Durch den massiven Einsatz von "Floating Elements", Asphären und Spezialgläsern mit besonders niedriger Dispersion hat sich im Superweitwinkelbereich in den vergangenen Jahrzehnten besonders viel getan. Deshalb sollte man bei den beiden Objektiven keine überzogenen Ansprüche stellen, zumal die damaligen Originalhersteller meist einen höheren Aufwand getrieben haben, was sich natürlich auch im doppelt oder dreifach höheren Preis niederschlug. So sind sie nur im erweiterten Zentrum scharf. Der Randabfall ist sehr deutlich und wird erst bei f/11 im fertigen Bild vernachlässigbar. Mein Tokina SL 17 mm f/3,5 leidet zusätzlich unter einer deutlichen der Bildebene abgewandten Bildfelwölbung, die nur in Richtung Nahbereich scharfe Ecken produziert - gegen Unendlich bleiben letztere immer unscharf und das sogar bei f/16.
Nachfolgend eine Testserie, mit der Sony A7R nebst Stativ und 2 s Selbstauslöservorlauf bei 100 ISO fotografiert. Es wurde mit maximaler Lupenvergrösserung auf das Geländer in der Bildmitte scharfgestellt. Die Bilder wurden nur mit Standardeinstellung in Camera Raw geschärft, die chromatischen Aberrationen bleiben unkorrigiert. Letztere sind aber sehr moderat und in Camera Raw noch gut beherrschbar. Nach der automatischen Korrektur verschwinden sie fast vollständig. Bedenkt bitte, dass es sich hier um fast ungeschärfte Ausschnitte in 200% - Vergrösserung handelt.
Anmerkung : die Blende meines Tamrons ist leider falsch kalibriert, was sich darin äussert, dass sie den Strahlengang bei Offenblende nicht vollständig freigibt. Ich habe deshalb alle Einstellungen beim Tamron interpoliert, die Offenblende entspricht in Wirklichkeit f/4.
Schärfe nahe Unendlich
Die gesamte Szene (Tokina bei Offenblende) - man erkennt deutlich die ausgeprägte Vignettierung !
Offenblende (Tokina f/3,5 und Tamron f/4)
Bildmitte (Tokina links und Tamron rechts)
Ecke rechts oben (Tokina links und Tamron rechts)
Auch wenn es beiden Objektive bei Offeblende noch an Kontrast mangelt, ist das Tokina deutlich schärfer in der Bildmitte, während das Tamron am Rand etwas detaillierter wirkt.
f/5,6
Bildmitte (Tokina links und Tamron rechts)
Ecke rechts oben (Tokina links und Tamron rechts)
Die Tendenz setzt sich bei f/5,6 fort
f/8
Bildmitte (Tokina links und Tamron rechts)
Ecke rechts oben (Tokina links und Tamron rechts)
Bei f/8 holt das Tamron in der Bildmitte auf (bei etwas weniger Kontrast) und ist am Bildrand deutlich schärfer.
f/11
Bildmitte (Tokina links und Tamron rechts)
Ecke rechts oben (Tokina links und Tamron rechts)
Bei f/11 schlägt die Diffraktion schon beim Tamron in der Bildmitte zu, während der Bildrand zufriedenstellend wird, ausser beim Tokina. Bei f/16 wird das Bild schon wieder deutlich weicher und diese Einstellung (und die f/22 beim Tamron) ist deshalb nur nützlich, wenn die Schärfentiefe absolute Priorität hat. Auch wenn beide Objektive in Sachen Schärfe und Kontrast keine Höchstleistungen bringen, sind sie doch durchaus brauchbar, das Tokina am Vollformat nur mit Abstrichen in den Bildecken.
Fortsetzung folgt...