Die Vignettierung ist bei f/4 fast und bei f/5,6 vollständig verschwunden. Die Verzeichnung ist leicht kissenförmig aber bleibt bei den meisten Aufnahmen unsichtbar.
Die lateralen und longitudinalen chromatischen Abberationen sind, wie schon vorher angedeutet, monumental und verbessern sich auch nicht bei Abblendung. Sie können aber in einer guten Software (Camera Raw, DxO Photo Lab, Lightroom, Capture One) zu einem guten Teil korrigiert werden.
Trotz der einfachen Amber-Vergütung und der viel zu kurzen Streulichtblende ist das Objektiv in Sachen Flare und Blendenflecken nicht sonderlich auffällig.
Alles in allem ist das Soligor C/D 200 mm 1 : 2.8 kein universell einsetzbares Objektiv, da es für gute Bildschärfe mindestens bis f/5,6, besser aber bis f/8 oder f/11 abgeblendet werden muss. Um zufriedenstellende Aufnahmen zu liefern, sollte man aber auch noch in der Software Hand anlegen, um die chromatischen Abberationen zu reduzieren und den globalen und lokalen Kontrast zu erhöhen.
Das Soligor C/D 200 mm 1 : 2.8 wird aber einem Originalherstellerobjektiv nie das Wasser reichen können und man sollte deswegen auch kein kleines Vermögen dafür ausgeben. Meinem Canon nFD 200 mm f/2,8 hat es das Bokeh voraus, während es sich in allen anderen Disziplinen geschlagen geben muss.
Natürlich hätte es Schwierigkeiten, sich mit einem einem moderneren Objektiv mit Fluorit, UD oder ED-Glas zu messen. Ich nehme mal an, dass das Fazit für alle damaligen Soligor C/D-Objektive galt : bei Offenblende mässig und erst bei Abblendung wirklich zu gebrauchen, aber der OEM-Konkurrenz mindestens einen Schritt hinterher. Was ja auch nicht erstaunlich ist, denn die grossen Hersteller haben sicherlich einen grösseren Aufwand in Sachen Optik gemacht, was sich auch in höheren Preisen niederschlug. Übrigens gibt es noch ein anderes Soligor C/D 200 mm f/2,8, mit dem das hier vorgestellte nicht verwechselt werden sollte. Mit MC-Vergütung versehen, sollte letzteres einen höheren Kontrast zeigen, was die Auflösung anbetrifft, scheint es aber auch nicht das Gelbe vom Ei zu sein.
Trotz seiner offensichtlichen Schwächen kann das Objektiv aber trotzdem eine gute Figur machen. Anbei noch einige Beispielbilder, die das Potenzial des Soligor C/D 200 mm 1 : 2.8 hervorheben.
LG Volker


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