Wie ich aus damaligen Katalogen und Testreports entnehmen kann, waren die 28 mm f/3,5 Objektive in den Siebzigern noch gang und gäbe und wurden dann nach und nach von den lichtstärkeren 28 mm f/2,8 verdrängt. Ich habe eine PDF-Kopie eines in den Niederlanden durchgeführten, aber in einem französischen Magazin veröffentlichten Tests (MTF bei Unendlich) und da schnitten die f/3,5 Objektive von Asahi Pentax, Olympus und Nikon am Besten ab, gefolgt von Canon, Fuji und Minolta. Die Unterschiede ware aber nicht sehr gross und betrafen vor allem die Kontrastleistung bei Offenblende. Nur das Leitz Elmarit-R 28 mm f/2,8 konnte in diese Phalanx eindringen, damals schon (in der ersten Version) mit einer höheren Lichtstärke ausgestattet. Das Objektiv ist im Besitz eines Freundes und ich habe es mal länger testen können - in Sachen Mikrokontrast (wichtig für den Schärfeeindruck) ist es besser als alle von mir ausprobierten japanischen Objektive. Ich glaube, bei den 28 mm-Objektiven ist nicht die Linsenzahl ausschlaggebend (dein Siebenlinser ist nicht unbedingt besser als mein Fünflinser von Minolta), sondern das Datum der Objektivrechnung - viele Objektive der ersten Hälfte der Achtziger lassen deshalb ihre Vorgänger alt aussehen, wenngleich auch ihre Fassungsqualität unter dem zunehmenden Gebrauch von Kunststoff leidet...). Übrigens ist das Design des Zeiss Distagon auch vom Anfang der Achtziger. Lange Jahre hatte Zeiss nur ein 25 mm f/2,8 im Sortiment, das am Rand nicht richtig überzeugen konnte.
LG Volker