Hallo!
Heute war ich mit der Sony A77 und dem Zeiss Ikon Ultron unterwegs. Toll, wie Sony die alten Optiken technisch unterstützt.
Aber irgendwie geht mir folgendes nicht mehr aus dem Kopf:
In einem Anfall von Sentimentalität habe ich vor 10 Tagen eine Sony A700 gekauft.
Diese betagte DSLR hat einen guten Sucher.
Nach bald 2 Jahren mit den elektronischen Nachfolgern hat mich das Fotografieren mit dem optischen Vorgänger so richtig fasziniert.
Denn in dieser Richtung (vom EVF zum Optischen) hatte ich den Wechsel beim Durchblick noch nicht wahr genommen.
Jetzt werde ich etwas "sensibel", aber ich glaube, man kann mich einigermaßen verstehen:
Unser Auge ist sehr, sehr empfindlich. Nehme ich eine SLR / DSLR ans dieses, dann ändert sich ev. die Brennweite, ev. wird es dünkler (bei Optiken, die erst bei f4 beginnen), aber es bleibt
der Eindruck, dass die Wellenlänge des Lichtes, die auch die Stimmung in der jeweiligen Fotosituation mitträgt, gleich bleibt. Kein Zeitversatz, kein Absaufen der Farben, Sonne bleibt Sonne,
man weiß, was man sieht. Es ist homogen, fühlt sich natürlich an, dieses Sehen.
Es ist eine Freude, durch ein gutes Objektiv zu blicken und die Landschaft einzufangen, wenn der Sucher, das Prisma, die Mattscheibe usw. gut sind.
Wenn ich dann zum EVF welchse, ich renne gerne mit 2 Kameras herum, damit ich nicht so oft Objektiv wechseln muss, dann spüre ich nicht diesen Effekt.
Die Schwingung wird digitalisiert, für mich damit eliminiert. Ein "warmes" Bild wird "kalt" (Ich übertreibe jetzt ein wenig, aber die Richtung stimmt).
Wenn man auf so etwas reagiert, dann ist ein EVF fürs emotionale Fotografieren nicht so geeignet. Denn er trennt die Welt in analog und digital.
So gut der EVF auch sein mag, die Stimmung, die Lichtsituation, das Erleben beim Fotografieren, alle diese Dinge werden meiner Meinung nach, gedämpft.
Meine Tendenz geht eindeutig zurück zum OVF. Die digitale Variante des Suchers bringt mir nicht die Freude und Entspannung, die ich bei meinen Streifzügen durch die Welt der Motive suche.
Zwar hat es gewisse Vorteile (Makro, Sucherlupe im Sucher, Peaking-Mode), aber für diese Bereiche der Fotografie kann man den Live-View nutzen.
Dieses Thema hat jetzt nichts Direktes mit dem Endergebnis zu tun. Aber indirekt.
Wenn so ein Sucher nervt, bricht man so einen Fotografierausflug eher ab, als wenn man ihn genießt.
Mein Weg der "richtigen" Fotografe, die mir Auszeit gibt und Entspannung ist, wird wieder zurück zum optischen Sucher einer Vollformatkamera führen.
Egal, was da technisch noch daher kommt, mit dem richtigen Bleistift zeichnen ist immer noch "menschlicher", als mit einem Bamboo-Tablett und Photoshop xy,
genauso sehe ich es beim Sucher.
Mir ist klar geworden, dass der Prozess des "View-Findens", der Wesentlichste in der Fotografie ist. Darum sollte sich ein jeder gut überlegen, ob er diesen Prozess
digitalisiert erleben will. Es genügt ja, wenn die Bildfang-Ergebnisse meist nicht mehr die digitale Welt verlassen dürfen, die Bilder, die wir machen, die Festplatte nicht mehr verlassen.
Das ist meine Erkenntnis.
Wie ist Eure?
lg Peter