Hallo Willi, das 55er 1.2 ist auch bei 4 und 5,6 schon gut vertretbar.
Dafür, das es auf 1.2 gerechnet ist, sind nur die unteren Blendenbereiche eben entsprechend weich und überstrahlend, da sie, wie ich es immer bezeichne, Lichtsammler sind. Das was ihnen dann fehlt gegenüber den 1.8ern z.B. ist die Eigenschaft mit hellem Licht umzugehen, was zumeist erst durch stärkere Abblendung zu realisieren ist.
Es verschieben sich die Grenzen der Schärfeleistung ungemein nach hinten, hin zu höheren Blendenzahlen. Ein höchstöffnendes Objektiv ist mit normalen Maßstäben nach meiner Ansicht ohnehin nicht korrekt zu bewerten, weil die Teile eben für Dunkelheit optimiert und gerechnet werden. Da sollen sie noch Ergebnisse bringen, die akzeptabel sind und wo bei 1.4ern oder 1.8ern eigentlich nix mehr ging. Heute ist es dank ISO und Rauschunterdrückung alles leichter, da wird ein mittelmäßig oder gut gerechnetes 50mm Objektiv aufgeschraubt, einfach der nächste ISO - Gang eingelegt und die EBV haut es dann raus. Aber zu den Zeiten, als diese Objektive gebaut wurden, gab es nur Film. Und da war man schon glücklich, wenn man eine solche Optik hatte, die gröberes Korn vermeiden half und darüber hinaus man die eine oder andere Gelegenheit zeitentechnisch noch aus der Hand halten konnte.
Schön daran in der heutigen Zeit ist, das man in Ruhe mit den durch das Objektiv mit seinen "Fehlern" erzeugten Effekten spielen kann, die Ergebnisse sofort sehen kann. Es ist eine Effektlinse, genauso wie Superweitwinkel, die durch die dramaturgische Übertreibung des Sichtfeldes eben einen besonderen Zauber haben.
Ich denke, hier kommt man allein mit "Schärfemaßstäben", Restfehlern und technischen Größen nicht weiter in den Diskussionen.
Diese Objektive haben in Bezug auf die Freistellung und das Bokeh nämlich so etwas wie das, was ich als "den Pinsel" des Fotografen bezeichnen würden. Es sind "Malstifte"... der optischen Art.
Und ja, es gibt da in der heutigen Zeit auch besseres.. aber ich finde, das Teil bleibt bei mir, weil es doch eine nette Erweiterung der kreativen Möglichkeiten, abseits von technischen Größen darstellt.
LG
Henry