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Thema: Tokina RMC II 17 mm f/3, 5 und Tamron SP 17 mm f/3,5 (51B) im "Vollformat"

Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Standard Auflösungsvermögen und Kontrast nahe Unendlich

    Durch den massiven Einsatz von "Floating Elements", Asphären und Spezialgläsern mit besonders niedriger Dispersion hat sich im Superweitwinkelbereich in den vergangenen Jahrzehnten besonders viel getan. Deshalb sollte man bei den beiden Objektiven keine überzogenen Ansprüche stellen, zumal die damaligen Originalhersteller meist einen höheren Aufwand getrieben haben, was sich natürlich auch im doppelt oder dreifach höheren Preis niederschlug. So sind sie nur im erweiterten Zentrum scharf. Der Randabfall ist sehr deutlich und wird erst bei f/11 im fertigen Bild vernachlässigbar. Mein Tokina SL 17 mm f/3,5 leidet zusätzlich unter einer deutlichen der Bildebene abgewandten Bildfelwölbung, die nur in Richtung Nahbereich scharfe Ecken produziert - gegen Unendlich bleiben letztere immer unscharf und das sogar bei f/16.

    Nachfolgend eine Testserie, mit der Sony A7R nebst Stativ und 2 s Selbstauslöservorlauf bei 100 ISO fotografiert. Es wurde mit maximaler Lupenvergrösserung auf das Geländer in der Bildmitte scharfgestellt. Die Bilder wurden nur mit Standardeinstellung in Camera Raw geschärft, die chromatischen Aberrationen bleiben unkorrigiert. Letztere sind aber sehr moderat und in Camera Raw noch gut beherrschbar. Nach der automatischen Korrektur verschwinden sie fast vollständig. Bedenkt bitte, dass es sich hier um fast ungeschärfte Ausschnitte in 200% - Vergrösserung handelt.

    Anmerkung : die Blende meines Tamrons ist leider falsch kalibriert, was sich darin äussert, dass sie den Strahlengang bei Offenblende nicht vollständig freigibt. Ich habe deshalb alle Einstellungen beim Tamron interpoliert, die Offenblende entspricht in Wirklichkeit f/4.



    Schärfe nahe Unendlich


    Name:  Tamron_Tokina-US-01.jpg
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    Die gesamte Szene (Tokina bei Offenblende) - man erkennt deutlich die ausgeprägte Vignettierung !


    Offenblende (Tokina f/3,5 und Tamron f/4)

    Bildmitte (Tokina links und Tamron rechts)

    Name:  Offenblende-mitte.jpg
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    Ecke rechts oben (Tokina links und Tamron rechts)
    Name:  Offenblende-ecke.jpg
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    Auch wenn es beiden Objektive bei Offeblende noch an Kontrast mangelt, ist das Tokina deutlich schärfer in der Bildmitte, während das Tamron am Rand etwas detaillierter wirkt.



    f/5,6

    Bildmitte (Tokina links und Tamron rechts)

    Name:  f5.6-mitte.jpg
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    Ecke rechts oben (Tokina links und Tamron rechts)

    Name:  f5.6-ecke.jpg
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    Die Tendenz setzt sich bei f/5,6 fort



    f/8


    Bildmitte (Tokina links und Tamron rechts)

    Name:  f8-mitte.jpg
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    Ecke rechts oben (Tokina links und Tamron rechts)

    Name:  f8-ecke.jpg
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    Bei f/8 holt das Tamron in der Bildmitte auf (bei etwas weniger Kontrast) und ist am Bildrand deutlich schärfer.

    f/11


    Bildmitte (Tokina links und Tamron rechts)

    Name:  f11-mitte.jpg
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    Ecke rechts oben (Tokina links und Tamron rechts)

    Name:  f11-ecke.jpg
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    Bei f/11 schlägt die Diffraktion schon beim Tamron in der Bildmitte zu, während der Bildrand zufriedenstellend wird, ausser beim Tokina. Bei f/16 wird das Bild schon wieder deutlich weicher und diese Einstellung (und die f/22 beim Tamron) ist deshalb nur nützlich, wenn die Schärfentiefe absolute Priorität hat. Auch wenn beide Objektive in Sachen Schärfe und Kontrast keine Höchstleistungen bringen, sind sie doch durchaus brauchbar, das Tokina am Vollformat nur mit Abstrichen in den Bildecken.

    Fortsetzung folgt...
    Geändert von Alsatien (11.09.2020 um 19:50 Uhr)


  2. #2
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    Standard Bildfeldwölbung, Verzeichnung und Vignettierung

    Natürlich kann man mit den beiden Objektiven bei einer Naheinstellung von 25 cm keine richtigen Makroaufnahmen erwarten und das Bokeh hält sich auch schwer in Grenzen. Im Unterschied zu den meisten Originalherstellerobjektiven fehlt dem Tamron und Tokina auch ein optischer Korrekturausgleich bei kürzeren Entfernungen, was die Leistungen im Nahbereich zunehmend verringert.

    Wie schon bei der Unendlichserie ersichtlich wurde, leidet das Tokina unter Bildfeldwölbung : die Bildebene biegt sich wie eine Schüssel in Richtung Rand, was dazu führt, dass sowohl eine nahe Unendlich liegende und als Schärfereferenz dienende Bildmitte als auch im Nahbereich liegende Bildränder in die Schärfeebene rücken. Beim Tamron ist die Tendenz genau umgekehrt : hier wölbt sich die Bildebene von der Mitte in Richtung Ecken weg, was die für die Entfernungseinstellung verwendete Ebene scharf zeichnet sowohl als auch weiter von der Kamera entfernte Bildecken, während der in den Ecken befindliche Nahbereich unscharf wird. Wahrscheinlich hätten bewegliche Linsenelemente (floating elements) dabei geholfen, diesen Bildfehler in Schach zu halten.

    Name:  Tamron_Tokina-BFW-01.jpg
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    Das Tokina im Nahbereich bei Offenblende. Die Bildfeldwölbung hilft dabei, die Schärfentiefe zu minimieren.
    Name:  Tamron_Tokina-BFW-02.jpg
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    Durch die Bildfeldwölbung scheint das Tamron mehr Schärfentiefe zu besitzen.

    Obwohl sich gerade bei Architekturaufnahmen eine Korrektur der Verzeichnung anbietet, hält sich dieser Bildfehler doch bei den beiden Objektiven in erträglichen Grenzen. Dies wurde durch einen Kunstgriff erreicht, der auch bei modernen Objektiven immer wieder angewandt wird : eine tonnenförmige Verzerrung in der Bildmitte wird durch eine kissenförmige am Bildrand teilweise ausgeglichen. Beide Objektive verhalten sich dabei sehr ähnlich, es wäre also schwierig, einen eindeutigen Sieger in Sachen Verzeichnung zu ermitteln.

    Name:  architektur-1.jpg
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    Name:  arcitektur-03.jpg
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    Beide Aufnahmen : Tamron SP 17 mm f/3,5 bei Blende 11.

    Während die Verzeichnung diskret bleibt, ist die Vignettierung bei beiden Objektiven sehr ausgeprägt. Beim Tokina ist die Randabdunklung etwas stärker als beim Tamron und sie scheint sich etwas weiter in Richtung Bildmitte zu erstrecken. Meist hilft es aber, auf f/8 oder f/11 abzublenden, um eine gleichmässige Ausleuchtung zu erreichen.

    Name:  vignettage-01.jpg
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    Tokina 17 mm f/3,5 bei Offenblende....

    Name:  vignettage-02.jpg
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    ... und f/11 : abblenden ist nicht nur für die Schärfe am Bildrand nützlich !


    Fortsetzung folgt...


  3. #3
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    Standard

    Bei Deinen Bilder fällt mir die gleiche Flauheit auf, mit der sich mein Tokina aus dem aktiven Betrieb ins Archiv verabschiedet hat.
    Das Zuiko 18/3.5 zeigt, das man es zur gleichen Entstehungszeit auch besser konnte, allerdings in einer anderen Preisliga.

    Gruß Klaus

  4. 2 Benutzer sagen "Danke", K_Mar :


  5. #4
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    Standard

    Zitat Zitat von K_Mar Beitrag anzeigen
    Bei Deinen Bildern fällt mir die gleiche Flauheit auf, mit der sich mein Tokina aus dem aktiven Betrieb ins Archiv verabschiedet hat.
    Gruß Klaus
    Hallo Klaus, beim ersten Lesen dachte ich schon, Du wolltest mich der Faulheit bezichtigen . Aber Du hast mit der Flauheit schon recht, das sollte ja im Fazit noch kommen (und kommt auch noch...).

    LG Volker

  6. #5
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    Standard

    Hallo Volker,

    vielen Dank für die bisher erfolgte Vorstellung dieser beiden 17er. Ich finde das bisher Gezeigte sehr informativ und
    aufschlußreich und man sieht, dass Du Dir mit dieser Vorstellung ganz schön viel Arbeit gemacht gemacht hast.

    Wie zu erwarten sind beide Kandidaten für "Pixelpeeper" ungeeignet, aber ich bin überrascht, dass sie in der Summe
    der Eigenschaften durchaus mehr als brauchbar sind.

    Zudem eröffnen sie heutzutage auf dem Gebrauchtmarkt den preiswerten Einstieg in die Ultraweitwinkelfotografie.

    Leider ist mein 2,8/18 von Sigma noch nicht bei mir eingetrudelt, so dass ich keinen Vergleich anstellen kann.

    Ich freue mich auf jeden Fall auf die angekündigte Fortsetzung Deiner Vorstellung!

    LG, Christian

  7. 4 Benutzer sagen "Danke", gladstone :


  8. #6
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    Standard Gegenlichtverhalten und Blendenflecken

    Spätestens bei Gegenlichtaufnahmen und Aufnahmen mit starken Lichtquellen im Bildfeld offenbart sich das biologische Alter der beiden Objektive : bei Fotos gegen die Sonne zünden sie ein wahres Feuerwerk von Artefakten, die jegliche normale Nutzung der Fotos ohne langwierige Retuschen zunichte macht.


    Name:  Blendenartefakte.jpg
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    Die Sonne im Visier : Blendenreihe mit dem Tokina (links) und dem Tamron (rechts) zwischen Offenblende (obere Reihe) und f/11 (untere Reihe).


    Die BBAR-Vergütung des Tamrons scheint dabei etwas leistungsfähiger als die RMC-Vergütung des Tokinas zu sein, aber die Unterschiede sind angesichts des allgemein niedrigen Niveaus nicht wirklich ausschlaggebend. Für meine Praxis der Landschafts-und Nachtaufnahmen sind die beiden Objektive also völlig untauglich, denn die extremsten Lichtsituationen sind meist auch wichtige Zutaten für eindrucksvolle Fotos.


    Name:  blendenflecke.jpg
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    Nachtaufnahme mit starken Lichtquellen - Überstrahlungen inklusive

    Name:  blendenflecke-crop.jpg
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    Auschnitt (100%) aus obiger Szene, Tokina links und Tamron rechts.

    Bei der ganzen Misere hat das Tamron mit seiner 5-Lamellen-Blende dem Tokina gegenüber noch einen leichten Vorteil : bei Abblendung produziert es zehnarmige Blendensterne, während letztere beim Tokina nur sechs Verästelungen zeigen.


    Fortsetzung folgt...

  9. 10 Benutzer sagen "Danke", Alsatien :


  10. #7
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    Standard

    Ich schließe mich gerne der Beurteilung von gladstone an, beide Linsen sind ein durchaus brauchbarer Einstieg in die Fotografie mit sehr weitem Winkel. Das zeigen besonders auch die Bilder der schönen Fachwerkgebäude in Colmar, das geht doch sehr gut. Eine so präzise Vorstellung der Bildfeldwöbung habe ich bis jetzt noch nicht gesehen.
    Grüße Ulrich

  11. 3 Benutzer sagen "Danke", CanRoda :


  12. #8
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    Standard Tamron oder Tokina ?

    Oder keines von beiden ? In der Tat ist keines der beiden Superweitwinkelobjektive heute noch konkurrenzfähig. Um die Auflösung der Sony A7R auch nur ansatzweise auszuschöpfen, sollte auf f/11 abgeblendet werden und bei der Bildbearbeitung sollte auch ein aggressiveres Schärfen und eine Anhebung des globalen und lokalen Kontrastes zum Standardrepertoire dazugehören. Im Anhang liefere ich Euch ein Set von Profilen, mit denen sich in Lightroom und Camera Raw die Randabschattung und die Verzeichnung korrigieren lassen.

    Name:  Fazit.jpg
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    Die beiden Objektive sind aber trotz allem nicht “universell” verwendbar : Gegenlichtsituationen sind absolutes Gift und auch in normalen Situationen bleibt der Kontrast teilweise auf der Strecke - das Tokina und das Tamron 17 mm eignen sich also eher für Raw - Anwender, die ihre Fotos “aufhübschen” wollen, während ein “JPEG - Shooter” wahrscheinlich vom Ausgangslook der Fotos enttäuscht werden würde. Das Tamron SP 17 mm f/3,5 ist zweifelsohne das bessere der beiden Objektive. Die Schärfe ist gleichmässiger zwischen Mitte und Rand verteilt, das Verhalten bei Gegenlicht ist auch etwas besser, die Vignettierung ist etwas diskreter. Das Tokina zeigt eine höhere Mittenschärfe (Kontrast), während das Tamron eine leicht höhere Auflösung bringt. Beide leiden unter einer ausgeprägten Bildfeldwölbung, mit der sich jeder Besitzer auseinandersetzen muss, um halbwegs randscharfe Bilder zu erhalten. Im Moment weiss ich noch nicht, ob ich die beiden Objektive (oder eins davon..) behalten werde, denn mein Voigtländer SL II 20 mm f/3,5 ist eine ziemlich “runde” Sache, auch wenn der Bildwinkel etwas enger ist. Von meinem Canon EF 16-35 mm f/4 L IS USM ganz zu schweigen, das ist makellos...

    LG Volker

  13. 8 Benutzer sagen "Danke", Alsatien :


  14. #9
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    Standard Adobe-Korrekturprofile für Tamron SP und Tokina RMC 17 mm f/3,5

    Hier noch jeweils drei von mir erstellte Adobe-Profile für das Tokina RMC 17 mm f/3,5 und das Tamron SP 17 mm f/3,5 (jeweils Offenblende, f/5,6 und f/11). Sie korrigieren sowohl die Vignettierung als auch die Verzeichnung bei den drei genannten Blenden.


    Profile 17 mm-Objektive.zip

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