei einem Foto-Festival der durch seine Highspeedfilm-Fledermaus-Reportagen bekannt gewordene Dietmar Nill angekündigt: „es ist nur noch eine Frage der Zeit wann speziell Wildlife-Fotografen ihre Fotos den Filmsequenzen entnehmen“. Er selbst war schon vorher anerkannter Fotograf.
    Denn theoretisch betrachtet liegt der Unterschied zwischen Filmen undFotografieren doch letztlich in den unterschiedlichen fps und der Auflösung. Und auf was warten diese „Fotografen“ jeden Tag? Auf eine „Foto“kamera mit nochmehr Bildern pro Sekunde! Wenn Speichermedien und Schnittstellen mit „Foto“kameras einerseits 12k-Filme erlauben und andererseits 25 Fotos pro Sekunde machen, dann wird es zur reinen Philosophiefrage ob man gerade Filmt oder Fotografiert – oder?

    Und auch was den fachlichen Anspruch angeht ist es keineswegs so, dass es irgend einen Grund gibt anzunehmen, dass es z.B. mit einer Canon 5D anspruchsvoller wäre zu Fotografieren, als zu Filmen. Ganz im Gegenteil! Auch hier könnte man etwas provokativ sagen: Filmen ist wie Fotografieren – nur aufwändiger!

    Bei 5600 Pixeln horizontal kann man beim Fotografieren:
    - schon mal den Horizont schief stellen
    - einen falschen, zu großen Bildausschnitt wählen
    - vor senkrechten Linien zu hoch oder zu niedrig stehen
    - das falsche Objektiv mit zu viel Verzerrung wählen
    - ein Staubkorn auf dem Sensor nicht entfernen
    All diese Versäumnisse lassen sich beim Foto im Handumdrehen korrigieren. Beim Filmen muss viel mehr darauf geachtet werden, dass das Ergebnis schon bei der Aufnahme erreicht wird. Das macht die Sache aus meiner Sicht aufwändiger.

    Und noch eine Sache ist zu bedenken: beim Fotografieren ist man „ungebunden“,man kann aus den „Freien schöpfen“. Beim Filmen ist man an die konstante Belichtungszeit von 1/50 bzw. 1/60 Sekunde gebunden. Da ist mit Freistellen bei 1/4000 Sekunde ganz schnell Schluss. Also müssen andere Hilfsmittel her welche das Vorgehen nicht vereinfachen.

    Und letztlich ist eine schöne Filmsequenz bei der mit wenig Schärfentiefe vorausschauend die Schärfe zum richtigen Zeitpunkt zum richtigen Motiv geführt wird genauso schön anzusehen wie ein tolles Foto.

    Mit alledem will ich sagen: ich glaube, dass wir in einer Entwicklung angekommen sind, in der manuelle Objektive keine reinen Handwerkszeuge für Fotografen sind. Sie wurden für die Fotografie entwickelt und gebaut. Das bedeutet aber nicht, dass heute – einige Jahrzehnte später – diese Objekte immer noch reine Fotografie-Werkzeuge sind und Filmen so etwas wie einen „Missbrauch“ darstellt. Sie haben von Haus aus Eigenschaften, die sie für das Filmen sehr interessant machen, wie den festen Anschlag bei Unendlich, oder den längeren Fokusweg. Deswegen ist es völlig „legitim“ innerhalb dieser Handwerkszeuge nachweiteren guten Eigenschaften fürs Filmen zu suchen. Und Objektive die von klassischen Ansprüchen der Fotowelt abweichen sind damit heute nicht so etwas wie kaputt, defekt oder unbrauchbar. Im Gegenteil: ich denke wir alle sollten uns freuen, wenn diese Meisterwerke der Feinmechanik trotz einer Funktionseinschränkung beim Fotografieren nun beim Filmen umso nützlicher sind. Und eins sollte man nicht vergessen: wenn nicht die guten alten Optiken fürs Filmen verwenden, was denn dann? Vor allem wenn man finanziell irgendwie noch Limits hat.
    Gestern kam ein Auto Mamiya Sekor 55mm f1,4. Mit einem integrierten Mechanismus um manuell die Blende stufenlos (!), weich und mit ganz leichter Verzögerung zu verstellen. Dazu haptisch viel wertiger als neue Linsen und zu einem Bruchteil der Kosten. Filmerherz was willst Du mehr, wenn du eh keinen Autofokus brauchst? Und dass du strahlst, dafür sorgt auch noch das Thorium … :-)



  2. 2 Benutzer sagen "Danke", Thomas18 :


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