Wie üblich zeige ich Euch hier eine Testserie von f/2,8 bis f/16, die mit der Sony A7R II (42 Mpix.) nebst Stativ und 2 Sekunden Selbstauslöservorlauf bei 100 ISO fotografiert wurde. Ich habe mit maximaler Lupenvergrösserung und offener Blende auf die Kirchturmuhr scharfgestellt. Es handelt sich hier um fast ungeschärfte Ausschnitte in 200% - Vergrösserung, die Korrektur der chromatischen Aberrationen wurde in Adobe Camera Raw desaktiviert.
Die ganze Szene im Überblick
f/2,8

Linker oberer Bildrand (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte untere Bildecke (rechts)
f/4

Linker oberer Bildrand (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte untere Bildecke (rechts)
f/5,6

Linker oberer Bildrand (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte untere Bildecke (rechts)
f/8

Linker oberer Bildrand (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte untere Bildecke (rechts)
f/11

Linker oberer Bildrand (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte untere Bildecke (rechts)
f/16

Linker oberer Bildrand (links), erweitertes Zentrum (Mitte) und rechte untere Bildecke (rechts)
Die Fotos wurden mit Standardeinstellung in Camera Raw geschärft. Was Auflösungsvermögen und Kontrast anbetrifft, finde ich die Leistungen nahe Unendlich über das gesamte Bildfeld schon bei Offenblende so gut, dass Abblenden eigentlich nur zwingend ist, um eine grössere Schärfentiefe zu erreichen. Die Vignettierung bleibt auch bei Offenblende quasi unsichtbar, was wohl der grossen Frontlinse geschuldet ist. Der beste Schärfeeindruck ist bei Abblendung um 2 oder 3 Stufen (f/5,6 oder f/8) erreicht, wobei es allerdings zwischen der Offenblende und f/11 keine Unterschiede gibt, die nicht durch ein wenig aggressiveres Schärfen ausgeglichen werden könnten. Blende f/16 ist nur bei einem Mangel an Schärfentiefe interessant, da kleinere Details durch die Beugung verloren gehen, die Blende f/22 sollte tunlichst vermieden werden, denn die Schärfenverluste werden so eklatant, dass sie auch in der Nachbearbeitung nicht mehr ausgeglichen werden können.Es ist anzumerken, dass die sehr guten Ergebnisse nur dann erreicht werden können, wenn das korrekte Auflagemass des Objektivs eingehalten wird. Mein Contax-Sony Adapter war ursprünglich zu kurz, was sich in einer verstärkten chromatischen Aberration (sowohl lateral als auch logitudinal) äusserte.
Der fehlende Infrarotindex und das ED-Glas mit einem Brechnungsindex von 81,6 machten mir Hoffnung auf eine perfekte Korrektur des sekundären Spektrums. Doch dem ist leider nicht so. Bei allen Blenden sieht man deutliche purpurne und grüne Farbränder (laterale chromatische Aberrationen) entlang deutlicheren Kontrastübergängen. Trotz einer Linse aus niedrig dispergierendem ED-Glas ist das Objektiv also nicht perfekt apochromatisch auskorrigiert. Die Farbränder verschwinden dennoch fast vollständig nach einer automatischen Korrektion in Camera Raw oder Lightroom. Verglichen mit anderen Objektiven wie den Pentax SMC 200 mm f/2,5, Canon nFD 200 mm f/2,8 und Soligor P 200 mm f/2,8 bleiben sie diskret, während das Leitz Elmarit - R 180 mm f/2,8 (erste Version) in dieser Hinsicht fast genauso gut und das Nikon Nikkor AI-S 180 mm f/2,8 ED klar besser abschneidet.
In Sachen longitudinaler chromatischer Aberrationen (dem sogenannten "Bokeh Fringing") ist das Angénieux DEM 200 mm f/2,8 ED hingegen erstaunlich gut korrigiert. Hier hat sich der Einsatz von ED - Glas ausgezahlt, denn die vor und hinter der Schärfenebene sichtbaren pupurnen und grünen Farbränder bleiben auch in Extremsituationen so gut wie unsichtbar.
Die Verzeichnung des Objektivs ist völlig unauffällig, denn es ist bei Motiven mit geraden Linien keinerlei Durchbiegung gerader Linien feststellbar. Die Randabschattung ist durch die übergrosse Frontlinse ebenfalls unbedenklich : nur in Ausnahmefällen bei Offenblende sichtbar, verschwindet die Vignettierung ab f/4.
Auf meiner Seite unter https://volkergilbertphoto.com/angen...00-mm-f-28-ed/ könnt Ihr den gesamten Testbericht lesen.