Hallo - 100% Zustimmung, Henry!
Der analoge Prozess ist mühsam und zeitauwändig und führt im Zweifelsfall zu einem Stapel unbrauchbarer Negative, die auch nur dann zu einem reproduzierbaren Lernprozess führen, wenn man vorher seine Arbeitsweise dokumentiert hat. Heute schreibt jede digitale Kamera die wesentlichen Rahmenbedingungen zu jedem Bild für uns auf - analog muss ich das als Fotografierender selbst erledigen. Das ist echte Entschleunigung, die nur noch schwer in die heutige Zeit passt. Abgesehen davon führt uns die analoge Fotografie die Kosten eines Bildes direkter vor Augen - digital ist das mehr oder weniger verschleiert.
Andererseits steigert diese gründliche/intensive Arbeitsweise das Vergnügen am gelungenen Bild. Jedenfalls geht es mir so, wenn das fertige Bild annähernd dem entspricht, was ich mir bei der Aufnahme gedacht habe.
Ich (immer noch Anfänger!) habe die analoge Fotografie für mich als "Intensivkurs" entdeckt, sowohl mit alten und modernen KB-Kameras (Pentax MX/SP/ESII, Kodak Retinas, Canon 50e/300x), als auch mit einfachen Mittelformat-Kameras (Agfa, Zeiss Ikon, Welta Reflecta) der 40-60er Jahre. Dabei empfinde ich es als großes Vergnügen, die Foto-Literatur dieser Zeit (50-60er Jahre) zu lesen und kennenzulernen, wie der geneigte Hobby-Fotograf damals an die Materie herangeführt wurde. SW-Fotos selbst zu entwickeln war seinerzeit weit verbreitete Praxis und auch heute schadet es nicht, dieses selbst zu erledigen - mir macht das viel Freude und es ist eigentlich nicht schwer.
Als Ergänzung ist das Hereinschnuppern in die analoge Fotografie eine überlegenswerte Sache, weil man auch in einer anderen Thematik eine alternative Sicht entwickeln muss: das Motiv! Wo ich mit einer DSLR (per Livewiew oder Bildbetrachtung) direkt meine "Kompostion" ansehen kann, muss ich bei einer analogen die Wirkung des Lichts auf den Film im Kopf "vorentwickeln", was vermutlich nur bei Beherrschung der Grundlagen funktionieren kann.
Trotzdem sind die modernen DSLR und Spiegellose eine großartige Sache und echte Wunderwerke, weil sie in einem Instrument soviel unterschiedliche Möglichkeiten, von der Schnappschusskamera bis hin zum Profiwerkzeug in sich vereinen und das zu einem im Vergleich zu früher günstigen Preis.
Ob Canon, Fuji, Nikon, Sony, Pentax, Olympus, etc. - ist es nicht im Grunde gleichgültig, welche Kamera man wählt? Selbst mit einer alten Canon 10D kann man lernen zu Fotografieren, vielleicht ohne Live View sogar einfacher? Wichtig ist die Bereitschaft, den M- oder Av-Modus als Default einzustellen und mislungene Bilder nicht nur zu löschen, sondern als Lernobjekt zu verstehen.
LG Jörn