Die Smena SL (SL steht für 'Schnell-Ladesystem') ist eine russische Kleinbildkamera aus den 60er und 70er Jahren. Die für die Kamera notwendigen Filmkassetten werden - soweit ich weiß - nicht mehr hergestellt. Das erklärt auch warum die SL-Variante der Smena auf ebay so preiswert zu haben ist.
Das Objektiv ist ein Triplet mit einer Brennweite von 40 mm. Die Blende reicht von 4-16, ohne Klickstopps. Das Objektiv scheint vergütet zu sein, trotzdem ist es sehr empfindlich für einfallendes Sonnenlicht, der Kontrast geht dann sehr schnell in den Keller. Eine Sonnenblende ist unerlässlich.
Name des Objektivs: T 43 40mm/4
Anzahl Lamellen: 8
Filtergewinde: 35,5 mm
Gewicht nach dem Umbau: 78 Gramm
Naheinstellgrenze: ca 90 cm
Angeblich gehört die Smena in den Bereich der Point-and-Shoot und Lomo-Kameras, soll aber auch ein brauchbares Objektiv haben. Naja, das hat ausgereicht, um mich neugierig zu machen. Ich habe mir bei Ebay insgesamt drei Smenas (alle drei verschiedene Typen) zusammengeraffelt und auf M39 adaptiert. Bei der hier vorgestellten Smena-2 ist das am einfachsten, deshalb möchte ich den Umbau hier dokumentieren.
Zerlegen
Das Objektiv lässt sich einfach von der Kamera lösen, es ist mit 4 Schrauben von innen befestigt. Der Verschluss sitzt ebenfalls im Objektiv und muss entfernt werden. Die entsprechenden Teile kann man einfach abschrauben.
Für M39 braucht man natürlich ein entsprechendes Anschluss-Stück. Von meinen M39-Objektiven wollte ich aber keines zerstören. Die Lösung ist ein M39-M42 Adapter, den gibt es bei ebay für 2,50 €. Den Teil mit dem M42-Gewinden muss man entfernen, entweder mit einer kleinen Säge von Hand oder mit dem Dremel. Ich habe beides probiert, Handsäge geht schneller. Man muss nur aufpassen, dass man nur das Gewinde absägt und nichts von der Auflagefläche. Dremel ist bequemer und kostet weniger Kraft, allerdings wird der Adapter sehr heiß und man muss Pausen machen. Außerdem ist es laut. Das Resultat ist ein M39-Gewinde mit einer planen Auflagefläche.
Auf der Seite des Objektivs brauch man eine ebenso plane Auflagefläche, dort müssen dann einige kleine Pinne entfernt werden. Die schwierigste Aufgabe ist hier, den silbernen Fukussier-Ring so zu bearbeiten, dass das M39-Gewinde eingepasst werden kann. Das ging prima mit dem Dremel.
Reinigen
Der vordere Teil des Objektivs lässt sich abnehmen, indem man die drei seitlichen Schrauben lockert. Ein Herausdrehen der Schrauben ist nicht nötig. Das optische Element besteht aus einem Block und lässt sich einfach herausdrehen. Ich habe den Schneckengang mit Zahnstocher, Zahnbürste, Wattestäbchen und Feuerzeugbenzin bearbeitet. Heraus kam eine sehr zähe grüne(!)Masse. Ich tippe mal auf Algen XD
Den Ring mit der Blendensteuerung kann man gefahrlos herausziehen, er ist nur aufgesteckt. Hier war die gleiche grüne Masse drin.
Zusammenbauen
Damit das Objektiv vollständig nutzbar ist, muss man auf Unendlich fokussieren können. Ein erster Test mit dem frisch abgeschraubten Objektiv ergab, dass M39 möglich sein sollte. Durch die Demontage des Verschlusses, das Entfernen der Pinne und durch den Umbau des Fokussier-Ringes haben wir genug Raum gewonnen, den Rest können wir durch die Justierung des optischen Elements erledigen.
Aber vorher muss alles bis auf den schwarzen Ring mit dem Spannhebel wieder draufgeschraubt werden. Das Teil mit dem M39-Gewinde habe ich nach einigem Überlegen geklebt. Möglicherweise wäre eine Verschraubung besser, die dazu notwendigen Werkzeuge (Standbohrmaschine, Gewindeschneider M2) besitze ich aber nicht. Also habe ich den Adapter mit schnödem Uhu geklebt. Bis jetzt hält's.
Damit das Objektiv 'richtig' auf der Kamera liegt - also mit der Anzeige nach oben, wenn es ganz eingeschraubt ist, sollte man den Adapter-Ring einschrauben und oben eine Markierung anbringen. Beim Aufkleben wird die markierte Stelle in Übereinstimmung mit dem Gehäuse gebracht. An meinem Adapter passt es jetzt.
Als letztes habe ich noch einige blanke Stellen und einen Alu-Ring auf der hinteren Seite schwarz überpinselt, um Reflexionen im Inneren zu verhindern.
Fokussierung auf Unendlich
Das ist die leichteste Aufgabe:
- Das optische Element aufschrauben und das Objektiv auf die Kamera schrauben
- Das optische Element soweit hereinschrauben, bis man auf Unendlich fokussiert hat
- Den vorderen Deckel aufsetzen, die Einstellung für 'Unendlich' nach oben bringen und die drei seitlichen Schrauben festziehen
Leider stimmt danach die Anzeige der Blendenwerte auf dem Gehäuse nicht mehr mit dem Markierungspunkt auf dem Blendenring überein. (Bei der schwarzen Smana-SL allerdings schon, da ist die Anzeige auf einem Teller, der auf das optische Element aufgepresst ist)
Fotos
(keine Nachbearbeitung, lediglich Konvertierung von RAW>>jpg und Verkleinerung auf 800px Breite.
Als erstes die Schärfe. Drei Fotos vom Stativ auf eine Steinmauer.
Von oben nach unten: Blende 4 / Blende 5,6 / Blende 8
Obere linke Ecke:
Zentrum:
Ein paar Fotos auf Distanz (die Sonne immer hinter mir, alle mit Blende 8):
Und noch was mit Unschärfe:
Und zum Schluss noch das Objektiv an meiner Kamera:
Ach ja:
Ich habe diesen Umbau mit drei verschiedenen Smenas gemacht. Wer sein Glück auch mal versuchen möchte, sollte unbedingt eine 'Smena SL' nehmen. Auf keinen Fall eine 'Smena 8M'. Der konstruktive Aufwand bei einer 'Smena 8M' ist bedeutend größer. Um eine Fokussierung auf Unendlich zu ermöglichen, musste ich unter anderem den inneren Anschlag des optischen Elements entfernen und das hintere Gehäuse abschleifen. Aber es funktioniert, wenn man viel Geduld hat.